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Teilzeitschulleitung kann funktionieren – ist aber kein Selbstläufer

KÖLN. Als Antwort auf den Schulleitermangel in NRW will die zuständige Ministerin Teilzeitmodelle für die Chefposten erproben. Auch den Unternehmen fehlen Führungskräfte. Eine Expertin sieht Parallelen.

Führungsposition mit halber Stelle – würde schon gehen, sagt die Expertin. Foto: Shutterstock

Ein vom NRW-Schulministerium angestrebtes Teilzeitschulleiter-Modell könnte nach Einschätzung einer Arbeitsmarktexpertin funktionieren – ist aber kein Selbstläufer. «Die beiden Pädagogen müssten das gesamte Kompetenzspektrum abdecken, sich von ihren Qualifikationen her gut ergänzen», sagte Christiane Flüter-Hoffmann vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Gespräch. Weitere Voraussetzungen für gelingendes Jobsharing: «Die Chemie muss stimmen. Absprachen, Abläufe und Kommunikationsfluss müssen zwingend funktionieren.»

Angesichts des Schulleitermangels will NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer die Führungspositionen künftig mit Teilzeitangeboten attraktiver machen. Ab kommendem Schuljahr sollen dazu Tests in ersten Grundschulen beginnen. Rund 700 Chefposten und gut 900 Vize-Posten sind derzeit in NRW an öffentlichen Schulen vakant. Mit dem Experiment will die FDP-Politikerin Abhilfe schaffen.

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Sowohl in der Wirtschaft als auch im öffentlichem Dienst herrsche Führungskräftemangel, schilderte Flüter-Hoffmann, IW-Expertin für Arbeitszeit- und Personalpolitik. Eine Antwort darauf könnten gezielte Anreize für Frauen sein. Würden Führungspositionen in Teilzeit angeboten, sei das für viele topqualifizierte Frauen ein wesentliches Argument, besonders für Mütter und pflegende Angehörige. Für so manche Pädagogin gelte, dass sie nicht auf das Unterrichten verzichten und zudem die Verantwortung nicht alleine schultern wolle. Da könne Jobsharing gut passen.

Teilzeit-Führung noch nicht weit verbreitet

Schulen wie Unternehmen sollten auch prüfen, ob sie die noch überwiegend starke Präsenzpflicht lockern. Führungskräfte könnten viele Jobs gut mobil erledigen. In jedem Fall sei es für öffentlichen Dienst und Wirtschaft wichtig zu klären, wie sie Frauen für Chefposten besser entgegenkommen könnten – auch bei Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

In der Wirtschaft ist Jobsharing an der Spitze noch nicht weit verbreitet. Einer neuen IW-Studie zufolge gibt es Teilzeit-Führung nur in etwa jedem fünften (21 Prozent) kleinen Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten. Jedes dritte (35 Prozent) mittelgroße Unternehmen ermöglicht auch Führungsposten in Teilzeit und bei Großbetrieben ist das bei 58 Prozent der Fall.

Es gebe vor allem bei großen Unternehmen viele erfolgreiche Jobsharing-Beispiele, von denen voraussichtlich einige auch im Mittelstand zunehmend Furore machen werden – und die auch für die Schulleitungen interessant sein könnten, betonte Flüter-Hoffmann. So reduziere eine vor der Rente stehen Führungskraft schrittweise die Arbeitszeit und eine jüngere Kraft stocke entsprechend auf.

In größeren Unternehmen setze sich mehr und mehr durch, eine Chefstelle auf über 100 Prozent zu erweitern, um damit zwei Frauen je drei Tage Arbeitszeit einzuräumen, darunter einen gemeinsamen Übergabetag. Ob sich das in der Schulleitung verwirklichen lasse, sei angesichts der engen Budgets im öffentlichen Dienst fraglich. dpa

Gebauer erprobt Schulleitung in Teilzeit, um die Führungsposition für viele Frauen attraktiver zu machen. Verbände: Reicht nicht!

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