Das Land sei dem Ziel, mehr Bildungsgerechtigkeit zu erreichen, ein gutes Stück näher gekommen, sagte Ernst. Derzeit arbeiten 41 Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe. Dafür werden jeweils dauerhaft mindestens 50 Schüler benötigt. Die zusätzlichen Stellen für die Oberstufen an Gemeinschaftsschulen gingen nicht zu Lasten anderer Schularten, betonte die Ministerin. In dieser Legislaturperiode sei die Unterrichtsversorgung an allen Schularten verbessert worden.
An den drei Standorten Sandesneben, Nortorf und Bordesholm seien aber durchaus noch mehr Schüler zu wünschen, sagte Ernst. Sorge bereite die unterschiedliche regionale Verteilung der Oberstufen an Gemeinschaftsschulen. «Das hat zur Folge, dass Schülerinnen und Schüler in Steinburg, in Ostholstein und im Lauenburgischen mehr höhere Abschlüsse erreichen als an der Westküste.» Hier gebe es Handlungsbedarf. Bildungsgerechtigkeit bedeute auch gleiche Chancen in allen Landesteilen.
Kritik an Oberstufen an Gemeinschaftsschulen
Der Regierungsbericht offenbart aus Sicht der FDP-Bildungspolitikerin Anita Klahn Realitätsverweigerung der Regierung. Oberstufen würden nach politischen Gesichtspunkten vergeben. Manche Oberstufen hätten so wenige Schüler, dass Grundschulen in dieser Größenordnung geschlossen würden. Schulen würden als ideologisches Experimentierfeld missbraucht.
Die Regierung schreibe sich die Welt schön, kritisierte Heike Franzen von der CDU. 5 von 17 neuen Oberstufen schafften nicht die vorgegebene Mindestgröße von 50 Schülern und nur 2 hätten mehr als 60 in der Eingangsphase. Die Gymnasien hätten durchaus die Kapazität gehabt, die Schüler aufzunehmen, die nun an Oberstufen in Gemeinschaftsschulen lernten, sagte Franzen.
Gegen heftige Proteste warf SPD-Fraktionschef Ralf Stegner CDU und FDP vor, sie führten einen unfairen Kampf gegen Gemeinschaftsschulen. Im Übrigen habe das Land Nachholbedarf: Die Abiturquote betrage im Norden knapp 39 Prozent und im Bundesschnitt 46 Prozent.
Ausgaben der Eltern senken
Ernst zufolge will sich die Regierung bemühen, die von Eltern zu zahlenden Ausgaben für Lernmittel zu senken. Im Durchschnitt fallen jährlich für ein Kind knapp 1000 Euro an – für Schulequipment, Bücher, Verbrauchsmaterial, Sportunterricht, Unternehmungen, Essen und Betreuung sowie Nachhilfe. Wer Nachhilfe in Anspruch nimmt, zahlt im Schnitt allein dafür 640 Euro, manche bis zu 1000.
Mit dem Ausbau von Ganztagsangeboten soll Ernst zufolge mehr Zeit für gezielte Förderung geschaffen und so private Nachhilfe überflüssig werden. Geprüft werde auch, welche Kosten das Ministerium durch Änderungen von Verwaltungsvorschriften beeinflussen kann. Als Beispiele nannte Ernst eine Höchstgrenze für Schulausflüge, die Anschaffung von Atlanten und Arbeitsheften sowie eine Begrenzung des Umfangs von Materiallisten zu Beginn des Schuljahres.
Die Gewerkschaft GEW fordert, das Schulgesetz so zu ändern, dass wenigstens Arbeitsbücher, Lektüreschriften und Kopien für Eltern kostenfrei werden. dpa
