ETTAL. Auf den ersten Blick ist das Internat des bayerischen Benediktinerklosters Ettal ein Idyll. Doch nachdem 2010 bekannt geworden war, dass ein Priester wiederholt Schülern in die Unterhose gefasst haben soll, gehen die Schülerzahlen zurück. Zukünftig will das bisherige reine Jungeninternat auch Mädchen aufnehmen.
Das oberbayerische Benediktinerkloster Ettal wird weiblicher. Im Internat werden vom kommenden Schuljahr an auch Mädchen aufgenommen. Mehr als 100 Jahre lang durften dort nur Buben wohnen. Ein Grund für die Öffnung des Internats für Mädchen dürfte der Schülerschwund nach dem 2010 bekanntgewordenen Missbrauchsskandal in dem nahe Garmisch-Partenkirchen gelegenen Kloster sein. Jahrzehntelang waren dort Buben sexuell missbraucht und misshandelt worden.
Als Erzieherinnen arbeiten bereits jetzt Frauen in dem Internat. Das Gymnasium des Klosters besuchen ohnedies auch Mädchen. Der Zuschnitt des Gebäudes lasse es problemlos zu, im Internat einen eigenen Wohnbereich für Mädchen zu schaffen, teilte das Kloster am Donnerstag auf seiner Homepage mit. Die Schlafzimmer von Mädchen und Buben könnten getrennt werden, beide Geschlechter aber miteinander lernen und die Freizeit verbringen, hieß es zur Erläuterung.
Das pädagogische Team des Internates sei überzeugt, dass die Aufnahme von Mädchen einen weiteren positiven Beitrag für die erzieherische Arbeit im Internat darstelle, da der Alltag vielfältiger werde und die Lebenswirklichkeit im Internat näher an die unserer Gesellschaft heranrücke. Die Buben hätten signalisiert, nicht mehr an einer reinen «Männergesellschaft» festhalten zu wollen. (dpa)
zum Bericht: Prozess um Missbrauch im Internat Kloster Ettal: Mönch weist Vorwürfe zurück
