BERLIN. Unterrichten ohne Abstandsregel? Für die Lehrerverbände ein Unding. Die GEW mahnt in einer Erklärung die Fürsorgepflicht der Länder gegenüber den Beschäftigten an. Der VBE beklagt, dass über die Köpfe der betroffenen Lehrerinnen und Lehrer hinweg entschieden wird. Der Vorschlag: ein runder Tisch mit allen Beteiligten, an dem vernünftige Lösungen beraten werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat kritisiert, dass in den Schulen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsrisikos und zum Gesundheitsschutz aufgegeben werden sollen. „Wir brauchen endlich einen runden Tisch, an dem Politik, Gewerkschaften, Eltern- und Schülervertretungen sowie Mediziner zusammenkommen und über Lösungswege entscheiden, die die Interessen aller an Schule Beteiligten berücksichtigen“, sagt GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann mit Blick auf Aussagen der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig (SPD). Hubig hatte gestern gefordert, die Abstandsregeln an Schulen zu beenden – News4teachers berichtete.
Wertschätzung von Lehrern “geht anders”
„Während in allen Branchen die Abstandspflicht von 1,5 Metern zwischen zwei Menschen weiterhin gilt und in Geschäften sowie im Öffentlichen Personennahverkehr Masken getragen werden müssen, sollen in den Schulen Schutzmaßnahmen aufgegeben werden“, kritisiert nun Hoffman. Sie fordert stattdessen: „Wir müssen jetzt die Zeit nutzen, um pädagogische Konzepte zu entwickeln und die technischen Voraussetzungen zu schaffen, damit nach den Sommerferien mit einem Mix aus Präsenz- und Fernunterricht ein qualitativ hochwertiger Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler angeboten werden kann.“
Die Gewerkschafterin beklagt: „Nachdem die Lehrkräfte zum Teil unter Bedingungen, die noch nicht einmal hygienischen Mindeststandards entsprechen, die Notbetreuung aufrecht erhalten und mit einer völlig unzureichenden digitalen Ausstattung Fernunterricht organisiert haben, will die Politik einen Schritt weiter gehen und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten aufs Spiel setzen. Wertschätzung geht anders!“
VBE: Lehrer und Schulleiter fühlen sich schlecht informiert
In die gleiche Kerbe schlägt VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Er sagt – unter Verweis auf eine aktuelle Umfrage des Verbands unter Lehrern (News4teachers berichtete ausführlich darüber): „Es gibt ein erhebliches Informationsdefizit unter den Lehrkräften, das die Kultusministerien zu verantworten haben.“ Lehrkräfte und Schulleitungen sähen es (mit Zustimmungswerten deutlich über 80 Prozent) als belastend an, dass Entscheidungen nicht entsprechend der Realität an Schulen getroffen würden.
„Deshalb gilt es jetzt von den politischen Entscheidungsträgern, darauf zu reagieren. Die Kommunikation muss verbessert und die Wege verschlankt werden, Informationen müssen niedrigschwellig für alle Bildungsbeteiligten zugänglich sein, um Informationsdefizite zu beheben“, fordert Beckmann. „Das wird auch erreicht, indem alle Anspruchsgruppen an der Entscheidungsfindung beteiligt werden. Orte des Zusammentreffens, an denen Maßnahmen und Vorgehen gemeinsam ausgehandelt werden, könnten dabei helfen, die verschiedenen Anforderungen angemessen zu berücksichtigen. Wir wollen alle das Gleiche: optimale Bildungschancen für alle Schülerinnen und Schüler unter den besten Bedingungen für alle Beteiligten, immer entsprechend des Infektionsgeschehens und der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse.“
Den Vorschlag der GEW, einen runden Tisch einzuberufen, begrüßt und konkretisiert er. Beckmann: „Da, wo auf Bundesebene Beschlüsse zu Rahmenbedingungen gefällt werden, braucht es die Einbindung der bundesweit agierenden Organisationen. Werden die Konzepte für den Unterricht vor Ort erstellt, braucht es den Einbezug der in den Ländern Agierenden.“ News4teachers
