SCHWERIN. Die Situation in Kitas und Schulen bereitet der GEW in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin Sorge. Sie forderte die rot-rote Landesregierung auf, die im Koalitionsvertrag gesteckten Ziele mit mehr Engagement umzusetzen, wie es in einer Pressekonferenz hieß – auch mit Blick auf geflüchtete Kinder.
Fokus auf Kitas: Ulrike von Malottki, stellvertretende GEW-Landesvorsitzende, blickte besorgt auf den hohen Krankenstand unter Erzieherinnen und Erziehern. Dies wirke sich unmittelbar auf die Situation der Kinder und Eltern in den Kitas aus. «Eingeschränkte Schließzeiten, Aufteilung von Gruppen, der dadurch fehlende Bindungsaufbau, weniger Förderung – auch die pädagogischen Folgen sind teilweise verheerend», sagte die Landesvorsitzende. «Was wir jetzt brauchen, ist ein landesweit einheitlich gesetzlich geregelter Mindestpersonalschlüssel, der so ausgestattet ist, dass alle Aufgaben, die das Kindertagesförderungsgesetz vorsieht – und damit auch die neuesten Pläne der Bildungsministerin – mit ausreichend Personal unterlegt sind. Das ist bislang nicht der Fall.»
Fokus auf Schulen: GEW-Landesvorsitzender Nico Leschinski richtete zunächst den Blick auf die Situation geflüchteter Kinder im Land. Er kritisierte, dass zahlreiche Geflüchtete noch in sogenannten Vorklassen unterrichtet würden. Diese Schülerinnen und Schüler würden stark benachteiligt. «Sie erhalten nur ein eingeschränktes Unterrichtsangebot, ein Großteil ihrer Lehrkräfte hat nicht einmal eine Lehrbefähigung und ihr Übergang in den regulären, gemeinsamen Unterricht hängt nicht allein von ihren erworbenen Deutschkenntnissen ab, sondern auch von räumlichen und sächlichen Ressourcen der jeweiligen Schule», sagte er. «Ihr Recht auf Bildung wird damit beschnitten. So darf es nicht weitergehen!»
Manche Schülerinnen und Schüler seien schon zwei Jahre lang in einer Vorklasse. Leschinski: «Obwohl wir Vorklassen generell kritisch bewerten, haben wir 2022 Verständnis für die Ausnahmesituation gezeigt. Doch nach mehr als zwei Jahren muss das Land diese Aufgabe endlich lösen und allen Schulpflichtigen den Zugang zu regulärer Bildung ermöglichen! Wir erwarten, dass das Land die Bildungskonzeption hierfür fortschreibt und darin den Übergang in den gemeinsamen Unterricht verbindlich festlegt. Es sollte das Ziel sein, den Schüler:innen alle Bildungsabschlüsse zu ermöglichen.»
Spätestens bis Ende dieses Schuljahres sollten laut GEW die Vorklassen in dieser Größenordnung nicht mehr Bestand haben. «Der Anstieg der Migration durch Flucht in den Jahren 2015/16 und 2022 hat einmal mehr gezeigt, dass unser Schulsystem nicht genügend belastbar ist, um auf solche Ereignisse die passenden Antworten zu haben. Hieran müssen wir dringend arbeiten. Das Land sollte deshalb verstärkt Weiterbildungen für das Fach Deutsch als Zweitsprache anbieten und dies auch schon im Lehramtsstudium fördern.»
Fokus auf Lehrkräftemangel: «Weiterhin angespannt», so bezeichnet Nico Leschinski die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Lehrkräfte. «In der vergangenen Woche waren auf dem Lehrkräfte-Portal noch 377 Stellen ausgeschrieben. Außerdem sind 65 Leitungspositionen zu besetzen. Das legt nahe, dass auch in diesem Schuljahr erneut eine hohe Zahl an Lehrkräften im Seiteneinstieg tätig werden wird. Wir werden dies auch weiterhin begleiten und darauf Wert legen, dass diese Kolleg:innen pädagogisch nachqualifiziert werden.» Die Themen Arbeitsbelastung und Mehrarbeit würden auch in diesem Schuljahr für die Kolleginnen und Kollegen bestimmend sein, führt der Gewerkschafter weiter aus und kündigt einen engagierten Wahlkampf der GEW zu den kommenden Personalratswahlen im zweiten Schulhalbjahr an. News4teachers / mit Material der dpa
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