HAMBURG. Die anti-islamische Hetze in Deutschland nimmt immer bedrohlichere Formen an. Die Veröffentlichung eines Foto einer muslimischen Mutter reicht mittlerweile, um eine Flut von Beschimpfungen loszutreten. So geschehen in diesen Tagen, wie der Brancheninformationsdienst „Media“ berichtet. Betroffen war die Redaktion der Zeitschrift „Eltern“. Das Magazin war zu seinem 50. Jubiläum mit fünf verschiedenen Titelseiten erschienen – auf einer davon war eben eine Frau mit Kopftuch und ihrem Baby zu sehen. „Im Postfach gingen im Minutentakt Mails mit teilweise übelsten Beschimpfungen ein. Und das nicht nur aus ungebildeten Kreisen – viele unterzeichneten mit vollem Namen und kamen aus der Mitte unserer Gesellschaft“, so erklärt Chefredakteurin Marie-Luise Lewick laut Bericht. Ihr persönlich wünschte man den Tod in der Gaskammer.
Auslöser war angeblich ein Post im rechtspopulistischen Blog „Politically Incorrect“. Unter der Überschrift „Altehrwürdige Eltern mit Kopftuch-Cover“ hätten die Autoren die Titelseite des Magazins gezeigt – und dazu geschrieben: „Die Zeitschrift Eltern ist eine 1966 gegründete, monatlich erscheinende deutsche Zeitschrift, die sich hauptsächlich an Eltern richtet. Zum 50-jährigen Jubiläum hat sich die Redaktion etwas ganz ‚vielfältiges‘ ausgedacht: Die Februar-Ausgabe erscheint nicht nur mit einem Titel, sondern gleich mit fünf – und eines davon zeigt die 30-jährige Muslimin Kubra (Foto) mit Kopftuch und ihrer Tochter auf dem Arm. Im Text unter dem Cover heißt es: Die Eltern ist nicht einfach nur ein Ratgeber, sie ist eine Botschaft an junge Mütter und Väter. Alles klar, Gruner+Jahr – Botschaft verstanden!“ Das Posting habemit den Kontaktdaten zum Verlag und der E-Mail-Adresse der Redaktion geendet. Das reichte offenbar: „Kurz nach Veröffentlichung des Beitrags auf der PI-Website erhöhte sich die Frequenz in unserem Redaktions-Postfach und am Telefon schlagartig“, berichtet Lewick gegenüber „Media“.
Und was für Kommentare kamen: „Ihr Verbrecher, gehört alle an die Wand gestellt!!! Wartet ab, auch eurer Tag der ‚Erkenntnis‘ wird kommen, Drecksbande! Der Islam gehört euch in euren Schädel geschlagen!“. Oder: „Euch Arschlöcher sollte man allesamt aus Deutschland mit dieser Kalifa Al Merkel nach Syrien ausfliegen. Dort könnt Ihr Deppen, dann Euren Mist weiter verzapfen. Keine Eltern Zeitschrift mehr und Boykott gegen Gruner und Jahr.“ Ein Anrufer habe sich alle fünf Minuten gemeldet – und dann jeweils in voller Lautstärke arabische Musik abgespielt, heißt es.
„Politically Incorrect“ hat heute nachgelegt – und die Darstellung der „Eltern“-Redaktion in Zweifel gezogen. „Aus Erfahrung wissen wir, dass da oft vieles hinzugedichtet wird, um sich als Opfer zu gerieren“, schreiben die anonymen Autoren. Die „Eltern“-Redaktion solle sich „einmal kritisch selbst hinterfragen, ob ein Cover mit der ‚Flagge der Islamisten‘, das ein ‚Zeichen für einen dramatischen Rückschritt der Emanzipation der Frauen‘ ist (O-Ton Alice Schwarzer) unbedingt als Titel auf eine deutsche Eltern-Zeitschrift gehört“. Und rechtfertigt – Gipfel der Geschmacklosigkeit – seine Kampagne allen Ernstes mit dem schrecklichen Mord einer offenbar geisteskranken Usbekin an einem vierjährigen Kind in Moskau, von dem aktuell in den Medien berichtet wird.
Einschüchtern lässt sich die Redaktion der „Eltern“ von solchem Getöse nicht – im Gegenteil: Muslimische Mütter seien „Teil unserer Gesellschaft und haben zudem ein großes Interesse an unseren Themen. Deswegen wollen wir uns künftig verstärkt mit ihnen und anderen gesellschaftlichen Gruppen beschäftigten, die nicht immer in unserem Fokus standen“, erklärte die Chefredakteurin laut „Media“-Bericht. News4teachers
Zum Kommentar: Was wir jetzt brauchen: Eine Bildungs-Offensive gegen die Hass-Kultur!
