
Helfende Hände für Lehrkräfte: Mehr pädagogische Zusatzkräfte und Freiwillige sollen künftig in den Klassenzimmern in Baden-Württemberg mitarbeiten. Dafür sollen ab dem nächsten Schuljahr 250 neue Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) geschaffen werden, sagte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) in Stuttgart. Außerdem werde die Zahl der pädagogischen Assistentinnen und Assistenten um 267 auf die doppelte Menge aufgestockt. Ziel ist es laut der Ministerin, schnell Personal an die Schulen zu bringen. Pädagogische Assistentinnen und Assistenten sind nicht oder nicht adäquat ausgebildete Zusatzkräfte, die im Vergleich zu Lehrkräften deutlich schlechter bezahlt werden.
Durch die Initiative können junge Menschen neuerdings einen Freiwilligendienst mit pädagogischem Fokus leisten. An Schulen gebe es Freiwillige bisher etwa im Sportbereich in Kooperation mit Sportvereinen, erklärte Schopper. Mit der neuen Einsatzmöglichkeit erhoffe sie sich einen Werbeeffekt für pädagogische Berufe. «Die sollen jetzt nicht irgendwie am Schulhof dann die Ecken ausfegen und hausmeistern», sagte die Grünen-Politikerin. Vielmehr könnten die jungen Menschen dabei unterstützen, Schülerinnen und Schüler individueller zu betreuen.
«Jetzt ist jede zusätzliche Person, die im Klassenzimmer die Lehrkräfte unterstützen kann, wertvoll»
Auch die Verdopplung der Stellen für pädagogische Assistentinnen und Assistenten soll ermöglichen, sich besser um einzelne Schulkinder kümmern zu können. Die Assistenzkräfte werden nach Angaben des Staatsministeriums an Grund-, Haupt- und Werkrealschulen eingesetzt. Die Kultusministerin hob hervor, dass die Verantwortung für den Unterricht in den Händen der Lehrkräfte bleibe.
Vereinigungen aus dem Bildungsbereich begrüßen die Pläne. «Fast alle Schularten haben in diesem Schuljahr zu wenig Lehrkräfte, um den Pflichtunterricht sicherzustellen. Wir brauchen für gute Bildung im Länd kurz- und mittelfristige Maßnahmen. Für den Lehrkräftemangel ist die Landesregierung verantwortlich, die nicht rechtzeitig die Studienplätze ausgebaut hat. Jetzt ist jede zusätzliche Person, die im Klassenzimmer die Lehrkräfte unterstützen kann, wertvoll», erkärt Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Auch aus Reihen des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) kommt Zustimmung. «Wir brauchen in den Schulen jede helfende Hand», betont der Landes- und Bundesvorsitzende Gerhard Brand. Er fügt hinzu: «Ein Freiwilliges Pädagogisches Jahr an Schulen analog zum Freiwilligen Sozialen Jahr sehen wir grundsätzlich positiv. Junge Menschen kommen mit dem Lehrberuf in Berührung und Lehrkräfte erhalten Unterstützung bei außerunterrichtlichen Tätigkeiten.» Die jungen Menschen könnten die Schulen etwa bei Aufgaben der Integration, als Begleitpersonen beim Schwimmunterricht, bei der Planung von Klassenfahrten und Wandertagen oder der Vorbereitung von Unterrichtsmaterialien entlasten.
«Selbstverständlich, und das steht außer Frage, dürfen diese jungen und nicht ausgebildeten Menschen aber keinerlei unterrichtliche Tätigkeiten ausführen»
Allerdings schränkt Brand ein: «Selbstverständlich, und das steht außer Frage, dürfen diese jungen und nicht ausgebildeten Menschen aber keinerlei unterrichtliche Tätigkeiten ausführen. Ebenso wenig dürfen sie zum Stopfen von Personallücken dienen. Darüber hinaus weisen wir darauf hin, dass wir bei den Überlegungen eines Freiwilligen Pädagogischen Jahres die Kitas nicht außer Acht lassen dürfen. Auch sie haben jede zusätzliche Unterstützung dringend nötig.»
Dem erweiterten Einsatz von pädagogischen Assistentinnen und Assistenten steht der VBE-Vorsitzende ebenfalls positiv gegenüber: «Diese Assistenzkräfte sind an den Schulen hochwillkommen. Wir benötigen sie dringend und zwar an ausnahmslos allen Schularten. Hierbei ist wichtig zu betonen, dass die pädagogischen Assistentinnen und Assistenten vom Land einen eigenen Haushaltsposten erhalten und nicht wie früher mit Stellen für Lehrkräfte gegengerechnet werden.»
Die GEW fordert in dem Zusammenhang mehr Qualifizierungsangebote für die Hilfskräfte. „Auch wenn Lehrkräfte so nicht ersetzt werden können, erwarten wir mehr Qualifizierungsangebote, um die Pädagogischen Assistenzen und FSJler*innen fit zu machen für die hohen Herausforderungen», sagt Landeschefin Stein. Sie weist zudem darauf hin, dass pädagogische Zusatzkräfte auch in den Schulen begleitet werden müssen und schlägt für diese Arbeit Entlastungsstunden für Mentoren und Schulleitungen vor.
Die Kosten für die Verdopplung der pädagogischen Assistenz belaufen sich laut Staatsministerium auf 14,9 Millionen Euro für das Jahr 2023 und 16,2 Millionen Euro für das Jahr 2024. Für das FSJ-Projekt stehen den Angaben zufolge in diesem Jahr Mittel in Höhe von 950 000 Euro im Haushalt bereit. Für das Jahr 2024 und die folgenden Jahre seien 3,6 Millionen Euro eingeplant. News4teachers / mit Material der dpa
Lehrermangel – Schulleitungen meinen, dass angemessene Förderung von Schülern nicht mehr möglich ist