Althusmann darf Doktor bleiben – trotz Mängeln in der Dissertation

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POTSDAM. Eine Kommission der Universität Potsdam hat die Dissertation des niedersächsischen Kultusministers und KMK-Präsidenten Bernd Althusmann (CDU) geprüft und ihn vom Vorwurf des Plagiats freigesprochen. Der CDU-Politiker kann seinen Doktortitel behalten – obwohl die Arbeit eine Vielzahl formaler Mängel aufweist.

Foto: Kultusministerium Niedersachsen
Eine Verletzung geistigen Eigentums konnte in seiner Dissertation nicht ausgemacht werden: der niedersächsische Kultusminister Dr. Bernd Althusmann. Foto: Kultusministerium Niedersachsen

In Althusmanns 2007 an der Universität Potsdam eingereichter Dissertation seien „an vielen Stellen inhaltliche wie wörtliche Übernahmen aus anderen wissenschaftlichen Werken nicht als solche gekennzeichnet“, hatte die „Zeit“ im Juli berichtet. Unstimmigkeiten hätten sich auf 88 von 114 untersuchten Seiten gefunden. Althusmann hat Pädagogik und Betriebswirtschaft studiert. Seine Dissertation wurde ohnehin lediglich mit der schlechtesten Note „rite“ (genügend) bewertet. Die Kommission zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens der Universität stellte nun nach einer Prüfung der Doktorarbeit mit dem Titel „Prozessorganisation und Prozesskooperation in der öffentlichen Verwaltung – Folgen für die Personalentwicklung“ fest: „Diese Dissertation weist eine Vielzahl formaler Mängel auf, die nicht guter wissenschaftlicher Praxis entsprechen.“

Dazu zähle die wörtliche Wiedergabe fremder Textfragmente ohne Kenntlichmachung durch Anführungszeichen, sondern nur durch ein „Vgl.“-Verweis in der jeweiligen Fußnote. „Es handelt sich um Mängel von erheblichem Gewicht“, heißt es. Eine Verletzung geistigen Eigentums liege jedoch nicht vor. Gerügt werden die Gutachter der Dissertation: Dies hätten „die Dissertation genauer prüfen und weitere Maßnahmen ergreifen müssen, zumal diese Verstöße zumindest teilweise ohne weiteres erkennbar waren“. Die Vorsitzende des  Promotionsausschusses und Dekanin der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät,  Prof. Theresa Wobbe, kündigte an, dass ihre Fakultät aus dem Bericht detaillierte Schlüsse zur Verbesserung der Betreuungsqualität bei zukünftigen Promotionsverfahren ziehen werde.

SPD: „Ein Makel bleibt“

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Die stellvertretende Vorsitzende und schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Frauke Heiligenstadt, sagte zu dem Beschluss: „Würde Herr Dr. Althusmann seine Arbeit heute noch einmal einreichen, würde sie niemals als Dissertation angenommen werden. Ein Makel bleibt.“ Die Frage, ob er unter diesen Umständen seinen Titel noch führen möchte, könne er nur selber beantworten. „Das ist auch eine Frage des Stils“, meinte Heiligenstadt. „Für die zukünftige Arbeit des Kultusministers und derzeitigen Präsidenten der Kultusministerkonferenz bringt die Entscheidung von Potsdam keine Entlastung: Wie will ein Minister mit dieser Vorgeschichte zukünftig noch die gute wissenschaftliche Praxis und Qualität in der Bildung einfordern, ohne sich lächerlich zu machen? Herr Dr. Althusmann muss mit sich selbst ausmachen, ob er seiner Vorbildfunktion noch gerecht werden kann.“

Die Grünen schlugen in die gleich Kerbe. „Der Titel ist gerettet, aber der Ruf bleibt ruiniert“, meinte die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Gabriele Heinen-Klajic. „Auch wenn der Minister letztlich vom Versuch der Täuschung frei gesprochen wurde, ist das ein Gesamturteil, mit dem ein Bildungsminister nicht zufrieden sein kann. Offensichtlich war Herrn Althusmann der Titel wichtiger als die Qualität seiner wissenschaftlichen Arbeit. Schülern und Studierenden ist er damit ein schlechtes Vorbild.“

CDU fordert eine Entschuldigung

Die CDU-Fraktion forderte hingegen eine Entschuldigung von der Opposition. „Wir haben dieses Ergebnis erwartet. Für uns war immer klar, dass an den Vorwürfen gegen Bernd Althusmann nichts dran ist“, sagte der Vorsitzende der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion, Björn Thümler. Die Opposition habe mit Dreck geschmissen und gehofft, dass etwas an Althusmann hängen bleibe. „Wenn die Opposition Interesse hat, wieder zu einer zivilisierten Auseinandersetzung zurück zu kehren, ist jetzt ganz dringend eine Entschuldigung bei Kultusminister Althusmann fällig“, forderte Thümler.  Schließlich habe man versucht, über halb private Anfeindungen einen erfolgreichen Minister zu beschädigen. „Das ist ein trauriger Tiefpunkt der Oppositionsarbeit“, befand Thümler.

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