BERLIN. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verlangt eine frühzeitige Entscheidung, wie es ab dem 10. Januar an den Schulen weitergeht. «Es ist abzusehen, dass die Lockdown-Maßnahmen über den 10. Januar hinaus verlängert werden müssen», sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Lehrer, Schüler und Eltern bräuchten Konzepte rechtzeitig, um sich auf die Situation einstellen zu können.« Am 5. Januar wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen beraten – einen Tag vorher berät sich die KMK.
Ansagen am Freitag, die am Montag umgesetzt sein sollen, darf es nicht mehr geben. Das hat in der Vergangenheit alle Beteiligten oft genug vor unlösbare Probleme gestellt», kritisierte Tepe. Kultusministerien und Schulbehörden müssten die verlängerte Ferienzeit nutzen, um tragfähige Konzepte für unterschiedliche Szenarien zu entwickeln, forderte die GEW-Chefin.
«Dazu gehört, sich endlich von der Schimäre des bedingungslosen Offenhaltens der Schulen zu verabschieden.» Die Schulen müssten auf Wechselunterricht umstellen. Nur so könne das Recht auf Bildung aufrechterhalten werden, nur so könnten die Lehrer den Kontakt zu den Schülern halten. Und nur so könne es gelingen, insbesondere ohnehin benachteiligte Kinder und Jugendliche nicht zu verlieren.
Kultusminister beraten am 4. Januar darüber, wie es mit dem Unterricht weitergehen soll
Wie die Schulen nach dem 10. Januar ins neue Jahr starten, ist bisher weitgehend offen. Die Kultusminister der Länder wollen darüber am 4. Januar beraten. Einen Tag später werden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder bei ihrer nächsten Gesprächsrunde zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise voraussichtlich Beschlüsse dazu fassen. Die konkrete Umsetzung liegt dann aber wie immer in den einzelnen Bundesländern, die für ihre Schulen selbst zuständig sind.
Vereinzelt gab es bereits Aussagen dazu, wie es im neuen Jahr weitergehen könnte. So plant etwa Niedersachsen ab 11. Januar bis zum Halbjahresende am 31. Januar für die Klassen 5 bis 12 mit Wechselunterricht, für die Abiturklassen und Grundschulen mit Präsenzunterricht, allerdings für alle Schüler mit Maske im Unterricht. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bereitete die Schulen in einem Brief kurz vor Weihnachten auf drei verschiedene Szenarien im neuen Jahr vor. In dem Stufenmodell würde es im günstigsten Fall landesweiten Präsenzunterricht geben. Gebauer verwies aber zunächst auf die Beratungen der Länder mit Merkel am 5. Januar.
Das Robert-Koch-Instituts empfiehlt, dass ab einem Inzidenzwert von 50 Wechselunterricht in kleinen Lerngruppen mit Abstandsregel sowie eine Maskenpflicht im Unterricht gelten sollten. Kein Bundesland hat bislang diese Empfehlungen beachtet.
Die Nationalakademie Leopoldina hat in einer Stellungnahme Anfang Dezember, an der auch RKI-Präsident Prof. Lothar Wieler sowie Charité-Chefvirologe Prof. Christian Drosten mitgearbeitet hatten und die dann zur wissenschaftlichen Grundlage für den aktuellen Lockdown wurde, gefordert, für den Wiederbeginn des Unterrichts ab dem 10. Januar 2021 sollte in allen Bundesländern das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Unterricht für alle Jahrgangsstufen verpflichtend sein. Zudem sollten ländereinheitliche Regeln für den Wechselunterricht ab der Sekundarstufe erarbeitet werden, die ab einer bestimmten Inzidenz greifen. (News4teachers berichtete über die Stellungnahme der Leopoldina.) Auch diesen Empfehlungen folgt die KMK bislang nicht.
Die Lehrerverbände sorgen sich um Klassenarbeiten und Abschlussprüfungen – wie sollen die bewertet werden?
Auch das Thema Prüfungen treibt Bildungsgewerkschaften und -verbände um. «Prüfungen und Tests, die zurzeit nicht viel mehr als soziale Ungleichheiten widerspiegeln, sollen ausgesetzt werden», forderte GEW-Chefin Tepe. Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, forderte im RND von der Kultusministerkonferenz «dringend Aussagen», wie Prüfungen durchgeführt und bewertet werden sollen, «aber auch welche Anpassungen an den Curricula und der Anzahl der Leistungstest sowie deren Inhalt vorgenommen werden».
Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, sagte dem RND: «Die Kultusministerien müssen die realen Daten erheben, wie viel Unterricht in diesem Schuljahr und im letzten Schuljahr im Vergleich zu den letzten Schuljahren bisher ausgefallen ist. Daraus müssen entsprechende Konsequenzen für Prüfungen und für die Förderung von Schülerinnen und Schülern gezogen werden.» News4teachers / mit Material der dpa
