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Fridays for Future: Eisenmann droht streikenden Schülern mit schlechten Noten

STUTTGART. Seit Monaten gehen Schüler während des Unterrichts aus Angst vor der Klimakatastrophe auf die Straße. Schulen überlegen schon seit längerem, wie sie am besten auf den Protest reagieren. Baden-Württembergs Kultusministerin hat da eine eindeutige Meinung.

«Das Schwänzen hat natürlich Konsequenzen»: Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Woche für Woche ziehen junge Klimaaktivisten bundesweit durch die Straßen – während des Unterrichts und in vielen Städten auch in den Ferien. Je länger diese Proteste der Bewegung Fridays for Future dauern, desto schärfer könnten nach Ansicht der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann auch die Folgen für die Demonstranten werden. «Das Schwänzen hat natürlich Konsequenzen», sagte die CDU-Politikerin. «Und wenn es dauerhaft wird, werden diese zwangsläufig zunehmen.»

Manche Schulen belegten die Demonstranten mit Nachholstunden, Strafarbeiten oder Verweisen, andere bauten das Thema Klimaschutz stärker in den Unterricht ein, sagte sie. Aber: «Wenn Arbeiten versäumt und nicht nachgeschrieben werden, kann es auch mal eine Sechs geben», warnte Eisenmann, die seit dem Wochenende auch Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Landtagswahl 2021 ist.

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“Die Schüler müssen lernen, mit den Konsequenzen zu leben”

Sie habe Verständnis für die Sorgen und die Forderungen der Jugendlichen, betonte aber auch: «Unterricht kann nicht kontinuierlich gegen Klimaschutz ausgespielt werden.» Die Demonstranten müssten lernen, mit den Konsequenzen zu leben. «Es darf sich dann keiner wundern, wenn beispielsweise die Noten schlechter werden.» Konsequenzen müsse man akzeptieren und dann nicht sagen, das störe jetzt. «Es ist durchaus wichtig für Schüler zu lernen, dass sie Rechte in der Demokratie haben, dass sie zum Beispiel demonstrieren und sich äußern dürfen», sagte die Ministerin. «Aber es gibt für sie eben nicht nur Rechte, es gibt auch Pflichten. Diese Ausgewogenheit spielt auch in der Erziehung eine Rolle.»

Schon seit Monaten protestieren Tausende Schüler unter dem Label Fridays for Future jeden Freitag für mehr Klimaschutz. Den Anstoß hatte die junge Schwedin Greta Thunberg gegeben. Seit Mittwoch beraten zudem Hunderte Jugendliche bei einem Kongress in Dortmund über die weiteren Schritte und die Organisation. Zu dem Treffen werden bis Sonntag mehr als 1400 Schüler und Studenten erwartet.

Die Warnung der Kultusministerin rief bei vielen Teilnehmern des Sommerkongresses nur Achselzucken hervor. «Wir sind über diese Diskussion schon lange hinaus. Die meisten haben doch verstanden, dass die Schüler eh keine Zukunft haben, wenn sie jetzt nicht andere zum Handeln bewegen», sagte Lea Kowalewski, eine Aktivistin aus Braunschweig. Elena Balthesen aus München geht ebenfalls regelmäßig freitags auf die Straße: «Gemessen an dem, was ich durch Fridays for Future schon für mein Leben gelernt habe, sind das ja nur ein paar Schulstunden, die ich freitags verpasse».

Grüne: “Das ist pädagogisdch kontraproduktiv”

Die Grünen warfen Eisenmann Engstirnigkeit vor. Wenn man von jungen Leuten einfordere, sich eine Meinung zu bilden und mit Zivilcourage dafür einzustehen, könne man nicht bei einem solchen Thema kleinkariert mit Drohungen anfangen. «Das ist pädagogisch, und wenn man politische Bildung betrachtet, absolut kontraproduktiv», sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Margit Stumpp.

Fridays-for-Future-Vertreterinnen aus Stuttgart kritisierten den Verweis auf die Schulpflicht: «Politiker sollten nicht so viel über Pflicht sprechen, wenn sie ihre eigene Pflicht nicht erfüllen», sagte Sofie Rehberg. Den meisten Schülerinnen und Schülern seien die Konsequenzen ihres Verhaltens aber bewusst. Von Martin Oversohl, Bettina Grachtrup und Nico Pointner, dpa

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