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„Schule kann krankmachen“: Grüne fordern Bildungsreform – Mentale Gesundheit von Kindern in den Mittelpunkt!

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LEIPZIG. „Kinder und Jugendliche können nur dann gut lernen, wenn sie gesund und glücklich sind“, sagt die Leipziger Grünen-Politikerin Christin Melcher. Ihre Partei hat Ideen, wie das System besser werden soll.

Geht Schule anders – fröhlicher? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

„Bulimie-Lernen“, überfrachtete Lehrpläne, Noten- und Leistungsdruck, Stress und Mobbing: Die Grünen im Sächsischen Landtag sorgen sich um die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. „Unser Ziel muss es sein, den Wissensdurst, die Kreativität und die Lernfreude der Kinder, die sie mit in die Schule bringen, über die gesamte Schulzeit zu erhalten“, schreibt die grüne Bildungsexpertin Christin Melcher aus Leipzig in einem Positionspapier.

Doch die Realität sei für viele Schülerinnen und Schüler eine andere, erklärte die Abgeordnete. Obwohl der Erziehungs- und Bildungsauftrag im sächsischen Schulgesetz ganzheitlich formuliert sei (siehe Kasten unten), werde fachlichem Wissen ein höherer Stellenwert eingeräumt als persönlichem Wohlbefinden und psychischer Gesundheit. „Schule kann krankmachen. Die Corona-Pandemie wirkte wie ein Brandbeschleuniger und war für junge Menschen eine Zäsur. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar.“ Fehlende Ressourcen wie der Lehrkräftemangel verschärften die Situation.

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Melcher: Leistungsdruck hilft wenig

Melcher verwies auf Studien, wonach junge Menschen insgesamt immer unglücklicher seien. Die Zeit der Jugend sei heutzutage geprägt durch „Ängstlichkeit, Unsicherheit und wenig Zuversicht für die Zukunft“. Als Gründe nenne die Glücksforschung die globalen Krisen und den ständigen Vergleich mit anderen, befördert durch soziale Medien. „In Anbetracht der Vielzahl und der Schwere der Krisen unserer Zeit muss das Thema mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärker in den Fokus rücken“, erklärte Melcher. Um das zu erreichen, schlagen die Grünen ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor.

Konkret geht es ihnen um eine „neue Lern- und Prüfungskultur mit weniger Leistungsnachweisen und alternativen Feedback-Formaten“. Der vorherrschende Leistungsdruck helfe nachweislich wenig, Kompetenzen und Selbstvertrauen aufzubauen. Mehr Kindern und Jugendlichen sollte ein längeres gemeinsames Lernen ermöglicht werden, etwa in Gemeinschaftsschulen. Das Thema mentale Gesundheit – der Umgang mit Stress, Ernährung, Schlaf und Bewegung – sollte aus ihrer Sicht direkt im Unterricht behandelt werden, zum Beispiel in einem Schulfach „Glück“ oder „Psychische Gesundheit und Schule“.

Späterer Unterrichtsbeginn, mehr Forschung

Die Grünen sprechen sich dafür aus, den Unterricht später beginnen zu lassen. Erhebungen zum Lernstand ließen sich mit einer Erfassung der mentalen Gesundheit verbinden. „Bei PISA-Studien wird auch das Schulklima und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler erfasst – weil es wichtig für den Lernerfolg ist. Es ist an der Zeit, diese Ergebnisse ebenso ernst zu nehmen und in den Fokus zu rücken wie die ermittelten Leistungsstände.“ Zudem befürwortet die Grünen-Fraktion mehr Forschung zu diesem Thema. Zugleich gelte es, die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. News4teachers / mit Material der dpa

Im Wortlaut

Im Sächsischen Schulgesetz (Paragraf 1) – und ähnlich auch in den Schulgesetzen der anderen Bundesländer – heißt es zum Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule unter anderem:

„Die Schule fördert die Lernfreude der Schüler. Mit der Vermittlung von Alltags- und Lebenskompetenz und durch Berufs- und Studienorientierung bereitet sie die Schüler auf ein selbstbestimmtes Leben vor.“

Und weiter: „Die Schüler sollen insbesondere lernen,

1. selbstständig, eigenverantwortlich und in sozialer Gemeinschaft zu handeln,
2. für sich und gemeinsam mit anderen zu lernen und Leistungen zu erbringen,
3. eigene Meinungen zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen, diese zu vertreten und den Meinungen und Entscheidungen anderer Verständnis und Achtung entgegenzubringen,
4. allen Menschen vorurteilsfrei zu begegnen, unabhängig von ihrer ethnischen und kulturellen Herkunft, äußeren Erscheinung, ihren religiösen und weltanschaulichen Ansichten und ihrer sexuellen Orientierung sowie für ein diskriminierungsfreies Miteinander einzutreten,
5. Freude an der Bewegung und am gemeinsamen Sport und Spiel zu entwickeln, sich verantwortungsvoll im Straßenverkehr zu verhalten, sich gesund zu ernähren und gesund zu leben,
6. die eigene Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Ausdrucksfähigkeit zu entfalten, kommunikative Kompetenz und Konfliktfähigkeit zu erwerben, musisch-künstlerische Fähigkeiten zu entwickeln,
7. angemessen, selbstbestimmt, kompetent und sozial verantwortlich in einer durch Medien geprägten Welt zu handeln sowie Medien entsprechend für Kommunikation und Information einzusetzen, zu gestalten, für das kreative Lösen von Problemen und das selbstbestimmte Lernen zu nutzen sowie sich mit Medien kritisch auseinander zu setzen und
8. Ursachen und Gefahren der Ideologie des Nationalsozialismus sowie anderer totalitärer und autoritärer Regime zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.“

Hier geht es zum vollständigen Sächsischen Schulgesetz.

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