DÜSSELDORF. Mit teuren Versprechen an Eltern und Lehrer ziehen die Grünen in den nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf. Ihre Spitzenkandidatin, Schulministerin Sylvia Löhrmann, stellte am Dienstag in Düsseldorf ein Programm «Ganztag Plus» vor. Im Falle einer erneuten Regierungsbeteiligung soll es zügig umgesetzt werden. Die Gesamtkosten könnten sich nach Kalkulation der Grünen auf bis zu einer Milliarde Euro pro Jahr belaufen – auch weil Grundschullehrkräfte beim Gehalt mit anderen Lehrkräften gleichgestellt werden sollen.
Im Folgenden die Kernforderungen der Grünen:
LEHRER: Neue Lehrer an Grundschulen und in der Sekundarstufe I sollen nach Besoldungsstufe A 13 bezahlt werden. Da die Studiendauer seit 2009 für alle Lehrer gleich ist, sollen Ungerechtigkeiten bei der Bezahlung abgeschafft werden. Am Gehalt der schon eingestellten Lehrer wird nicht gerüttelt. Kosten laut Löhrmann: «Im Endausbau ein dreistelliger Millionenbetrag.» VBE-Chef Udo Beckmann würdigte das Vorhaben. „Wir freuen uns sehr, dass auch die Grünen die Notwendigkeit erkannt haben, dass gleichwertige Arbeit gleich besoldet werden muss“, sagte er.
ERZIEHER: Alle Grundschulen sollen für jede Ganztagsgruppe einen Erzieher und ergänzendes Personal vom Staat finanziert bekommen. Kosten: rund 500 Millionen Euro pro Jahr.
GANZTAGSKLASSEN: Grundschulen, die komplette Ganztagszüge anbieten, sollen ein zusätzliches Bildungsbudget von 15 000 Euro erhalten. Löhrmann will der NRW-Linie treu bleiben: Flexible Angebote, kein Zwangsganztag gegen den Elternwillen. Alle Anträge sollen weiterhin bewilligt werden.
FLEXIBILITÄT: Mit zusätzlicher Förderung sollen auch Schulen der Primarstufe und der Sekundarstufe I unterstützt werden, die Eltern helfen, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen – etwa mit zusätzlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten in Randzeiten: am frühen Morgen, nach 16 Uhr oder in den Ferien.
GERECHTIGKEIT: Für Familien mit weniger als 18 000 Euro Jahreseinkommen soll der schulische Ganztag landesweit kostenfrei werden.
STATUS QUO: Nach Zahlen des Ministerium haben inzwischen fast alle Grundschulen ein Ganztagsangebot – immerhin 93 Prozent. Aber nur knapp die Hälfte der Grundschüler (44 Prozent) nimmt es wahr. Eine Minderheit – knapp 3400 von insgesamt über 660 000 Grundschülern – ist an einer Grundschule mit verpflichtendem Ganztag. In der Sekundarstufe I besucht mehr als jeder zweite Schüler (rund 55 Prozent) eine Ganztagsschule.
GEW: Lieber gebundener Ganztag
Die nordrhein-westfälische GEW begrüßte die Initiative. Im Gegensatz zu den vorgestellten Plänen spricht sich die Gewerkschaft allerdings für einen Ausbau des gebundenen Ganztags an den Schulen in NRW aus. GEW-Chefin Dorothee Schäfer erklärte: „Wir wollen letztlich eine rhythmisierte Ganztagsschule, die nicht zwischen Unterricht und Betreuung trennt, bei der es nicht unterschiedliche Träger und keinerlei Vorgaben für das eingesetzte Personal gibt und die darüber hinaus mehr Chancengleichheit ermöglicht.“ Die vorhandenen Ganztagsschulen zeigten, so Schäfer, dass die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler an außerschulischen Angeboten wie Musik- oder Sportveranstaltungen sehr wohl in Einklang mit dem Angebot der Schule zu bringen sei. News4teachers / mit Material der dpa
