OSNBABRÜCK. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz hat von Kritikern der Schulpolitik während der Pandemie, insbesondere von Lehrerverbänden, „mehr Vernunft und Augenmaß“ gefordert. Die Mehrheit der Eltern und Lehrer trage die Entscheidung mit, auch bei steigenden Infektionen auf Präsenzunterricht zu setzen – behauptet sie.
Mit Blick auf Kritik von Lehrerverbänden an der Schulpolitik der Länder hat die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig, im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ erklärt: „Ich finde, dass wir in dieser Krise alle große Verantwortung haben. Dazu gehört für mich auch, dass man mit Forderungen und Formulierungen verantwortungsbewusst umgeht.“ Hubig sagte: „Ich finde es nicht gut, wenn man bei Lehrerinnen und Lehrern Ängste schürt.“ Die Kultusminister steuerten seit neun Monaten sehr einig durch diese Krise in Absprache mit Virologen und Immunologen und anderen Expertinnen, so Hubig.
„Von Bildungsministern kann man nicht erwarten, dass sie nur noch den Infektionsschutz berücksichtigen”
„Von Bildungsministerinnen und Bildungsministern kann man nicht erwarten, dass sie alle nach Hause schicken und nur noch den Infektionsschutz berücksichtigen. Uns geht es darum, dass das Recht auf Bildung zusammen mit Gesundheits- und Infektionsschutz durchgesetzt werden kann“, sagte die SPD-Politikerin. „Ich finde, das sollten manch andere mit etwas mehr Vernunft und Augenmaß beurteilen.“
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin fügte laut Bericht hinzu, es gebe diejenigen, die „sehr laut sind und Forderungen erheben – das ist sicherlich ihr gutes Recht“. Ihr Eindruck sei aber, so Hubig, „dass die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer, der Eltern und der Schulleitungen eine klare Entscheidung für den Präsenzunterricht mitträgt. Diese Mehrheit ist nur nicht unbedingt die lautere.“
Leserbefragung von News4teachers ergab eine Fünf minus für die Schulpolitik – im Schnitt
Repräsentative bundesweite Umfragen zur aktuellen Schulpolitik liegen nicht vor. Eine Leserbefragung von News4teachers, an der mehr als 10.000 Menschen teilgenommen haben, ergab ein anderes Bild. Wir hatten gefragt: „Welche Schulnote bekommen die Landesregierungen von Ihnen für die Schulpolitik in der Corona-Krise?“ Heraus kam eine Fünf minus – im Schnitt. Rund zwei Drittel der Leserinnen und Leser von News4teachers, das hatte eine frühere Umfrage ergeben, sind Lehrerinnen und Lehrer. In den Schulen machen sich 65 Prozent der Beschäftigten größere Sorgen um die eigene Gesundheit, wie eine aktuelle Umfrage der Krankenkasse DAK ergab. Rund ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer hat aufgrund der Pandemie sogar Angst, zur Schule zu gehen.
Auch unter Eltern sind die Sorgen groß, wie eine Anfang des Monats veröffentlichte repräsentative Umfrage des Instituts Allensbach aus Baden-Württemberg zeigt. Demnach bewerteten 60 Prozent der Befragten die Arbeit der grün-schwarzen Landesregierung in der Krise insgesamt mit gut oder sehr gut – 57 Prozent hielten die Schulpolitik des Landes (die sich nicht grundlegend von der Schulpolitik anderer Bundesländer unterscheidet) allerdings für nicht gut oder weniger gut, nur 3 Prozent für sehr gut. News4teachers
KMK-Präsidentin Stefanie Hubig wurde am gestrigen Sonntag im heute journal von Moderatorin Marietta Slomka interviewt – sehenswert:
Anstelle eines Kommentars zur Schulpolitik: Ein persönlicher Brief an die Ministerpräsidenten
