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Vera-Schock: Bildungssenatorin will einzelne Schulen schärfer in den Blick nehmen

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BERLIN. Über ein Drittel der Drittklässler kann nicht vernünftig lesen und rechnen – und an den weiterführenden Schulen sieht es kaum besser aus: Die gestern veröffentlichten Vera-Ergebnisse für Berlin zeichnen ein katastrophales Bild. Was hilft? Die Bildungssenatorin kündigt eine „Qualitätsstrategie“ an. Die GEW beklagt den Lehrkräftemangel.

Hilt es, einzelne Schulen in den Blick zu nehmen? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

„Zum Start des Schuljahres 2023/24 bestätigt sich, dass die Krise im Berliner Schulwesen immer drastischere Ausmaße annimmt“, so erklärt der Landesverband der GEW für die Bundeshauptstadt. In der Tat: Gestern musste die Bildungsverwaltung Medienberichte bestätigen, wonach die jüngsten Vergleichsarbeiten (Vera) in den dritten und achten Klassen verheerend schlecht ausgefallen sind (News4teachers berichtete). Danach erreichten in Deutsch-Lesen knapp 35 Prozent der Drittklässlerinnen und Drittklässler nicht die Mindeststandards. In Deutsch-Sprachgebrauch waren es sogar 46 Prozent. In Mathematik kamen 37 Prozent nicht auf das Mindestniveau.

Ebenfalls hochproblematisch stellen sich die Ergebnisse von Vergleichsarbeiten in der achten Klassenstufe dar. Hierbei gelang es 61 Prozent der Schüler nicht, simpelste Aufgaben in Deutsch im Zusammenhang mit Lesen zu lösen. In Mathematik kamen 77 Prozent beim Thema Messen und 65 Prozent beim Thema funktionaler Zusammenhang nicht auf Mindeststandards. An den Gymnasien fielen die Ergebnisse laut Bildungsverwaltung „etwas positiver“ aus.

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„Mir ist es ein Anliegen, die Vera-Daten künftig intensiver und auch schulscharf auszuwerten”

Die Reaktion von Bildungssenatorin (und KMK-Präsidentin) Katharina Günther-Wünsch (CDU): eine „Qualitätsstrategie“ anzukündigen, deren Grundzüge allerdings noch im Dunklen liegen. „Die Steigerung der Bildungsqualität, das Erreichen von Regelstandards bei den Vergleichsarbeiten in den Jahrgangsstufen 3 und 8 sowie der Erwerb grundlegender Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen bereits in den ersten Grundschuljahren für möglichst alle Schülerinnen und Schüler müssen das oberste bildungspolitische Ziel in Berlin werden“, so verlautete sie. „Denn sprachliche und mathematische Kompetenzen sind, neben sozial-emotionalen Kompetenzen, zentrale Voraussetzungen für den schulischen Erfolg, das Weiterlernen in der beruflichen Bildung und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“

Eine „Gesamtstrategie zur Steigerung der Bildungsqualität“ werde derzeit „mit der politischen Leitung der Senatsverwaltung und der Steuergruppe des Programms Bildungsqualität final abgestimmt und sodann („im Laufe des Schuljahres“) implementiert und kommuniziert. Für jeden Bildungsbereich wird jeweils ein Teilziel festgelegt, das den Beitrag definiert, um das zentrale Gesamtziel zu erreichen. Das fängt mit dem Elementarbereich an, setzt sich im Primar- und Sekundarbereich fort und geht weiter in der beruflichen Bildung.“

Ziel sei eine Trendumkehr, so dass im Jahr 2026 mindestens der gleiche Anteil an Schülerinnen und Schülern in der Primarstufe die sprachlichen und mathematischen Mindeststandards erreicht wie 2016. Eine konkrete Maßnahme ließ sich Günther-Wünsch entlocken: „Mir ist es ein Anliegen, die Vera-Daten künftig intensiver und auch schulscharf auszuwerten. Ziel muss es zukünftig sein, mit diesen Daten an den Schulen perspektivisch für eine qualitative Unterrichtsentwicklung zu sorgen.“ Soll heißen: Die Schulen werden schärfer in den Blick genommen.

„Zum Schuljahresbeginn fehlen rund 2.500 Lehrkräfte, deren Stellen nicht besetzt werden können”

Die GEW dürfte damit kaum zufrieden sein. „Um mit dieser Bildungskrise fertig zu werden, muss der gesamte Senat Bildung zur Priorität machen. Denn nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung und deutlich mehr Investitionen wird es gelingen, unserem gesellschaftlichen Anspruch an das, was unsere Schulen leisten sollten, gerecht zu werden“, erklärt GEW-Landeschef Tom Erdmann, Er betonte, dass insbesondere in den Grundschulen alles dafür getan werden müsse, dass voll ausgebildete Lehrkräfte die Klassenleitung innehaben. „Senatorin Günther-Wünsch muss auch unbedingt sicherstellen, dass nicht einzelne Schulstandorte ins Hintertreffen geraten, denn der Lehrkräftemangel tritt besonders dort zu tage, wo die sozialen und pädagogischen Herausforderungen am größten sind“, so Erdmann. „Eine Steuerung zur Abfederung von Ungleichheiten ist dringend erforderlich.“

Ohnehin sei der Lehrkräftemangel das drängendste Problem – und der verschärfe sich absehbar noch. „Zum Schuljahresbeginn fehlen rund 2.500 Lehrkräfte, deren Stellen nicht besetzt werden können. Unter den Neueinstellungen haben zwei Drittel weder einen Lehramtsabschluss noch ein Fach der Berliner Schule studiert“, beklagt Erdmann. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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