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Stahmann: Männer sollten Anspruch auf Gleichberechtigung erheben – bei der Familienarbeit

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BREMEN. Frauen kümmern sich deutlich mehr um Familienangehörige als Männer. Das hat nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer Nachteile, wie die neue Vorsitzende der Gleichstellungskonferenz sagt.

Noch viel zu tun in Sachen Gleichstellung: Die Vorsitzende der Gleichstellungskonferenz, Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann. Foto: Stahmann / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Männer sollten aus Sicht der künftigen Vorsitzenden der Gleichstellungskonferenz, Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann, mehr Anspruch auf Gleichberechtigung erheben. «Vielen ist gar nicht bewusst, welche sozialen und emotionalen Benachteiligungen mit einer einseitigen Orientierung auf das Berufsleben langfristig einhergehen», sagte die Grünen-Politikerin auf Anfrage. In ihrem neuen Amt geht es ihr aber vor allem um mehr Möglichkeiten für Frauen. Der Weg zu einer Gesellschaft, in der sie die gleichen Chancen haben wie Männer, sei noch lang, sagt sie.

«Die Familienarbeit ist im Wesentlichen Frauensache – sowohl mit den Kindern, als auch mit den Eltern und Schwiegereltern im Alter.» Dies habe für Frauen oft eine Doppelbelastung in Familie und Beruf zur Folge. Zudem gebe es erhebliche finanzielle Nachteile. «Kinder sind ein Armutsrisiko – und das in der Regel nicht für Männer, sondern für Frauen.» Stahmann übernimmt Anfang Januar den Vorsitz der Gleichstellungsminister aller Bundesländer, die Maßnahmen zur Chancengleichheit von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen beschließt.

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Auch in der Politik gibt es Stahmann zufolge noch längst keine Gleichberechtigung. «Von 709 Abgeordneten im Deutschen Bundestag sind 219 Frauen. Das ist nicht mal ein Drittel», sagt sie. Feste Regularien für mehr Frauen in der Politik seien nötig. Dass Führungsposten bei den Grünen gleichberechtigt an Frauen und Männer vergeben werden, habe das Gewicht der Frauen gestärkt. «Andere Parteien haben da aber noch ganz erheblichen Nachholbedarf – darüber kann auch eine CDU-Kanzlerin nicht hinwegtäuschen», so Stahmann.

Jüngst hatte Niedersachsens Landtagspräsidentin Gabriele Andretta (SPD) gefordert, den Frauenanteil in der Politik zu erhöhen. Sie wirbt für ein Gesetz, nach dem auf den Kandidatenlisten für Parlamente abwechselnd Frauen und Männer stehen müssen. Den geringen Frauenanteil im Landtag bezeichnete Andretta im Gespräch mit dem NDR als «Rückschritt» und «Weckruf». Die Frauen-Quote im Landtag liegt unter 30 Prozent.

Aus Sicht von Stahmann gibt es viele Möglichkeiten, Gleichberechtigung zu fördern. Als Beispiele nennt sie unter anderem eine Quote für Frauen in Aufsichtsräten, stärkere Anreize für Männer, die ihre Eltern pflegen oder Erziehungsmonate für ihre Kinder nehmen, das Recht auf eine Rückkehr aus Teilzeit in Vollzeit nach der Familienphase und bedarfsgerechte Öffnungszeiten in Kindertagesstätten.

Stahmann übernimmt Anfang Januar den Vorsitz der Gleichstellungsminister aller Bundesländer, die Maßnahmen zur Chancengleichheit von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen beschließt. Einen Schwerpunkt will Stahmann mit dem Thema Gewalt gegenüber Frauen und Kinder setzen. «In jeder Woche verlieren in Deutschland drei Frauen ihr Leben durch ihren aktuellen oder ehemaligen Lebenspartner, Tag für Tag zeigen 180 Frauen eine Körperverletzung in der Partnerschaft oder durch den früheren Partner an.» Da werde deutlich, wie wichtig dieses Thema frauenpolitisch ist.

Die Gleichstellungskonferenz tagt seit 1991, der Vorsitz wechselt jährlich. dpa

Bei den Studierenden sind Frauen in der Mehrzahl, bei den Professuren (immer noch) drastisch unterrepräsentiert

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