MÜNCHEN. Nachdem der Bayerische Lehrerverband gefordert hat, das Sitzenbleiben abzuschaffen, warnt der Bundesvorsitzende des Verbands Deutscher Realschullehrer (VDR), Jürgen Böhm, vor Leistungsfeindlichkeit, Vernachlässigung von Mindeststandards und Ökonomisierungstendenzen in der Bildung. „Wieder einmal wird am Ende eines Schuljahres das Gespenst der Noten, der Pflichtwiederholung und hoher Kosten an die Wand gemalt. Mit dieser leistungsfeindlichen Einstellung kann man im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe nicht bestehen und wird langfristig im Mittelmaß enden“, so Böhm.
Der VDR-Vorsitzende fragt sich, was ein Abschluss noch wert sei, wenn er nicht durch Standards und Leistung hinterlegt ist? „Was wäre der Realschulabschluss noch wert, wenn er künftig im Gießkannenprinzip vergeben würde? Wichtiger ist wohl, dass Kinder und Jugendliche nicht fehlgeleitet werden, sondern die passenden Bildungsgänge besuchen. Eine einseitige Orientierung auf Akademisierung führt zu Fehlentwicklungen wie sie derzeit in Südeuropa zu verzeichnen sind.“
Durch eine qualitative Aufweichung der Bildungsgänge und Abschlüsse würden Leistungsanreize zerstört, Kindern und Jugendlichen ein falsches Selbstbild vor Augen geführt und die künftigen Arbeitgeber und aufnehmenden Bildungseinrichtungen getäuscht. Sinnvolle pädagogische Maßnahmen seien die Einstellung von mehr Lehrkräften in allen Schulformen, die Ausweitung des Angebotes an differenzierten Lernangeboten, die Schaffung von integrierten Lehrerreserven an den Schulen und vor allem die Verkleinerung der Klassen. Die wenigen Kinder oder Jugendlichen, die in einem gewissen Zeitraum trotz aller angebotenen Fördermaßnahmen die gestellten Standards nicht erfüllen, müssten dann die Möglichkeit der Wiederholung wahrnehmen können.
Zum Beitrag: 30.000 Schüler bleiben in Bayern voraussichtlich sitzen – Lehrerverband: Abschaffen!
