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Trotz Lehrkräftemangels: Immer weniger angehende Lehrerinnen und Lehrer – Absolventen- und Anfängerzahlen brechen ein

BERLIN. Trotz des hohen Bedarfs an ausgebildeten Lehrkräften ist die Zahl der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen mit Master- oder Staatsexamensabschluss in Deutschland rückläufig. Auch die Zahl der Anfängerinnen und -anfänger in den Lehramts-Studiengängen sinkt. Das hat die Statistikbehörde Destatis bekannt gegeben. „Die Bemühungen der Kultusministerien fruchten nicht!“, stellt VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand fest.

Lehrkraft werden? Och, nö. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Im Prüfungsjahr 2022 haben rund 28.700 Lehramtsstudierende entsprechende Abschlussprüfungen bestanden, so teilt Destatis mit. Das waren zwar nur geringfügig weniger Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums mit einem Masterabschluss oder dem 1. Staatsexamen als im Jahr zuvor (rund 28.900). Im Zehnjahresvergleich sank die entsprechende Zahl allerdings um 10,5 Prozent.

Auch die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger (1. Fachsemester), die ein Lehramtsstudium im Bachelor- oder Staatsexamensstudium beginnen, ist danach im vergangenen Jahr gesunken. Knapp 45.400 Personen begannen im Studienjahr 2022 ein Lehramtsstudium (1. Fachsemester Bachelor oder Staatsexamen) – das waren 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr und 7,0 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor.

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„Hier zeigt sich die allgemeine Entwicklung eines gravierenden Fachkräftemangels“, sagt VBE-Chef Brandt. „Das Bildungssystem steht in direkter Konkurrenz zur Wirtschaft. Es ist daher unbedingt notwendig, den Lehrberuf deutlich attraktiver zu gestalten. Das Arbeiten in Team mit verschiedenen Professionen, das Nachrüsten digitaler Infrastruktur und das Beibehalten flexibler Arbeitszeitmodelle sind dafür unbedingt notwendig“, so betont er.

„Hinzu kommt: Die neue Generation, die nun auf den Arbeitsmarkt kommt, erwartet andere Strukturen. Viele sind mit Verbeamtung nicht mehr zu locken. Aber Lehrkraft sein ist mehr als Geldverdienen. Das könnte die große Chance sein, die neue Generation anzusprechen“, meint Gerhard Brandt. „Jene, die Sinn im Leben haben wollen, können an der Schule nicht nur Beruf sondern Berufung finden. Dafür braucht es aber die entsprechenden Bedingungen. Es reicht nicht aus, wenn mit schönen Worten die Arbeit von Lehrkräften gelobt wird. Den Grundstein dessen, was eine Gesellschaft leisten kann, legen wir in der Schule. Die Wertschätzung dafür muss sich in Taten zeigen. Dann wird der Beruf auch wieder so attraktiv, dass ihn viele ergreifen möchten.“

„Besonders im MINT-Bereich steht das Lehramt in Konkurrenz zu fachwissenschaftlichen Studiengängen, die attraktive Einstellungsmöglichkeiten in der Wirtschaft eröffnen“

Deutlich wird anhand der Zahlen allerdings auch: die Abbrecherquote unter Lehramts-Studierenden ist enorm hoch. „Nur etwas mehr als die Hälfte derjenigen, die ein Studium begonnen haben, werden am Ende der Ausbildung auch als Lehrerin oder Lehrer tätig sein“, so stellte unlängst der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft fest (News4teachers berichtete).  Kaum angefangen, entscheidet sich danach etwa ein Drittel der Lehramtsstudierenden in den ersten Semestern schon wieder gegen das Lehramt.

Besonders akut sei der Lehrkräftemangel in den MINT-Bereichen. „Besonders im MINT-Bereich steht das Lehramt in Konkurrenz zu fachwissenschaftlichen Studiengängen, die attraktive Einstellungsmöglichkeiten in der Wirtschaft eröffnen. Der hohe Schwund an Studierenden im Lehramt spiegelt dabei in etwa den Schwund in den fachwissenschaftlichen Studiengängen wider, kann aber – im Gegensatz zu den Fachwissenschaften – im Verlauf des Studiums kaum durch Wechsler kompensiert werden.“

Kann diese Versorgungslücke nicht geschlossen werden, droht laut Stifterverband ein Bildungsnotstand, der schwerwiegende Folgen für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und den gesellschaftlichen Wohlstand hierzulande hat. „Wir müssen perspektivisch mehr Lehrkräfte gewinnen, diese professionell ausbilden und sie durch alle Phasen der Lehramtslaufbahn begleiten und weiterbilden, um sie auf die komplexen Anforderungen in Schulen bestmöglich vorzubereiten“, so heißt es. News4teachers

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