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Jetzt auch Thüringen: Mehr als die Hälfte der Bundesländer zahlt Grundschullehrern genauso viel wie ihren Kollegen an Gymnasien

ERFURT. Insbesondere an Grundschulen sind Lehrer Mangelware – und auf dem Land. Das gilt bundesweit. Thüringen will nun mit neuen finanziellen Anreizen Bewerber anlocken. Die damit verbundene Gleichstellung von Grundschullehrern mit ihren Kollegen am Gymnasium hat für die GEW Vorbildcharakter. „Damit macht der Freistaat in der Bildungspolitik einen gewaltigen Schritt nach vorne“, so heißt es dort. Und: Damit werden in mehr als der Hälfte der Bundesländer Grundschullehrkräfte mit A13/E13 besoldet.

Grundschullehrkräfte freuen sich über die steigende Anerkennung. Illustration: Shutterstock

Im Kampf gegen Lehrermangel und Unterrichtsausfall nimmt Thüringen Geld in die Hand und will Lehrer mit Zulagen und höheren Gehältern locken. Dazu beschloss der Landtag am Freitag in Erfurt mehrere Gesetzesänderungen. Erstmals wird damit ein Zulagensystem in Thüringen eingeführt, das beispielsweise angehenden Lehrern hohe monatliche Zuschläge sichert, wenn sie sich verpflichten, nach dem Ende ihrer Ausbildung fünf Jahre lang etwa in einer Region zu unterrichten, wo der Lehrermangel besonders schlimm ist.

Je nach Altersstufe der Lehrkraft beträgt die Besoldung in der Gruppe A13 zwischen rund 4300 und 5500 Euro brutto monatlich

Seit mehreren Jahren fehlen im Freistaat Lehrer – besonders an Grund- und Regelschulen und in bestimmten Fächern wie Mathematik, Chemie oder auch Musik und Kunst. Ebenso beschloss das Parlament eine Gesetzesänderung zur Lehrerausbildung. Nachfolgend die wichtigsten Neuerungen:

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Thüringer Grundschullehrer können sich ab August 2021 über ein höheres Gehalt freuen: Dann sollen sie in die Besoldungsstufe A13 eingruppiert werden und damit genauso viel bekommen wie Lehrer an Gymnasien und Regelschulen. Je nach Altersstufe beträgt die Besoldung in der Gruppe A13 zwischen rund 4300 und 5500 Euro brutto monatlich. Die AfD-Fraktion stimmte dagegen. Mit der Gehaltserhöhung soll der Beruf attraktiver werden. Manche Bildungspolitiker hoffen auch darauf, dass mit den besseren finanziellen Aussichten mehr Grundschullehrer aus anderen Bundesländern nach Thüringen kommen.

Der Landtag beschloss am Freitag auch ein neues Zulagensystem. Danach können angehende Lehrer im Vorbereitungsdienst bis zu 1000 Euro monatlich mehr bekommen, wenn sie sich verpflichten, nach ihrer Ausbildung mindestens fünf Jahre lang in einer Region zu unterrichten, wo der Bedarf besonders hoch ist. Aber auch andere Lehrer können einen Zuschlag bekommen, wenn sie in sogenannten Bedarfsregionen unterrichten – bis zu zehn Prozent des Grundgehalts zusätzlich in der Anfangsstufe der Besoldungsgruppe A13 sind drin.

Auch wenn Pädagogen besondere Aufgaben an ihrer Schule übernehmen oder Fachberater sind, sollen die Zulagen bekommen. «Aktuell gibt es keine attraktiven Anreize für Lehrerinnen und Lehrer, zusätzliche Aufgaben im Thüringer Schulalltag zu übernehmen», sagte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner, in der Landtagsdebatte. Das nun beschlossene Zulagensystem bezeichnete er als «solides Fundament», auf das man in der Zukunft noch aufbauen könne.

GEW: “Endlich gibt es bei den Lehrkräften für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn!”

“Wir sehen wesentliche Forderungen, die wir seit vielen Jahren und mit großer Beharrlichkeit erheben, nun als erfüllt an. Für uns als Bildungsgewerkschaft ist es ein Ergebnis, auf das wir stolz sind!”, so erklärte die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum. Nicht nur, dass die Grundschullehrkräfte ab dem neuen Schuljahr wie ihre Kolleginnen und Kollegen an allen anderen Schularten in der A 13 besoldet werden. Es sei auch gelungen, auch die Lehrkräfte mit DDR-Ausbildung gleichzuziehen. “Endlich gibt es bei den Lehrkräften für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn!”

Die Anerkennung der Übernahme besonderer schulischer Aufgaben durch ein überarbeitetes Zulagensystem finde ebenso die Unterstützung der GEW. Die Gewerkschaft bedauert allerdings, dass sich die Fraktionen nicht auf eine Zulage für die Koordination von Netzwerkschulen im Förderschulbereich verständigen konnten. Die Fachlehrer an berufsbildenden Schulen und die Sonderpädagogischen Fachkräfte blieben bei der Gesetzesänderung leider ebenso unberücksichtigt. Kathrin Vitzthum: “Insgesamt sind wir der Meinung, dass diese Änderungen dazu beitragen werden, den Lehrerberuf in Thüringen attraktiver zu machen. Auch wenn sich die Maßnahmen zur Personalgewinnung in der Praxis noch beweisen müssen, sind wir davon überzeugt, dass es wichtige Bausteine sind, um den Lehrermangel mittelfristig zu beseitigen.”

Mecklenburg-Vorpommern hatte – als mittlerweile achtes Bundesland – im März angekündigt, die gute Kassenlage zu nutzen und die Besoldung von Grundschullehrkräften bis 2023 schrittweise auf das Niveau aller anderen Lehrämter anheben. Zuvor hatte Hamburg die Besoldung entsprechend geändert. „Der Bildungserfolg von Kindern wird in der ersten Lebensphase viel wirkungsvoller geprägt als in den älteren Jahren“ so begründete Bildungssenator Ties Rabe (SPD) die Initiative seinerzeit. News4teachers / mit Material der dpa

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