GEW beklagt Situation geflüchteter Kinder: “Ihr Recht auf Bildung wird beschnitten”

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SCHWERIN. Die Situation in Kitas und Schulen bereitet der GEW in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin Sorge. Sie forderte die rot-rote Landesregierung auf, die im Koalitionsvertrag gesteckten Ziele mit mehr Engagement umzusetzen, wie es in einer Pressekonferenz hieß – auch mit Blick auf geflüchtete Kinder.

Flüchtlingskinder (wie diese jungen Syrer) werden häufig zunächst in “Willkommensklassen” oder sogenannten Vorklassen beschult – wenn überhaupt. Foto: Shutterstock

Fokus auf Kitas: Ulrike von Malottki, stellvertretende GEW-Landesvorsitzende, blickte besorgt auf den hohen Krankenstand unter Erzieherinnen und Erziehern. Dies wirke sich unmittelbar auf die Situation der Kinder und Eltern in den Kitas aus. «Eingeschränkte Schließzeiten, Aufteilung von Gruppen, der dadurch fehlende Bindungsaufbau, weniger Förderung – auch die pädagogischen Folgen sind teilweise verheerend», sagte die Landesvorsitzende. «Was wir jetzt brauchen, ist ein landesweit einheitlich gesetzlich geregelter Mindestpersonalschlüssel, der so ausgestattet ist, dass alle Aufgaben, die das Kindertagesförderungsgesetz vorsieht – und damit auch die neuesten Pläne der Bildungsministerin – mit ausreichend Personal unterlegt sind. Das ist bislang nicht der Fall.»

Fokus auf Schulen: GEW-Landesvorsitzender Nico Leschinski richtete zunächst den Blick auf die Situation geflüchteter Kinder im Land. Er kritisierte, dass zahlreiche Geflüchtete noch in sogenannten Vorklassen unterrichtet würden. Diese Schülerinnen und Schüler würden stark benachteiligt. «Sie erhalten nur ein eingeschränktes Unterrichtsangebot, ein Großteil ihrer Lehrkräfte hat nicht einmal eine Lehrbefähigung und ihr Übergang in den regulären, gemeinsamen Unterricht hängt nicht allein von ihren erworbenen Deutschkenntnissen ab, sondern auch von räumlichen und sächlichen Ressourcen der jeweiligen Schule», sagte er. «Ihr Recht auf Bildung wird damit beschnitten. So darf es nicht weitergehen!»

Manche Schülerinnen und Schüler seien schon zwei Jahre lang in einer Vorklasse. Leschinski: «Obwohl wir Vorklassen generell kritisch bewerten, haben wir 2022 Verständnis für die Ausnahmesituation gezeigt. Doch nach mehr als zwei Jahren muss das Land diese Aufgabe endlich lösen und allen Schulpflichtigen den Zugang zu regulärer Bildung ermöglichen! Wir erwarten, dass das Land die Bildungskonzeption hierfür fortschreibt und darin den Übergang in den gemeinsamen Unterricht verbindlich festlegt. Es sollte das Ziel sein, den Schüler:innen alle Bildungsabschlüsse zu ermöglichen.»

Spätestens bis Ende dieses Schuljahres sollten laut GEW die Vorklassen in dieser Größenordnung nicht mehr Bestand haben. «Der Anstieg der Migration durch Flucht in den Jahren 2015/16 und 2022 hat einmal mehr gezeigt, dass unser Schulsystem nicht genügend belastbar ist, um auf solche Ereignisse die passenden Antworten zu haben. Hieran müssen wir dringend arbeiten. Das Land sollte deshalb verstärkt Weiterbildungen für das Fach Deutsch als Zweitsprache anbieten und dies auch schon im Lehramtsstudium fördern.»

Fokus auf Lehrkräftemangel: «Weiterhin angespannt», so bezeichnet Nico Leschinski die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Lehrkräfte. «In der vergangenen Woche waren auf dem Lehrkräfte-Portal noch 377 Stellen ausgeschrieben. Außerdem sind 65 Leitungspositionen zu besetzen. Das legt nahe, dass auch in diesem Schuljahr erneut eine hohe Zahl an Lehrkräften im Seiteneinstieg tätig werden wird. Wir werden dies auch weiterhin begleiten und darauf Wert legen, dass diese Kolleg:innen pädagogisch nachqualifiziert werden.» Die Themen Arbeitsbelastung und Mehrarbeit würden auch in diesem Schuljahr für die Kolleginnen und Kollegen bestimmend sein, führt der Gewerkschafter weiter aus und kündigt einen engagierten Wahlkampf der GEW zu den kommenden Personalratswahlen im zweiten Schulhalbjahr an. News4teachers / mit Material der dpa

Bildungsministerin: Schulen sind voll! Land delegiert Flüchtlingskinder an Nachhilfe-Institut

 

 

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8 Kommentare
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Rüdiger Vehrenkamp
11 Tage zuvor

Die GEW fordert also in Summe nichts weiter als die Quadratur des Kreises und reiht sich damit ein in die Reihe vieler weiterer Forderungen an Lehrpersonal und Schule. Adressat ist zwar die Politik, doch als Schülervater sehe ich seit vielen Jahren, dass die Politik (parteiübergreifend) in allen Bundesländern eben diese Forderungen einfach nach unten weiterreicht: “Liebe Lehrkräfte, jetzt macht halt mal!”

