BERLIN. „Die Lehrkräfte leisten während der Corona-Pandemie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, um die Krise zu meistern. Die Wertschätzung der Politik für dieses Engagement muss sich aber besser zeigen“, so meinen die GEW und der VBE in einer gemeinsamen Erklärung zum Welttag der Lehrerin und des Lehrers am 5. Oktober. Dazu gehöre vor allem, nicht nur zu fordern und in Sonntagsreden unrealistische Erwartungen zu wecken – sondern konkret zu sagen, wann welche Mittel bereitgestellt werden. „Hier gibt es Nachholbedarf!“
Dem Engagement der Lehrkräfte müsse nun die Politik mit einem Kurswechsel in der Bildungspolitik folgen. Marlis Tepe, Vorsitzende der GEW sagt: „Die Corona-Krise bietet auch Chancen. Diese müssen jetzt genutzt werden, um umzusteuern. Deutschland muss mehr Inklusion und gemeinsames Lernen ermöglichen sowie selbstgesteuertes und kooperatives Lernen stärker unterstützen. Lehrende und Lernende brauchen kleinere Klassen und Gruppen in Schule und Kita.”
Bröckelnder Putz, schimmlige Ecken, unbenutzbare Klos in den Schulen
Weiter betont sie: “Der Sanierungsstau in Höhe von rund 44 Milliarden Euro an Schulen muss aufgelöst werden – und zwar mit Priorität und höchstem Tempo. Die Investitionen müssen dabei nicht nur für die bessere digitale Ausstattung und Infrastruktur genutzt werden, sondern auch für die Instandhaltung der Gebäude. Bröckelnder Putz, schimmlige Ecken und unbenutzbare Schultoiletten müssen der Vergangenheit angehören. Zudem müssten gerade in Pandemie-Zeiten die Hygiene und der Infektionsschutz an den Bildungseinrichtungen nachhaltig verbessert werden.“
Der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, ergänzt: „Das größte Problem bleibt der dramatische Lehr- und Fachkräftemangel. Um diesen effektiv zu bekämpfen, müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Dazu gehören die Ausstattung vor Ort, aber auch das Gehalt und die Sicherheit, im Beruf weiterarbeiten zu können. Sommerarbeitslosigkeit, die Anstellung in befristeten Arbeitsverhältnissen und die schlechtere Eingruppierung von Grundschullehrkräften und Gruppen von Lehrkräften der Sekundarschulen sind das Gegenteil davon! Zudem ist die Politik gefordert, Lehrkräfte von nicht notwendigen Arbeiten zu entbinden, zum Beispiel durch Verwaltungsfachkräfte. Zusätzlich müssen sie durch multiprofessionelle Teams unterstützt werden.“
Lehrkräfte können die Fehler der Politik nicht auf Dauer auffangen
Die Corona-Krise habe die Mängel des Bildungssystems in Deutschland „gnadenlos aufgedeckt“. „Wie unter einem Brennglas sind die Versäumnisse der Politik in den vergangenen Jahren deutlich geworden. Jetzt müssen Bund, Länder und Kommunen endlich mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung langfristig deutlich mehr Geld in die Bildung sowie bessere Lern- und Arbeitsbedingungen investieren“, unterstreichen Tepe und Beckmann in dem gemeinsamen Papier.
„Die Menschen haben in der Krise gesehen, was es bedeutet, wenn das Bildungssystem aufgrund struktureller Schwächen nicht wie gewünscht und notwendig läuft. Das können die Beschäftigten mit ihrem Engagement nicht auf Dauer auffangen. Die Bürgerinnen und Bürger wollen nicht nur, dass Milliarden-Programme die Wirtschaft stützen, sie wünschen sich auch, dass der Bildungsbereich nachhaltig gestärkt wird, um die Zukunft zu gestalten!“ News4teachers
Der Welttag der Lehrerin und des Lehrers wird seit 1994 jährlich am 5. Oktober gefeiert. In diesem Jahr steht er unter dem Motto: „Lehrkräfte übernehmen in der Krise Verantwortung. Sie gestalten die Bildung für die Zukunft.“
Die UNESCO, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Bildungsinternationale (BI) haben ihn ins Leben gerufen. Der 5. Oktober ist für die internationale Bildungsbewegung ein herausragendes Datum: 1964 haben UNESCO und ILO die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ angenommen. Damit war es zum ersten Mal gelungen, in einem internationalen Konsens den Status des Lehrberufs in der Gesellschaft und die Verpflichtung der Politik zur Sicherung ausreichender Arbeits- und Lebensbedingungen für Pädagoginnen und Pädagogen festzuschreiben.
Die BI ist der internationale Dachverband von rund 400 Bildungsgewerkschaften aus 170 Ländern. Sie vertritt weltweit fast 30 Millionen im Bildungswesen Beschäftigte. GEW und VBE sind Mitglieder der BI. Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe ist Vize-Präsidentin der BI.
