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Nach schlechtem Abschneiden Sachsen-Anhalts in der IQB-Viertklässler-Studie: AfD will Migrantenkinder aussondern

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MAGDEBURG. Auch Sachsen-Anhalts Viertklässler sind im IQB-Bildungstrend abgerutscht. Woran liegt das? Linke, Grundschulverband und AfD haben teils ganz unterschiedliche Erklärungen.

Will Kinder mit Migrationshintergrund aus dem Regelunterricht entfernen: AfD-Fraktionschef Poggenburg. Foto: rufusmovie / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

Die Leistungen von Sachsen-Anhalts Viertklässlern haben sich einer Studie zufolge im Ländervergleich verschlechtert – das sorgt für Diskussionen über die Qualität des Unterrichts. Die Linke sieht im herrschenden Lehrermangel die Hauptursache für die Probleme. Der Grundschulverband bemängelte zudem eine verschlechterte Ausstattung der Schulen und fehlende Weiterbildung für Lehrer. Auch die AfD forderte ein Umdenken. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) verwies darauf, dass bereits deutlich mehr Lehrer eingestellt würden.

Die Kultusministerkonferenz hatte den IQB-Bildungstrend am Freitag vorgestellt. Demnach haben sich die Viertklässler deutschlandweit seit dem Vergleichstest vor fünf Jahren in den meisten Fächern verschlechtert. Sachsen-Anhalt rutschte in manchen Bereichen deutlich ab. Schwierigkeiten haben die Schüler vor allem beim Zuhören. Hier schnitt nur Bremen schlechter ab. Rechnen können Sachsen-Anhalts Viertklässler aber überdurchschnittlich gut.

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Tullner erklärte, niemand könne mit den Ergebnissen der Studie zufrieden sein – auch Sachsen-Anhalt nicht. Ziel bleibe es, die Qualität von Bildung zu verbessern. Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Lehrer bis 2021 auf 14 500 zu erhöhen. Tullner kündigte zudem ein neues Konzept für den Einsatz von Pädagogischen Mitarbeitern an.

Besonders an den Grundschulen werde seit mehr als einem Jahrzehnt ein irrwitziger Personalabbau betrieben, kritisierte Linken-Bildungsexperte Thomas Lippmann. Dabei würden an den Grundschulen die entscheidenden Grundlagen für den Lernerfolg gelegt – bis hin zu Berufsausbildung und Studium. «Was in der Grundschule versäumt wird, kann später nicht mehr aufgeholt werden.» Die aktuelle Studie zeige, welcher Preis für rücksichtslose Personalkürzungen zu bezahlen sei, sagte Lippmann.

Die Kürzungspolitik der Landesregierung müsse ein Ende haben, forderte auch der Grundschulverband. Die Ausstattung der Schulen müsse verbessert, Fortbildungen für Lehrer angepasst werden. Ein besonderes Augenmerk müsse auf die Sprachförderung gelegt werden – bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund.

AfD-Landeschef André Poggenburg sprach sich gegen den gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Zuwanderungshintergrund aus. Der Grundschulverband erklärte dagegen, die schlechteren Ergebnisse könnten weder der Integration der Zuwandererkinder noch der Inklusion von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf angelastet werden – dazu seien die Quoten in Sachsen-Anhalt beiden Bereichen zu gering.

Problem Lehrermangel

Sachsen-Anhalt hat wie andere Bundesländer Probleme mit dem Lehrermangel und sucht dringend neues Personal. Für im Herbst neu ausgeschriebene Lehrerstellen haben sich mehr als 600 Bewerber gemeldet, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums auf Anfrage sagte. Man sei zuversichtlich, alle 230 Stellen besetzen zu können. Allerdings blieben drei Stellen ohne jeden Bewerber. Im Sommer konnten 100 von 370 Stellen nicht besetzt werden.

Für die jetzt ausgeschriebenen Lehrerstellen seien die Kriterien erheblich geöffnet und flexibilisiert worden, sagte der Sprecher. Insgesamt gaben 606 Bewerber 3800 Bewerbungen ab, da man sich auch für mehrere Stellen bewerben kann. 81 Bewerber waren Referendare, die demnächst ihre Ausbildung abschließen. Sollten alle Stellen besetzt werden können, würde das Land nach Angaben des Bildungsministeriums das von der Koalition vereinbarte Ziel von 14.237 Vollzeitstellen in diesem Jahr erreichen. Derzeit werde die Qualität der Bewerber geprüft. dpa

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