RainerZufall
11 Tage zuvor

Haben die denn die Beschlüsse der KMK nicht gelesen? Tatsächlich läuft es gut und sie sind mit ihrer Arbeit zufrieden! 😛

Lehrkräftemangel wird ausgesessen, in max. 10 Jahren sind wir durch. Und dann passiert garantiert nichts Unerwartetes mehr… Gescheitert, aber nicht gescheiter!

Kitas sind jemand anderes Problem bzw. bald nur noch eine Erinnerung. Wer es sich leisten kann, schickt die eigenen Kinder privat hin und regt sich auf, wie wenige Kompetenzen andere Kinder zum Schulanfang mitbringen.

Flüchtlingskinder werden in eigenen Klassen gesammelt und anschließen regen wir uns darüber auf, dass sie zu wenige Werte aufgenommen haben bzw. dass sie zu viele lernzen und nun Rechte wie Meinungsfreiheit in Anspruch nehmen wollen.
Aber auch nur, bis sie mit ihren Familien in gefängsnisähnlichen Ankerzentren festgehalten werden können, solange ein unterbesetztes BAMF über sie entscheidet – und wir uns wieder über ihre gestörte Entwicklung aufregen können…

A.J. Wiedenhammer
11 Tage zuvor

Die GEW lernt es einfach nicht:
“…GEW-Landesvorsitzende, blickte besorgt auf den hohen Krankenstand unter Erzieherinnen und Erziehern. Dies wirke sich unmittelbar auf die Situation der Kinder und Eltern in den Kitas aus.”

Prinzipiell ist es immer löblich, die Situation der Kinder und ihrer Eltern im Blick zu haben, ohne Zweifel. Einer “Gewerkschaft” für die Beschäftigten (?) in Erziehung und Wissenschaft stände allerdings in erster Linie die Sorge um die Mitarbeiter in den Bildungseinrichtungen gut zu Gesicht.

Erzieher ständig krank?
Warum nur? Und was kann man dagegen tun?
Offensichtlich ist ein guter Gesundheitszustand der Mitarbeiter nur deshalb ein Thema, weil dieser natürlich Eltern und ihnre Kinder tangiert, aber nicht primär, weil es ein anstrebenwertes Ziel an sich darstellt.
So kommt es zumindest rüber.

Da muss sich die GEW nicht wundern, wenn sie von sehr vielen Beschäftigten im Bildungsbereich NICHT als Interessensvertretung wahrgenommen wird

Lisa
11 Tage zuvor

Kindern wird ihr Recht auf Bildung vorenthalten, und den Erziehern ihr Recht auf gesunde Arbeitsbedingungen.
Als DaF und DaZ- Lehrerin fände ich es übrigens sehr sinnvoll, wenn es zweisprachige arabische Sprachlehrer und Lehrerinnen in Vorklassen gäbe, die ein Jahr intensiv mit den Kindern arbeiten würden. Und dann mit soliden Deutschkenntnissen in die Regelklassen.

Adele Horn
11 Tage zuvor

Er verkennt, dass da nichts beschnitten wurde, sondern von vornherein die nötigen Ressourcen nicht vorhanden waren. Und wenn man liest, was er dem verbliebenen Personal noch alles an Schulungen und Aufgaben aufbrummen will, liegt die Vermutung nahe, dass bald noch mehr Lehrer und Erzieher einfach das staatliche System verlassen und zumindest dort _gar_ nicht mehr zur Verfügung stehen. Alternativ brennen sie einfach aus und suchen sich ganz andere Jobs. Wie in der Pflege.
Glückwunsch. Operation gelungen, Patient noch toter als vorher.

H.Meier
10 Tage zuvor

Ja und wie soll das auch klappen, mit den ganzen verschiedenen Sprachen? Kann nicht funktionieren. Ich kann halt kein arabisch. Und nun?

Lisa
10 Tage zuvor
Antwortet  H.Meier

Ich hoffe da wirklich auf die KI.

Rüdiger Vehrenkamp
10 Tage zuvor

Na, ein, zwei Fortbilden dürften da doch locker Abhilfe schaffen. Oder Sie verlassen sich auf die oft geforderten „multiprofessionellen Teams“. Ein arabischer Dolmetscher sollte darin Standard sein.