BERLIN. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat sich für eine Maskenpflicht in den Schulen ausgesprochen – und Samstagsunterricht in Aussicht gestellt. „Wichtig ist, dass die Schulen nun schrittweise öffnen, aber alle Verantwortlichen auch streng darauf achten, dass sich das Infektionsrisiko nicht wieder erhöht“, sagte sie gegenüber dem „Spiegel“. Und: Die Verantwortlichen für die Schulen müssten darauf achten, dass das laufende Schuljahr kein verlorenes werde.
Die Bundesländer gehen sehr unterschiedlich mit der Frage um, ob Schüler in der Schule Schutzmasken tragen sollten (siehe Liste unten). Während einige Bundesländer wie Rheinland-Pfalz oder Bayern an die Kinder und Jugendlichen Schutzmasken ausgeben wollen, hält zum Beispiel Niedersachsen das Tragen von Schutzmasken für nicht notwendig. In Nordrhein-Westfalen gibt es Schulen, die eine Maskenpflicht für ihre Schüler erlassen haben – und andere, die nicht einmal über genügend Desinfektionsmaterial verfügen. Im ÖPNV sowie in Geschäften gilt ab Montag praktisch bundesweit eine Maskenpflicht.
Hessens Ministerpräsident Bouffier begründete die Maskenpflicht ab kommender Woche auch mit dem teilweisen Neustart der Schulen am Montag. Ein Großteil dieser Schüler werde dann mit den Bussen zum Unterricht kommen. «Und in Bussen ist es klassischerweise so, dass das Abstandhalten etwas schwierig ist. Gerade da ist eine Maske ein Teil eines Schutzkonzeptes», sagte er.
Überall dort, wo Schüler den Abstand nicht einhalten können
„Aus meiner Sicht spricht viel dafür, dass überall dort, wo Schülerinnen und Schüler den Abstand nicht einhalten können, Masken getragen werden müssen“, sagte nun Karliczek im Interview mit dem „Spiegel“. „Das ist im Schulbus der Fall, auch auf dem Weg ins Schulgebäude und auf den Fluren. In den Klassenzimmern wird die Schule vielleicht differenzieren können. Wenn die Lehrer ihre Schüler weit genug auseinander setzen, dürfen die Masken vielleicht auch einmal abgelegt werden. Aber auch hier wäre ich vorsichtig – wie wir generell jetzt nicht übermütig werden dürfen“, so erklärte sie.
Offen zeigte sich Karliczek für einen Vorstoß von Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), über Samstagsunterricht bis zum Sommer nachzudenken – um zu verhindern, dass manche Schüler in diesem Schuljahr ihre Schule nicht mehr von innen zu sehen bekommen.
„Die Lehrerinnen und Lehrer sollten erst mal schauen, wie groß der Rückstand wirklich ist“, sagte Karliczek. „Aber alle für Schule Verantwortlichen dürfen keine Option ausschließen. Das Schuljahr sollte für die Kinder kein verlorenes Schuljahr werden. Das wird nicht einfach sein. Und wenn es besser ist, dass Kinder abwechselnd zur Schule gehen, also nur jeden zweiten Tag, wird man womöglich den Samstag brauchen, um alle dreimal pro Woche zu unterrichten.“ Tatsächlich haben die Bundesländer die Teilung von Klassen in Aussicht gestellt. Bevor die Sommerferien verkürzt würden, so Karliczek, sollten allerdings andere Möglichkeiten – etwa freiwillige Sommerkurse in den Ferien – genutzt werden.
“Regelbetrieb an Schulen auf absehbare Zeit nicht möglich”
Karliczek hatte gestern ein „Sofortausstattungsprogramm‘“ des Bundes in Höhe von 500 Millionen Euro vorgestellt, mit dem die Schulen sowie Schülerinnen und Schüler in der Coronakrise unterstützt werden sollen (News4teachers berichtet hier ausführlich darüber). Schulen sollen Geld bekommen, um verstärkt Online-Lernmittel nutzen zu können, Außerdem sollen bedürftige Schüler einen Zuschuss von 150 Euro bekommen, für den Kauf eines Laptops oder eines anderen Gerätes für den Unterricht zu Hause. Dazu erklärte die Bundesbildungsministerin: „Ein Regelbetrieb an den Schulen, wie wir ihn vor der Zeit der Pandemie kannten, wird auf absehbare Zeit wegen der Infektionsgefahr leider nicht möglich sein. Daher wird das digitale Lernen im Lernalltag unserer Kinder auch in den nächsten Monaten immer wichtiger werden.“ News4teachers
BERLIN. Im Kampf gegen das Coronavirus setzen mittlerweile alle Bundesländer auf eine Maskenpflicht in Teilen des öffentlichen Lebens. In einigen Ländern soll die Pflicht nun auch an Schulen gelten. Mund und Nase bedecken muss in jedem Fall, wer mit Bus und Bahn zum Unterricht kommt. Ein Überblick.
