DÜSSELDORF. Der Philologenverband Nordrhein-Westfalen Bund und Länder eindringlich auf, sich schnellstmöglich auf einen neuen Digitalpakt zu einigen. Auch die GEW macht Druck.
Der im April ausgelaufene Digitalpakt 1.0 war ein wichtiger und notwendiger Schritt in die richtige Richtung, doch nun droht ein Stillstand in der digitalen Weiterentwicklung unserer Schulen – mit deutlichen Folgen für Lehren und Lernen. Das meint jedenfalls der Philologenverband (PhV) Nordrhein-Westfalen. „Wir dürfen die Kommunen und Schulen jetzt nicht im Regen stehen lassen“, sagt die Vorsitzende Sabine Mistler. „Man kann nicht einerseits propagieren, wie wichtig digitale Bildungsangebote und eine digitale Infrastruktur sind, wenn die dafür nötige finanzielle Unterstützung ausbleibt.“ Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie unverzichtbar digitale Bildungsangebote als Unterstützung für Schule und Unterricht geworden sind.
Schülerinnen und Schüler müssen heute in der Lage sein, sich souverän in einer zunehmend digitalisierten Welt zu bewegen. Um ihnen diese Fertigkeiten zu vermitteln, brauchen unsere Schulen moderne technische Ausstattung und zeitgemäße digitale Lernmaterialien. Es darf nicht länger um die Frage gehen, ob Schulen digital ausgestattet sein sollen, sondern wie wir die digitale Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler sicherstellen und Lehrkräften eine angemessene Unterstützung für ihren Unterricht bieten.
„Zu einem guten und gerechten Bildungssystem gehört auch eine einheitliche digitale Infrastruktur“
Dazu gehört vor allem, dass sämtliche Schulen über die gleiche digitale Ausstattung verfügen – ganz gleich, in welchem Teil NRWs sie sich befinden. „Der Digitalpakt 2.0 muss gewährleisten, dass Bildungsangebote unabhängig vom Standort oder den finanziellen Mitteln der Schulträger vergleichbar sind“, fordert Mistler. Die aktuelle Situation, in der Schulen in bestimmten Regionen deutlich besser ausgestattet sind als andere, darf sich nicht weiter verschärfen. „Zu einem guten und gerechten Bildungssystem gehört auch eine einheitliche digitale Infrastruktur.“
Neben den technischen Aspekten braucht es aber auch mehr Investitionen in weitere Unterstützung der Lehrkräfte. Lehrerinnen und Lehrer brauchen ein kontinuierliches und hochwertiges Fortbildungsangebot sowie endlich ausreichend Zeit, um den digitalen Anschluss nicht zu verlieren. „Die Anforderungen an den Lehrberuf haben sich nicht zuletzt durch die Digitalisierung drastisch ausgeweitet, und deshalb ist es erforderlich, den Lehrkräften die nötigen Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie auch diese Herausforderungen meistern können. Digitale Kompetenz darf nicht nur von Schülerinnen und Schülern erwartet werden.“
Die aktuelle Verzögerung bei der Einigung über die Finanzierung des Digitalpakts 2.0 ist für den Philologenverband nicht hinnehmbar. Bund und Länder müssen sich schnellstens auf einen neuen Digitalpakt einigen, der die nötigen Mittel bereitstellt und langfristig Planungssicherheit für alle Beteiligten schafft. Der PhV NRW appelliert eindringlich an alle politischen Verantwortlichen, Bildung und die digitale Zukunft unserer Schulen als Priorität zu behandeln und unverzüglich zu handeln. „Die beste Lösung ist eine schnelle, am besten eine sofortige Lösung“, sagt die Vorsitzende.
In die gleiche Kerbe schlägt die GEW. „Wie lange sollen Schulen und Schulträger noch warten? Sie brauchen für ihre Planungen Klarheit, ob und wie es weitergeht“, unterstreicht Vorstandsmitglied Ralf Becker. „Schuldigitalisierung ist kein Gedöns, sondern eine Zukunftsaufgabe. Schulen und Schulträger benötigen Planungssicherheit, etwa wenn sie Personal für die IT-Administration gewinnen wollen.“
Becker appelliert an den Bund, dass sich dieser bei der Finanzierung nicht aus der Verantwortung ziehen dürfe. Hintergrund ist die im Raum stehende Reduzierung des Anteils des Bundes. „Dringend notwendige Investitionen an Schulen müssen gesichert werden. Sich dem Diktat von Haushaltskürzungen und Schuldenbremse zu beugen, heißt die Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts zu stoppen. Wer so handelt, gefährdet die Zukunft der Kinder. Das muss allen Beteiligten klar sein.“
„Eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakts 2.0 erfordert, die Gelder nach sozialen Indikatoren zu verteilen“
Die Bildungsgewerkschaft macht sich für einen Digitalpakt 2.0 stark, der gute Arbeits- und Lernbedingungen in den Mittelpunkt stellt. „Effizienzkriterien und Profitinteressen dürfen nicht der Motor der Digitalisierung an Schulen sein“, so Becker weiter. „Unser Ziel ist, jedem Kind und jeder Lehrkraft die gleichen Möglichkeiten zu bieten, mit digitalen Geräten in einer gut ausgestatteten Infrastruktur gut zu lernen und gut zu arbeiten. Bildungsfragen und pädagogische Konzepte müssen auch im Digitalpakt 2.0 handlungsleitend bleiben.“
Mit Blick auf die Mittelverteilung in einem Digitalpakt 2.0 mahnt Becker, dass ein Festhalten am „Königsteiner Schlüssel“, das die KMK ins Spiel gebracht hat, nicht zielführend sei. „Um Chancengleichheit zu verwirklichen, muss Ungleiches ungleich behandelt werden“, betont das GEW-Vorstandsmitglied. „Eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakts 2.0 erfordert, die Gelder nach sozialen Indikatoren zu verteilen. Die Mittel müssen da ankommen, wo sie am meisten gebraucht werden: bei den armen Kindern und deren Familien, in den Stadtvierteln, die sozial abgehängt worden sind. Dafür braucht es ein transparentes Monitoring, das auch soziale Indikatoren berücksichtigt, eine Stärkung digitaler Schulentwicklungsprozesse durch mehr zeitliche, finanzielle und fachliche Ressourcen sowie eine gezielte Förderung finanzschwacher Kommunen und schlecht ausgestatteter Schulen.“ News4teachers / mit Material der dpa

