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Umfrage: Digitale Bildungsplattform des Landes kostete Millionen – doch Lehrkräfte nutzen sie kaum

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STUTTGART. Zwei Anläufe, neun Jahre und mehrere Millionen Euro hat die Landesregierung Baden-Württemberg gebraucht, um ihren Lehrerinnen und Lehrern eine digitale Bildungsplattform zur Verfügung zu stellen. Doch zum Einsatz kommt sie kaum. Darauf verweist eine Lehrkräfte-Umfrage zum Stand der Digitalisierung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg. Anscheinend hat ihre Entwicklung einfach zu lange gedauert, wie der stellvertretende GEW-Landesvorsitzende David Warnec erklärt: „Vielen Schulen fällt es schwer, etablierte Systeme zugunsten der digitalen Bildungsplattform, die das Land zur Verfügung stellt, zu ersetzen.“

Och, nö. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Alles begann im Jahr 2015: Damals hatte noch die grün-rote Landesregierung beschlossen, eine digitale Bildungsplattform namens „ella“ bereitzustellen. Kurz vor dem Start im Februar 2018 war die Einführung wegen gravierender technischer Mängel allerdings erst verschoben und später komplett gestoppt worden. Laut einem Gutachten des Landesrechnungshofs wurden für die eingestellte Plattform 8,7 Millionen Euro versenkt. Für das Nachfolgeprojekt stünden bis Ende 2024 insgesamt Mittel in Höhe von 24 Million Euro zur Verfügung, wie die „Stuttgarter Zeitung“ 2020 berichtete. Das Versprechen seinerzeit: Bis Herbst 2021 sollten der Regelbetrieb an allen Schulen darüber laufen.

Vergangene Woche bestätigte nun ein Sprecher des Kultusministeriums einen Bericht des Südwestrundfunks (SWR), wonach in den kommenden Wochen erste Lehrkräfte Zugriff auf einen weiteren Teil der digitalen Bildungsplattform bekommen sollen. Neben den Lernmanagementsystemen wie Moodle oder Itslearning und dem Messengerdienst Threema biete die Plattform „Schule@BW“ dann auch einen digitale Arbeitsplatz für Lehrkräfte, der unter anderem einheitliche dienstliche Mailadressen umfasse (News4teachers berichtete).

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GEW: Schulen präferieren bereits etablierte Systeme

Die Nutzung der Bildungsplattform ist für die Schulen im Land aber freiwillig – und viele verzichten anscheinend darauf. Das geht aus einer Online-Umfrage der GEW unter gut 3.000 Lehrkräften in Baden-Württemberg hervor, die von Dezember 2023 bis Januar 2024 lief. Demnach gaben lediglich gut 17 Prozent der Befragten an, die Plattform zu benutzen, mehr als 80 Prozent verneinten dies. Als Grund für die niedrige Quote nannte die Gewerkschaft die Nutzung anderer Systeme. Viele Schulen hätten während der Pandemie eigene Plattformen eingekauft, erklärt der stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Warneck. Ihnen falle es schwer, etablierte Systeme zugunsten der landeseigenen digitalen Bildungsplattform zu ersetzen. „Der jetzt angekündigte digitale Arbeitsplatz lässt hoffen. Am Ende wird sich dieser nur durchsetzen, wenn die Anwendungen attraktiv sind. Wenn nicht, bleibt es beim Flickenteppich und das Kultusministerium wäre erneut gescheitert“, so Warneck weiter.

Positive Entwicklung

Mit Blick auf den Stand der schulischen Digitalisierung im Land insgesamt vermerkt die Gewerkschaft aber eine positive Entwicklung – und spricht gar von einem „Digitalisierungsschub“. So steht den meisten befragten Lehrkräften laut Umfrage ein dienstliches Endgerät zur Verfügung (88,4 Prozent). Auch ein WLAN-Zugang ist in den meisten Lehrkräfte- und Klassenzimmern vorhanden (94,7 Prozent, 84,1 Prozent). Digitale Präsentationstechnik wie Beamer oder Dokumentenkamera können im Schnitt 70 Prozent der Lehrkräfte nutzen. „Wir haben in den vergangenen Jahren große Fortschritte bei der Digitalisierung der Schulen gemacht“, kommentiert die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein die Ergebnisse. Doch besonders bei der digitalen Qualifizierung der pädagogischen Profis sei noch viel Luft nach oben. Nicht einmal die Hälfte der Befragten hat zumindest eine Fortbildung zum Einsatz digitaler Medien besucht (48,6 Prozent).

Als größte Herausforderung nennt die GEW den technischen Support. An Gymnasien (33,3 Prozent), Beruflichen Schulen (43,6 Prozent) und Realschulen (42,8 Prozent) müssen sich Lehrkräfte weitgehend noch selbst um die Wartung der IT-Ausstattung kümmern. An Grundschulen (61,2 Prozent), Haupt- und Werkrealschulen (53,6 Prozent), Gemeinschaftsschulen (51,1 Prozent) sowie Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ; 57,8 Prozent) entlasten immerhin bei mehr als 50 Prozent der Schulen externe Anbieter die Lehrkräfte bei der technischen Betreuung. Das wünscht sich die GEW-Landesvorsitzende Stein für alle Schulen. Denn: „Unsere gut qualifizierten Lehrkräfte müssen im Klassenzimmer und nicht im Serverraum stehen.“ News4teachers / mit Material der dpa

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