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Lehrermangel: Meidinger warnt vor Niveauverlust – und kritisiert Qualifizierung von Seiteneinsteigern “mit Alibicharakter”

BERLIN. Vor einem Qualitätsverlust in Schule und Unterricht sowie vor einer Nivellierung der Lehrerbildung hat angesichts eines dramatischen Lehrermangels der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, gewarnt. Für den massiven Lehrermangel insbesondere an Grundschulen machte der Dachverbandsvorsitzende, der auch Chef des Deutschen Philologenverbands ist, vor allem die verfehlte Personalplanung verschiedener Bundesländer verantwortlich, die in der Vergangenheit Lehrerausbildungskapazitäten abgebaut und nicht rechtzeitig auf den Geburtenanstieg und den wachsenden Zustrom von Flüchtlingskindern reagiert hätten.

Zeigt sich besorgt angesichts des Lehrermangels: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Foto: Deutscher Philologenverband

Meidinger räumte ein, dass derzeit an der verstärkten Einstellung von Seiten- und Quereinsteigern in einigen Bundesländern kein Weg vorbeiführe, kritisierte aber die völlig unzureichenden Nachqualifizierungsmaßnahmen, die oft nur Alibicharakter hätten. Meidinger wörtlich: „Wer Seiteneinsteiger einstellt, muss gleichzeitig auch die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen bereitstellen, um diese berufsvorbereitend und berufsbegleitend umfassend pädagogisch und fachlich nachzuqualifizieren. Daran hapert es aber gewaltig. Manche Landesregierungen vermitteln derzeit nach außen den Eindruck, unterrichten könne ohne große Vorbereitung jeder, der ein Abitur oder Studium habe.“ Der DL-Präsident befürchtet einen weiteren Absturz bei künftigen schulischen Vergleichsstudien, wenn es nicht gelinge, trotz verstärkter Einstellung von Seiteneinsteigern die Qualitätsansprüche an den Lehrerberuf hochzuhalten.

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Ebenso wandte sich der Lehrerverbands-Präsident gegen Vorschläge, das Lehramtsstudium für die verschiedenen Lehrämter zu vereinheitlichen bzw. die Entscheidung für eine Schulart in die Endphase des Studiums zu legen, um Lehrkräfte flexibler einsetzen zu können. Er betonte: „Dies würde zu einer Entpädagogisierung und fachwissenschaftlichen Verkopfung des Grundschullehramts führen und gleichzeitig zu einer Entfachlichung und Entkernung des Realschul- und Gymnasiallehramts. Ich warne außerdem davor, einen polyvalenten Lehramtsbachelor zu schaffen, wie dies einige Verbände und Bildungspolitiker jetzt fordern. Das ist der direkte Weg zur vermeintlich überall einsetzbaren Billiglehrkraft und zur Entprofessionalisierung der schulartbezogenen Lehrerbildung.“

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