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Lehrerverband ist alarmiert: Jugendgewalt (auch Cybermobbing) nimmt zu – immer mehr Schüler sind mit Messer oder Reizgas unterwegs

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HANNOVER. Die Kriminalität von Jugendlichen steigt, darunter auch die Zahl von Gewaltdelikten. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, das Neuntklässler aus Niedersachen befragt hat. Besonders besorgniserregend: Immer mehr der im Schnitt 15-Jährigen sind mit Messer oder Reizgas bewaffnet. Auch Cybermobbing breitet sich aus. Für den Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR) decken sich die Studienergebnisse mit den Erfahrungen von Lehrerinnen und Lehrern – Schule allein könne diesen Entwicklungen jedoch nicht entgegentreten.

Konflikte unter Jugendlichen eskalieren immer öfter. Foto: gagilas /flickr (CC BY-SA 2.0)

Die Forscher des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) kommen zu dem Schluss, „dass sowohl Jungen als auch Mädchen im Jahr 2017 signifikant häufiger Gewalt ausüben als noch 2015. Dabei weisen Mädchen 2017 weiterhin eine deutlich niedrigere Gewaltrate auf als Jungen (3.6 % zu 12.2%). Der Anstieg im Gewaltverhalten gilt darüber  hinaus  sowohl  für Personen  mit  und  ohne  Migrationshintergrund und ebenfalls sowohl für Schüler/innen niedriger als auch höherer Schulformen.“  Auch bei Eigentumsdelikten sei eine Steigerung erkennbar.

Was ist die Ursache für die höhere Kriminalitätsneigung unter Jugendlichen? Das lasse sich nicht mit nur einem Faktor begründen, erklären die Wissenschaftler. Ein Punkt: problematische Kontakte im Freundeskreis nehmen  zu.  „Mit  Blick  auf  den  vielfach  bestätigten  Befund, dass  die  Einbindung  in  delinquente  Freundesgruppen  ein  wesentlicher Prädiktor  für eigenes delinquentes Verhalten darstellt, kann als weitere Negativentwicklung der zunehmende Kontakt zu delinquenten Peers ausgewiesen werden. Der Anteil Jugendlicher, der berichtet, in delinquente  Freundesgruppen  eingebunden  zu  sein,  hat  zwischen  den  Erhebungsjahren  2015 und 2017 signifikant zugenommen.“

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„Unsere Schulen reagieren mit großem Engagement auf diese Entwicklung“, sagt VNL/VDR-Vorsitzender Torsten Neumann. „Sofort bei Bekanntwerden von Gewalttaten wird konsequent dagegen eingeschritten, soziales Lernen wird, wenn notwendig, ständig eingeübt. Dabei werden unsere Lehrkräfte durch die Schulsozialarbeit und außerschulische Kooperationspartner unterstützt.“ Allerdings: „Die Studie bestätigt uns in der Auffassung, dass Schule alleine dem nicht entgegentreten kann. Hier sind neben der Schule alle gesellschaftlichen Kräfte, zu allererst die Eltern, gefordert.“

Schulen können nicht immer mithalten

Es verwundere ihn nicht, so Neumann, dass die neue Form von Gewalt, das Cybermobbing, ständig steigt. Die enorme Verbreitung und intensive Nutzung der sozialen Medien bedeute für junge Menschen eine enorme Herausforderung. Die Schulen leisteten einen erheblichen Beitrag zur Bewältigung der Probleme, könnten jedoch mit der rasanten Entwicklung nicht immer mithalten.

Neumann: „Unsere Schulen engagieren sich ständig gegen jede Form von Gewalt. Der sich immer weiter verschärfende Lehrermangel erschwert die Arbeit enorm. Dabei benötigen die Schulen dringend weitere Unterstützung. Die Schulsozialarbeit ist im Kampf gegen Gewalt eine sehr wichtige Stütze, die dringend weiter ausgebaut werden muss. Die größte Hilfe ist aber zweifelsfrei die Unterstützung durch das Elternhaus, und zwar von Beginn an und nicht erst, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.“ Agentur für Bildungsjournalismus

Hier lässt sich die Studie herunterladen.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Gewaltprävention rückt in den Fokus: Schulen sollen besser unterstützt werden

 

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