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“Dass Kolleg*innen zwei bis drei Klassen gleichzeitig beaufsichtigen, ist fast normal” – GEW fordert Entlastungen für Lehrkräfte

MÜNCHEN. Auffälliges Schülerverhalten wird von Lehrkräften im aktuellen Schulbarometer, News4teachers berichtete über die Studie, am häufigsten als schulische Herausforderung genannt. Auf Platz zwei folgen Arbeitsbelastung und Zeitmangel. Klar ist: Die Anforderungen sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen, ohne dass es an anderer Stelle spürbare Entlastungen gegeben hätte – meint jedenfalls die GEW Bayern. Sie hat nun einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt, der für Abhilfe sorgen soll.

Viele Lehrkräfte fühlen sich überlastet (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW Bayern und Mitglied im Hauptpersonalrat, stellt klar: „Ein Augen zu und durch und politische Schönfärberei funktionieren nicht mehr. Wir sehen bereits deutlich die Folgen des Bildungsraubbaus. Kindern fehlen am Ende der Grundschulzeit wichtige Kompetenzen, weil Lehrkräfte immer noch in der Regel auf sich alleine gestellt sind und zu wenig Zeit haben, sich intensiv um jedes Kind zu kümmern. Es braucht unbedingt Multiprofessionalität an allen Schulen, kleinere Klassen und mehr Zeit für Pädagogik.“

„Gerade jetzt zur Erkältungszeit ist die Situation an den Schulen schon immer sehr angespannt. Dies verstärkt sich natürlich noch durch den akuten Lehrkräftemangel. Dass Kolleg*innen zwei bis drei Klassen beaufsichtigen oder Klassen aufgeteilt werden, ist ja beinahe schon Alltag. Aber daraus entstehen zusätzliche Belastungen, an die wir uns nicht gewöhnen dürfen! Darunter leiden die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Lehrkräfte und die Unterrichtsqualität massiv. Das muss sich dringend ändern und da sehe ich das Kultusministerium in der Pflicht“, sagt Martina Borgendale, Vorsitzende des Landesverbandes.

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In den schulischen Fachgruppen der GEW Bayern wurde das Thema intensiv diskutiert. Gemeinsam wurden 10 Punkte erarbeitet, die das schulische Personal entlasten und die auch ein Bild von einer zukünftigen, pädagogisch sinnvollen Schule zeichnen.

„Es geht nur im Team, nur mit Multiprofessionalität, nur mit kleineren Lerngruppen, es geht nur gemeinsam. Wir können Lehrkräfte und Kinder nicht mehr in ein Bildungssystem pressen, das offensichtlich nicht dem Wohl aller Kinder dient, sondern wir haben die Aufgabe, unser Bildungssystem an die bestehenden Herausforderungen anzupassen. Und die sind enorm, wenn man die aktuellen Krisen betrachtet. Wir können es uns nicht mehr erlauben, schulisches Personal zu verbrennen und die Bildung unserer Kinder und damit die Zukunft unserer Gesellschaft aufs Spiel zu setzen“, warnt Florian Kohl.

Martina Borgendale nimmt dafür die neue Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) in die Pflicht. „Wir wünschen einen guten Start und gehen gerne mit allen demokratischen Abgeordneten und mit dem Ministerium in einen konstruktiven Austausch. Die 10 Punkte und unsere Vorstellungen von einem nachhaltigen und zukunftsfähigen bayerischen Bildungssystem wären wichtige Themen zu Beginn der neuen Amtszeit.“ News4teachers

Im Wortlaut

Der 10-Punkte-Plan der GEW Bayern sieht Folgendes vor (im Wortlaut):

Quelle: www.gew-bayern.de/aktuelles/detailseite/10-punkte-programm-zur-entlastung-der-lehrkraefte

Studie: Viele Teilzeit-Lehrkräfte würden Arbeitszeit aufstocken – größtes Hindernis: das Deputatsmodell

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