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Studie: Was Schüler motiviert zu lernen – der Lehrer ist es (allermeistens) nicht …

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GREIFSWALD. Der Lehrer, der einen einst für ein Thema begeistert und zum Lernen motiviert hat – nur ein verklärtes Klischee? So zumindest könnte man die Ergebnisse einer Studie der Universität Greifswald lesen, die untersucht hat, woher Achtklässler ihre Lernmotivation beziehen. Nur bei 10 Prozent der deutschen Schüler ist sie lehrerabhängig. Für ein Drittel ist dagegen die Beziehung zu ihren Mitschülern ausschlaggebend. Das sollte nach Meinung der Forscher auch die Unerrichtsgestaltung beeinflussen.

Mitschüler motivieren deutsche Jugendliche mehr zum Lernen als die Lehrer. Wie eine Studie der Universität Greifswald ergab, ziehen ein Drittel (34 Prozent) der Achtklässler ihre Motivation aus der Beziehung zu ihren Mitschülern. Nur bei jedem zehnten Schüler ist die Motivation allein lehrerabhängig. 29 Prozent der Schüler motivieren sich selbst zum Lernen, wie die Studienleiterin und Greifswalder Erziehungswissenschaftlerin Diana Raufelder sagte.

Auf die Lernmvon Jugendlichen  haben Mitschüler einen größeren Einfluss als die Lehrer – zumindest in Deutschland. Foto Sinatra and Peter O. Chott / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

Damit zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede zu anderen Ländern wie Kanada, Russland oder den Philippinen, ergab die internationale Lernvergleichsstudie Soziale-Emotionale Lernfaktoren (SELF). In den vier Ländern wurden insgesamt mehr als 3200 Schüler befragt, in Deutschland allein 1088. Es konnte festgestellt werden, dass in Deutschland der Autonomiegedanke und die von Jugendlichen geforderte Selbstkontrolle starken Einfluss auf die schulische Motivation habe, sagte Raufelder. Das Verhältnis zu ihren Lehrern sei häufig formeller und distanzierter als beispielsweise in Kanada.

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Die Erkenntnisse zur schulischen Motivation von Jugendlichen liefern den Wissenschaftler Ansätze für die Gestaltung des Unterrichts. Schüler, deren Motivation stark an soziale Bindungen gekoppelt sei, könnten beispielsweise vom Gruppenunterricht profitieren, sagte Raufelder. Individualisierte Unterrichtstechniken wie Lernbüro, forschendes Lernen, Lerntagebücher und Freiarbeit kämen hingegen eher Schülern zugute, die sich unabhängig von ihren Mitschülern und Lehrern motivieren.

In Kanada, dessen Bildungssystem als eines der besten unter den OECD-Ländern gelte, sieht sich die Mehrheit der kanadischen Schüler (57 Prozent) sowohl durch Mitschüler und Lehrer motiviert. Ähnlich Ergebnisse zeigten sich auch in Russland. In Kanada stehe die persönliche und soziale Kompetenzentwicklung im Zentrum des Schulgeschehens und werde gleichwertig zum Wissenserwerb gesehen. In Russland lernten Schüler über viele Jahre in einem Klassenverbund, so dass soziale Beziehungen zu Mitschülern und zu Lehrern wachsen könnten, sagte Raufelder.

Ganz anders das Bild in den Philippinen: Dort gaben etwa 85 Prozent der Schüler an, sich unabhängig von sozialen Beziehungen zum Lernen zu motivieren. Das könne daran liegen, dass der Wissenserwerb und die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen im philippinischen Bildungssystem im Vordergrund stehe.

Die Untersuchung in Deutschland wurde nach Angaben der Universität in einer Kombination aus Fragebögen, Interviews und einer fMRT-Studie (funktionelle Magnetresonanztomographie) mit 1088 Schülern im Schuljahr 2011/2012 durchgeführt und nach zwei Jahren wiederholt. Es wurden Schüler an 23 Gymnasien und Oberschulen in Brandenburg befragt. (dpa)

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