BRAUNSCHWEIG. Der Deutsche Philologenverband und Prof. Olaf Köller, mitverantwortlich für PISA in Deutschland, sprechen sich für mehr Leistungsorientierung an deutschen Schulen aus – und gegen den Plan der KMK, ein duales Lehramtsstudium zu ermöglichen. Gemeinsam mit Bundeselternratsvorsitzendem Dirk Heyartz traten sie zudem bei der von „Zeit“-Redakteur Thomas Kerstan moderierten Podiumsdiskussion „Quo vadis Bildung?“ am Gymnasium Raabeschule in Braunschweig zudem für eine verbesserte verbindliche Sprachförderung für die Schülerinnen und Schüler ein.

„Die für uns alle ernüchternden Ergebnisse der letzten PISA-Studie müssen Anlass sein, manches, was in den letzten Jahren entschieden wurde, kritisch auf den Prüfstand zu stellen“, befand Philologen-Bundesvorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing. „Wir treten für eine stärkere Bestenförderung an allen Schularten, insbesondere aber am Gymnasium, ein. Das ist unsere originäre gymnasiale Aufgabe: eine bessere Förderung der Schülerinnen und Schüler hin zur fachlichen Leistungsspitze. Dazu brauchen wir mehr und neu die politische Unterstützung unserer Kultusministerinnen und Kultusminister, wir wollen die Rückendeckung, Schwierigeres zu behandeln und höhere Leistungen fordern zu dürfen.“
Köller, der auch Vorsitzender der Ständigen Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) ist, meinte dazu: „Wichtig ist dazu der stärkere Fokus auf den Unterricht, die qualitätvolle, fachlich orientierte Unterrichtsentwicklung und eine von der Politik unterstützte positiv besetzte Diskussion über eine höhere Leistungsorientierung in allen Schularten. In der Mathematik- und Deutschdidaktik brauchen wir zudem konkrete Verbesserungsschritte zur Stärkung der diesbezüglichen Motivation der Schülerinnen und Schüler. In diesem Zusammenhang halte ich Veränderungen in der Lehrkräftebildung für ein einphasiges duales Lehramtsstudium insbesondere für die weiterführenden Schulen für nicht zielführend. Auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission unterstützt diese Konzeption nicht, sondern spricht sich eindeutig für den kumulativ zu erwerbenden Kompetenzaufbau in zwei Phasen der Lehrkräftebildung aus.“
„Wir brauchen eine positiv besetzte Qualitäts- und Leistungsdebatte, damit künftig mehr Spitzenförderung auch politisch unterstützt wird!“
Hintergrund: Die Kultusministerkonferenz hatte vor den Osterferien ein Reformpaket für die Lehrkräftebildung beschlossen, um den massiven Lehrkräftemangel in den Griff zu bekommen. Mit dem Beschluss können die Länder Ein-Fach-Lehrkräfte ausbilden sowie duale Lehramtsstudiengänge mit integriertem Referendariat und Quereinstiegs-Masterstudiengänge einführen (News4teachers berichtete) – entgegen dem Rat der SWK, die zuvor ein Gutachten zur Lehrkräfteausbildung veröffentlicht hatte (News4teachers berichtete auch darüber). Von der Möglichkeit, flexiblere Wege in den Lehrberuf zu schaffen, versprechen sich die Kultusministerinnen und Kultusminister mehr Berufsnachwuchs.
Lin-Klitzing und Köller betonten dagegen die wichtige Rolle der Fachlichkeit im Studium. Man müsse alle Phasen der Lehrkräftebildung zusammen im Blick haben, aber keine universitären Inhalte in die dritte Phase – also die Fort- und Weiterbildung – auslagern.
Das einphasige duale Lehramtsstudium hingegen diene der Politik nur zur kurzfristigen Unterrichtsversorgung, nicht aber einer qualitätvollen Neuorientierung in der Lehrkräftebildung für alle Schularten. Lin-Klitzing plädierte für den Beibehalt des mehrgliedrigen Schulwesens und des Gymnasiums. Lin-Klitzing: „Wir brauchen eine positiv besetzte Qualitäts- und Leistungsdebatte, damit künftig mehr Spitzenförderung auch politisch unterstützt wird!“ Voraussetzung dafür seien auch verbesserte Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte.
Dirk Heyartz, Vorsitzender des Bundeselternrats, hob einen anderen Aspekt hervor: „Wir benötigen eine bessere Sprachförderung für alle Schülerinnen und Schüler, insbesondere für die zugewanderten, damit sie von Anfang an die schulischen Angebote besser aufnehmen und sprachlich aktiv am Unterricht teilnehmen können. Dazu brauchen wir in erster Linie die diagnoseindizierte, verbindliche vorschulische Sprachförderung in einem verbindlichen Bildungsplan sowie zusätzliche Sprachförderung für Schülerinnen und Schüler in den höheren Klassen. Wir wollen, dass unseren Kindern mit besserer politischer Planung mehr konkrete Unterstützung für ihren Bildungserfolg gewährt wird.“ News4teachers