BADEN-WÜRTTEMBERG: Während des Unterrichts soll keine Maskenpflicht gelten, allerdings gilt sie ab Montag (27. April) für die Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln.
BAYERN: In den Schulen müssen keine Masken getragen werden. Für Schulweg, Pausen und Toilettengang sieht das Bildungsministerium Hygieneregeln vor. Im Nahverkehr gilt ab Montag Maskenpflicht.
BERLIN: An Schulen gibt es keine Maskenpflicht. Ein Schutz für Mund und Nase ist aber in Bussen und Bahnen ab Montag verpflichtend.
BRANDENBURG: Ob die Maskenpflicht auch an Schulen gilt, war am Donnerstag zunächst noch offen. Im Nahverkehr müssen Mund und Nase ab Montag allerdings bedeckt werden.
BREMEN: Eine Maskenpflicht an Schulen ist in der Rechtsverordnung, die am Freitag verabschiedet werden soll, nicht vorgesehen. Die Pflicht gilt aber für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
HAMBURG: Maskenpflicht gilt ab Montag im Nahverkehr, für Schulen gibt es lediglich eine dringende Empfehlung, aber keine Pflicht.
HESSEN: Es gilt keine Maskenpflicht in den Schulen, dafür aber im Nahverkehr ab Montag.
MECKLENBURG-VORPOMMERN: Wer auf dem Weg zur Schule öffentliche Verkehrsmittel nutzt, muss während der Fahrt einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Für den Unterricht selbst ist dies nicht vorgesehen. Doch empfiehlt das Bildungsministerium in seinem Corona-Hygieneplan für die Pausen im Schulgebäude ebenfalls das Tragen einer Maske.
NIEDERSACHSEN: Es gilt keine Maskenpflicht für Schüler und Lehrer. Wer in den Pausen eine Maske tragen möchte, muss sie selbst mitbringen.
NORDRHEIN-WESTFALEN: In Schulen gilt grundsätzlich keine Maskenpflicht, allerdings ist das Tragen in Bussen ab Montag verpflichtend.
RHEINLAND-PFALZ: In Pausen und im Schulbus ist eine Mund-Nasen-Maske ab kommenden Montag Pflicht, im Unterricht selbst aber nicht.
SAARLAND: Schülerinnen und Schüler sind nur dann von der allgemeinen Maskenpflicht betroffen, wenn sie für den Weg zur Schule den ÖPNV nutzen. Ansonsten sind Schulen nicht von der Maskenpflicht erfasst.
SACHSEN: Verpflichtend ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in den Schulen nicht, es wird aber wie andernorts empfohlen. Im Nahverkehr müssen Mund und Nase hingegen bedeckt sein.
SACHSEN-ANHALT: Es gibt keine Maskenpflicht an Schulen, für die Rückkehrer gelten allerdings viele Auflagen zu Abstand und Hygiene.
SCHLESWIG-HOLSTEIN: In Schleswig-Holstein soll es nach dpa-Informationen keine Maskenpflicht an Schulen geben. Aber wenn Schüler mit dem Bus zur Schule fahren, werde für sie ab Mittwoch auch die Maskenpflicht im ÖPNV gelten, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums.
THÜRINGEN: Schülerinnen und Schüler sollen in den Pausen und wenn sie den Raum wechseln Masken tragen, während des Unterrichts aber nicht. Die Maskenpflicht gilt auch in den Schulbussen. Die Stadt Gera macht das Tragen von Gesichtsschutz auch in Parks zur Pflicht. dpa
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Kinderärzte warnen: Maskenpflicht für kleine Kinder ist kontraproduktiv