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Schulleiter verbietet gemischtgeschlechtliche Gruppe auf Klassenfahrt – Debatte

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UNNA. Die Aufteilung in lediglich zwei Geschlechter – Frau und Mann – ist im Jahr 2024 in Deutschland weiterhin Alltag. Auch im Schulbereich ist diese Trennung überaus präsent. Das macht es besonders für diejenigen schwierig, die nicht perfekt in das binäre System passen, so wie Gymnasiast Dario. Sein Fall, über den der WDR als erstes berichtete, wirft die Frage auf: Wie weit muss sich Schule von bisher üblichen Strukturen lösen, um gesellschaftlichen Veränderungen zu entsprechen?

Schüler Dario ordnet sich selbst keinem Geschlecht fest zu und wollte sich auf der anstehenden Stufenfahrt ein Zimmer mit seinen Freundinnen teilen. Symbolfoto: Shutterstock/sakaekrung

Dario ist 16 Jahre alt und Schüler eines Gymnasiums in Unna, Nordrhein-Westfalen. Er lebt offen homosexuell, ordnet sich selbst aber keinem Geschlecht fest zu. Nach außen bricht er mit männlichen Geschlechterklischees: Er mag Pink, trägt Röcke und Schmuck, sammelt Puppen – damit eckt er an. Regelmäßig wird Dario beleidigt, in der Schule und auf der Straße. „Leute haben mir gesagt, dass ich mich umbringen soll“, erzählt der 16-Jährige in der WDR-Lokalzeit.

Mit Klassenfahrten hat der 16-Jährige bislang schlechte Erfahrungen gemacht: Streit unter den Mitschülern, welche Gruppe sich ein Zimmer mit ihm teilen muss, Ausgrenzung vor Ort. Dieses Mal wollte er sich zugehörig fühlen – und sich daher auf der Stufenfahrt ein Zimmer mit seinen Freundinnen teilen. „Wir haben schon sehr oft alle zusammen übernachtet und das war jedes Mal lustig“, erzählt er dem „Hellweger Anzeiger“, der die Geschichte ebenfalls aufgegriffen hat. Seine Freundinnen und die Eltern waren einverstanden, hatten das auch schriftlich bestätigt. Das Problem: Zwar existiert keine gesetzliche Empfehlung zur Unterbringung, doch gemischtgeschlechtliche Zimmergruppen auf Klassenfahrt – das gab’s bislang nicht.

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Empfehlung der Bezirksregierung

Ratsuchend wandte sich der Schulleiter des Gymnasiums deshalb an die Bezirksregierung Arnsberg, die riet von einer Ausnahme ab. Die möglichen Konsequenzen einer gemeinsamen Übernachtung seien wenig abschätzbar, zitieren der WDR und der Hellweger die Stellungnahme der Bezirksregierung. Die Schule folgte der Empfehlung, auch weil der Schulleiter laut „Hellweger Anzeiger“ fürchtete, einen Präzedenzfall zu schaffen und den Wunsch gemischtgeschlechtlicher Unterbringung im Sinne der Gleichbehandlung anderen Schüler*innen in Zukunft ebenfalls gewähren zu müssen. Für die Eltern von Dario ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar: „Für mich ist das ein Witz“, sagt Darios Mutter dem WDR. Im Jahr 2024 hätte sie von Deutschland mehr erwartet.

Alternativ stellte das Gymnasium Dario die Möglichkeit in Aussicht, in einem Einzelzimmer unterzukommen – mit eventueller finanzieller Unterstützung des Fördervereins der Schule, so schreibt der Hellweger. Doch Dario lehnte ab. Er wünscht sich „einfach mit seinen Freunden da zu sein“, abends im Zimmer mit ihnen noch quatschen zu können, berichtet der WDR. Deshalb verzichtet er nun lieber auf die Stufenfahrt, als sich vor Ort wieder nicht zugehörig zu fühlen. News4teachers

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