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Eltern und Lehrer einig: Schulen brauchen mehr Personal. Und kleinere Klassen

SCHWERIN. Ein mehr als schwieriges Schuljahr geht zu Ende. Die meisten Schüler, Eltern und Lehrer – das zeigen aktuelle Umfragen aus Mecklenburg-Vorpommern – sind sich einig: Im nächsten kann es nur besser werden. Nötig seien allerdings bestimmte Rahmenbedingungen, fordert die GEW. Für das kommende Schuljahr müssten deshalb mehr Lehrkräfte an die Schulen und es müssten kleinere Klassen gebildet werden. Darüber hinaus seien eine bessere technische Ausstattung, die Überarbeitung der Rahmenpläne und mehr individuelle Förderung im Unterricht nötig.

Eltern und Lehrer sind sich weitgehend einig, was die Wünsche für das kommende Schuljahr betrifft. Foto: Shutterstock

Zum Ende des Schuljahres haben Schüler, Eltern und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ihre Sorge über die aktuelle Situation an den Schulen und in den Familien ausgedrückt. Umfragen unter rund 2000 Schülern, 3500 Eltern und 400 Pädagogen hätten große Lernlücken, einen enormen psychischen Druck und eine hohe Arbeitsbelastung aller Beteiligten deutlich gemacht, sagte der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm. Die Umfragen wurden in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt, die Antworten dürften aber auf andere Bundesländer übertragbar sein.

Aus Sicht der Lehrer erfüllen nahezu 90 Prozent der Schüler nicht beziehungsweise nur teilweise die schulischen Anforderungen, sagte Walm – nur neun Prozent sehen die Anforderungen als erfüllt an. Dabei schätzen 57 Prozent der Lehrkräfte den Lernrückstand ihrer Schüler auf 20 bis 50 Prozent ein, rund acht Prozent sogar auf mehr als 50 Prozent.

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Mehr als 70 Prozent der Pädagogen geben an, dass sie in den vergangenen Monaten Mehrarbeit leisten mussten

Zur Arbeitsbelastung: Mehr als 70 Prozent der Pädagogen hätten in den vergangenen Monaten Mehrarbeit leisten müssen. Genauer: Rund 40 Prozent geben an, sie arbeiten 20 bis 50 Prozent pro Woche mehr, 31 Prozent, sie arbeiten bis zu 20 Prozent mehr – gleich viel oder weniger Arbeit haben danach nur rund 15 Prozent. Walm: «Alle in der Schule zahlen gemeinsam den Preis für unzureichende personelle, technische, inhaltliche und organisatorische Rahmenbedingungen.»

Wie kann es in der Schule weitergehen? In den freien Antworten lassen sich verbreitete Wünsche erkennen: kleinere Klassen (drei von vier Lehrern äußern sich so), eine bessere digitale Ausstattung (von ebenso vielen gewünscht) – und, damit verbunden, mehr Möglichkeiten, die Schüler individuell zu fördern (drei von fünf Lehrern) werden häufig genannt. In die gleiche Kerbe schlägt verbreitete die Forderung, mehr Lehrkräfte einzustellen (ebenfalls von dreiviertel der Lehrerschaft geäußert).

Ob die Pandemie die Schulen nachhaltig verändern wird? Dazu sind die Meinungen geteilt: 45 Prozent glauben, dass die Erfahrungen die Schule verändert – 25 Prozent glauben, dass es nach der Pandemie so weiter geht wie vorher. Nur 20 Prozent glauben, dass zwar die Digitalisierung jetzt kommen wird, aber „anders als jetzt“. Bemerkenswert: News4teachers hatte Leserinnen und Lesern dieselbe Frage im Rahmen einer Blitzumfrage bereits im März vorgelegt – und war zum annähernd gleichen Ergebnis gekommen.  

Rund die Hälfte der Eltern wünscht sich die Anpassung der Rahmenpläne und eine Konzentration auf die Kernfächer

Der Vorsitzende des Landeselternrates, Kay Czerwinski, bezeichnete die Situation in den Familien als angespannt und kritisch. Über alle Schularten hinweg bezeichneten 73 Prozent der Eltern die Schulschließungen als belastend bis sehr belastend. 60 Prozent der Eltern sehen nennenswerte Lernrückstände. Wie können aus Sicht der Eltern entstandene Lernlücken aufgeholt werden? Rund die Hälfte der Eltern wünschte sich die Anpassung der Rahmenpläne und eine Konzentration auf die Kernfächer. Darüber hinaus fordern Eltern ebenfalls: mehr Lehrkräfte und kleinere Klassen.

Ein Weg dahin könnte sein, Lehrern in Teilzeit den Weg zur Vollbeschäftigung schmackhaft zu machen, sagte Czerwinski. Auch müsste die Zuweisung der Sollstunden auf 113 Prozent angehoben werden. «Lehrer sind Menschen und die sind auch krank.» Aktuell würden die Sollstunden unter 100 Prozent geplant. Um das zu ändern, müsse von den politisch Verantwortlichen im Land Geld in die Hand genommen werden, damit das Ministerium seine Aufgabe vernünftig erledigen kann.

Anton Fischer, Vorsitzender des Landesschülerrates, machte auf die psychischen Folgen der Schulschließungen aufmerksam. In der Umfrage hätten 63 Prozent der Schüler gesagt, dass sie unmotiviert seien. Knapp 50 Prozent fühlten sich gestresst, knapp 40 Prozent müde, 30 Prozent allein gelassen. Immerhin 60 Prozent meinen, dass ihr Leistungsvermögen derzeit nicht oder nur teilweise den Anforderungen entspricht (eine Einschätzung, die denen der Eltern entspricht – aber etwas besser ausfällt als die Lehrersicht). Es sei zu erwarten, so Fischer, dass die Auswirkungen sich über Jahre immer weiter zeigen – und zu erheblichen Folgen für die Schüler führen werden.

Was wünschen sich die Schüler für das nächste Schuljahr? Zwei von dreien sagen: eine bessere digitale Ausstattung der Schulen. Und noch die Hälfte meint: eine Fokussierung auf die Kernfächer. News4teachers / mit Material der dpa

Hier lassen sich die vollständigen Umfrage-Ergebnisse abrufen.

Kultusminister beschließen: Alle Schulen bleiben im neuen Schuljahr offen

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