BERLIN. Der Deutsche Philologenverband hat positiv auf die gestern vorgestellten Empfehlungen zur „Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht“ der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) reagiert – auch vor dem Hintergrund, dass darin kein duales Lehramtsstudium empfohlen wird.
In einer ersten Reaktion auf die gemeinsame Pressekonferenz von SWK und KMK sagt Philologen-Vorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing: „Es gibt einen deutlichen Qualitätsunterschied zwischen der ersten Ad-hoc-Stellungnahme der SWK zu Beginn dieses Jahres zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels und nun den profunden Empfehlungen im heute vorgestellten Gutachten der SWK. Damals dominierten unter Zeitdruck entstandene, eher politisch kurzfristig angeregte Zusammenstellungen. Dazu gehörte der Vorschlag für eine generelle Aufstockung des Stundendeputats von Teilzeitlehrkräften, dessen Grundlage u. a. auch eine fehlerhafte Addition von Referendaren in die Gruppe der Teilzeitlehrkräfte war und den wir als Zumutung kritisierten. Jetzt nehmen wir reflektierte, wissenschaftlich solide Empfehlungen der SWK als Schritte in die richtige Richtung für eine verbesserte Personalplanung sowie ein umfassendes und strukturiertes Konzept für die Lehrkräftebildung und für die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte wahr!”
Hintergrund: Die SWK hatte im Januar eine Empfehlungsliste veröffentlicht, die darauf abzielt, den Lehrkräftemangel einzudämmen – mit teilweise hoch umstrittenen Vorschlägen wie einer Einschränkung der Teilzeitmöglichkeiten für Lehrkräfte, größeren Klassen, Hybridunterricht und Mehrarbeit (News4teachers berichtete).
“Wir hoffen, dass die Kultusminister und -ministerinnen diese Chance ergreifen und sich neu ihrer Verantwortung stellen, um sich über den bisherigen bunten Flickenteppich hinaus gemeinsam an den wissenschaftsbasierten Empfehlungen für eine bessere, an gemeinsamen Leitlinien orientierte Lehrkräftebildung zu orientieren“, so erklärt Lin-Klitzing nun mit Blick auf das neue Gutachten (News4teachers berichtete auch darüber).
Der Philologenverband unterstützt bis auf einige Abstriche die SWK-Empfehlungen für die erste Phase der Lehrkräftebildung an der Universität, für die zweite, am Studienseminar zu erhaltende Phase und neu für ein qualifiziertes Mentoring in der Berufseinstiegsphase. Damit habe die Kommission dem diskutierten „dualen Lehramtsstudium“ erfreulicherweise eine Absage erteilt.
Wasser im Wein ist aus Sicht des Philologenverbands, dass sich die SWK bei der Beibehaltung der zweiten Phase für ein „in der Regel 12-monatiges Referendariat“ ausspreche, um der Forderung nach einer sechsjährigen Lehramtsausbildung insgesamt vor dem Hintergrund der in vielen Bundesländern umgesetzten „Bologna-Lehrerbildung“ mit Bachelor-Master-Abschlüssen zu entsprechen. Diese führe mit einem dem Lehramt fremden ersten, angeblich berufsqualifizierenden BA-Abschluss und dem anschließenden Master zu einer verlängerten Regelstudienzeit von 10 Semestern, woraus häufig eine Kürzung des Referendariats resultiere. Das Positive eines in der Regel 12-monatigen Referendariats sei jedoch, dass dies gleichwohl umsichtig Spielräume für die Länder eröffne. So könnten die Bundesländer, die das Lehramtsstudium mit einer kürzeren Regelstudienzeit umsetzten, wie dies beim universitären Abschluss Staatsexamen unkompliziert der Fall sei, fürsorglich ein entsprechend deutlich längeres Referendariat für ihre Lehramtsanwärterinnen und -anwärter anbieten.
„Bayern und Hessen mit Staatsexamen und 24- bzw. 21-monatigem Vorbereitungsdienst bleiben hier für den Philologenverband Vorbild“, so Lin-Klitzing abschließend. News4teachers
Wegen Lehrermangels: Erstes Bundesland führt (bezahltes!) duales Lehramtsstudium ein
