HALLE. Das Schuljahr ist erst wenige Tage alt, die Diskussion um die Situation in den Klassenzimmern von Sachsen-Anhalt dauert schon viel länger. Werden die Probleme wegen fehlender Lehrer größer oder kleiner? Jetzt meldet sich der Ministerpräsident in der Debatte zu Wort.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat seinem Bildungsminister und Parteikollegen in der Debatte um Lehrermangel den Rücken gestärkt. «Was Marco Tullner machen konnte, hat er gemacht», sagte der CDU-Politiker in einem Interview der «Mitteldeutschen Zeitung». Derzeit liege die Unterrichtsversorgung im Schnitt bei 101 Prozent. «Wir brauchen uns überhaupt nicht zu verstecken.» Im vergangenen Schuljahr waren es knapp 100 Prozent.
Also doch: Auch Sachsen-Anhalt startet mit unbesetzten Stellen an Grundschulen ins neue Schuljahr
Die Zahl zur Unterrichtsversorgung bedeutet: Wenn alle Lehrer und Lehrerinnen zugleich auf Arbeit wären und keiner von ihnen krank oder schwanger, könnten 101 Prozent der geplanten Stunden gehalten werden.
Die schwarz-rot-grüne Koalition strebt an, in vier Jahren so viele Lehrer zu haben, dass der Unterricht rechnerisch zu 103 Prozent abgesichert ist. Die Reserve von drei Prozentpunkten soll Vertretungen sichern und Ausfälle durch Krankheit oder andere Fehlzeiten im Lehrerkollegium abpuffern.
In Sachsen-Anhalt wird seit Wochen über die Personalsituation an den Schulen diskutiert. Bildungsminister Tullner hatte versichert, dass im gerade gestarteten Schuljahr mehr Lehrer vor den Klassen stehen werden und die Unterrichtsversorgung besser wird. Konkret will er erst werden, wenn in einigen Wochen belastbare Zahlen vorliegen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Grundschulverband und die oppositionelle Linke befürchten eine Verschlechterung der Situation an vielen Schulen. Sie werfen dem Bildungsministerium vor, die Zahlen schönzurechnen, indem den Schulen ein geringerer Bedarf zugebilligt wird. Sachsen-Anhalt konnte bisher 100 von 370 ausgeschriebenen Stellen nicht besetzen.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern stehe Sachsen-Anhalt bei Ausstattung und Klassengröße gut da, sagte Haseloff dem Blatt. «Wir sehen gemeinsamen Handlungsbedarf bei den unbesetzten Stellen.» Der Bildungsminister werde weitere Stellen ausschreiben. «Der Markt ist aber bundesweit ziemlich abgeräumt», so Haseloff. Andere Bundesländer hätten die gleichen Probleme bei der Personalsuche. dpa
