NÜRNBERG. Der Staat solle sich nicht nur auf das Wirtschaftswachstum konzentrieren, sondern Faktoren fördern, die ein glückliches Leben ermöglichen, sagt Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel.
Ein hohes Einkommen ist nach Ansicht von Glücksforscher Karheinz Ruckriegel keineswegs immer der Schlüssel zum Glück. «Zu einem glücklichen und zufriedenen Leben tragen vielmehr gelingende soziale Beziehungen und die physische und psychische Gesundheit bei», sagte der Nürnberger Wissenschaftler. Auch Zufriedenheit im Berufsleben und die persönliche Freiheit, sein Leben selbst zu gestalten, spielten eine Rolle.
Dabei falle Menschen die Lebenszufriedenheit nicht in den Schoß. «Man muss an sich selbst arbeiten, um zufrieden zu sein», betonte der Experte. Einstellungen wie Dankbarkeit und Optimismus, die zur Zufriedenheit beitragen, könnten trainiert werden, erläuterte Ruckriegel.
So solle man sich Ziele setzen, die man in nächster Zeit erreichen wolle. Diese solle man in Unterziele unterteilen, denn bereits kleinere Etappenerfolge könnten Glücksgefühle auslösen. So arbeite man länger und intensiver auf seine Ziele hin, während Pessimisten beim kleinsten Gegenwind bereits aufgeben, gab der Wissenschaftler zu bedenken.
Dass auch mehr Geld die Menschen nicht zufriedener mache, wisse man schon länger. Obwohl es in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland zu einem Anstieg des Einkommmens gekommen sei, habe man keinen Anstieg der Zufriedenheit beobachten können, erläuterte der Forscher. «Wer ständig an Materielles denkt, hat keine Zeit mehr für Persönliches oder Dinge, die man gerne macht.»
Ruckriegel sieht auch den Staat in der Pflicht, Voraussetzungen für ein glückliches und zufriedenes Leben der Menschen zu schaffen oder zu verbessern. «Der Staat soll sich nicht nur auf das Wirtschaftswachstum konzentrieren, sondern Faktoren fördern, die ein glückliches Leben ermöglichen», sagte er.
Dazu zählt der Experte etwa Bildungsangebote, Kontaktmöglichkeiten für Jugendliche und ältere Menschen, angenehme Arbeitsbedingungen oder eine gute Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen. Auch hätten Studien gezeigt, dass glückliche Menschen in der Arbeit mehr leisten. «Wo der Mitarbeiter als Mensch betrachtet wird, revanchiert er sich, indem er sich engagiert.» (Judith Zischler, dpa)
(22.06.2013)
