Website-Icon News4teachers

Weltlehrertag! Immer mehr Arbeit, immer weniger Respekt: Verbände fordern endlich Wertschätzung für Lehrerinnen und Lehrer

Anzeige

BERLIN. Mehr Wertschätzung für Lehrerinnen und Lehrer haben Lehrerverbände anlässlich des Weltlehrertags am heutigen 5. Oktober eingefordert  – denn die erodiere. So verwies der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR darauf, dass  laut Landeskriminalamt die Gewalt gegen Lehrkräfte in Niedersachsen um gut 40 Prozent zugenommen habe. „Eine solche Meldung ist alarmierend und leider nicht nur auf den Lehrerberuf beschränkt. Auch andere Berufsgruppen, die sich für die Gesellschaft einsetzen, wie zum Beispiel Polizisten und Sanitäter, erfahren durch Gewalt während des Dienstes nicht die gesellschaftliche Anerkennung, die ihnen gebührt. Hier erwarten wir nicht nur mehr Unterstützung von Seiten der Politik und Gesellschaft sondern vor allem ein respektvolleres Miteinander“, betonte Vorsitzender Torsten Neumann.

“Es bedarf spürbarer Entlastungen”: Die Verbände beklagen, dass sich die Arbeitsbedingungen von Lehrern in den letzten Jahren massiv verschlechtert haben. Foto: Shutterstock

Alle Lehrkräfte leisteten aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen neben ihrer eigentlichen Profession, dem Unterrichten, umfassende gesellschaftspolitische Aufgaben. Diese bestehen laut  VNL/VDR im Alltag aus einer Kombination von Sozial- und Familienarbeit, Krisenmanagement, Psychologie und Therapie und dem Unterrichten. „Es bedarf spürbarer Entlastungen wie mehr Assistenzpersonal an allen Schulen. Hierzu gehören zum Beispiel Sozialarbeiter und Sozialpädagogen sowie multiprofessionelle Teams für die Umsetzung der Inklusion. Auch müssen bürokratische Aufgaben wie das Erstellen von Dokumentationen und Konzepten aller Art weiter abgebaut werden“, erklärte Vorsitzender Neumann.  „Nur so können Lehrkräfte nachhaltige Unterstützung in ihrer pädagogischen Arbeit erfahren und damit auch entlastet werden.“

Für ihn sei es kein Wunder, dass immer weniger junge Menschen den Lehrerberuf ergreifen wollen. „Wir in Niedersachsen erleben seit Jahren, dass nicht mehr alle ausgeschriebenen Lehrerstellen besetzt werden können. Das liegt zweifelsohne nicht nur an der mangelnden Attraktivität, sondern auch an der geringen Wertschätzung des Lehrerberufes in der Gesellschaft“, betonte Neumann. „Alle Lehrerinnen und Lehrer freuen sich über jedes Lob und jede Anerkennung ihrer Arbeit, brauchen aber auch beste Rahmenbedingungen, die ihre verantwortungsvolle Arbeit unterstützen. Ein Schlüssel zum Erfolg guter Schule ist die Wertschätzung des Lehrerberufes durch Politik und Gesellschaft. So kann auch der Gewalt gegen Lehrkräfte vorgebeugt werden. Das gilt nicht nur am Weltlehrertag.“

Anzeige

Meidinger: Schule ist auch für staatsbürgerliche Bildung der zentrale Ort

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, schlug in dieselbe Kerbe. Er erinnerte daran, dass die Anforderungen an den Lehrerberuf in den letzten Jahrzehnten angesichts von wachsender Heterogenität der Schülerschaft, Integrationsproblemen, Inklusion und Digitalisierung enorm gestiegen seien. Der Verbandsvorsitzende unterstrich: „Gute Bildung ist nach wie vor die größte Chance für Kinder und Jugendliche, in diese Gesellschaft erfolgreich zu starten und später als mündige Bürger ihr Leben und die Zukunft der Gesellschaft verantwortlich mitzugestalten. Außerdem ist Schule gerade in Zeiten zunehmender Polarisierung und Individualisierung der Gesellschaft ein ganz wichtiger, wenn nicht der letzte Ort, wo Konsensbildung, Besinnung auf gemeinsame kulturelle Werte und staatsbürgerliche Bildung noch möglich ist.“

Unsere Lehrkräfte benötigten – so Meidinger – zur Erfüllung ihrer Aufgaben aber deutlich mehr Rückendeckung von Gesellschaft und Politik als bisher. „Wer zulässt, dass befristet angestellte Lehrkräfte während der Ferien regelmäßig entlassen werden, wer den Schulen und Lehrern bei steigenden Gewaltvorfällen und zunehmendem Cybermobbing nicht aktiv beisteht und wer zulässt, dass die Arbeitsbelastung von Lehrkräften ständig steigt, muss sich nicht wundern, wenn dieser an sich so erfüllende und wichtige Beruf von immer weniger jungen Menschen angestrebt wird. Das muss sich dringend ändern!“, sagte der Lehrerverbands-Präsident – und verwies auf ein Zitat des Philosophen und Psychiaters Karl Jaspers: „Das Schicksal einer Gesellschaft wird dadurch bestimmt, wie sie ihre Lehrer achtet.“

VBE: “Junge Lehrerinnen und Lehrer sind wichtig, um Schule  weiterzuentwickeln”

Auch der VBE ermahnte die Politik mit Blick auf den „Weltlehrertag“, den Beruf attraktiver zu machen. „Dafür sind zum einen angemessene Gelingensbedingungen zu schaffen, zum anderen muss die Politik ihre Wertschätzung für die Arbeit der Lehrkräfte ausdrücken. Nur so können wir mehr junge Menschen gewinnen, sich für diese gesellschaftlich wichtige Aufgabe zu entscheiden, und damit den dramatischen Lehrkräftemangel an den Schulen bekämpfen“, sagte der baden-württembergische VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand.

„Junge Lehrerinnen und Lehrer sind wichtig, um Schule mit ihren Ideen und Kompetenzen weiterzuentwickeln. Sie benötigen beim Einstieg in den Beruf die Unterstützung erfahrener Lehrkräfte. Die Rahmenbedingungen für die kollegiale Beratung und Zusammenarbeit sind daher zu verbessern. Damit mehr gut ausgebildete junge Lehrkräfte an die Schulen kommen, müssen außerdem Abbrüche im Studium unbedingt vermieden werden“, so Brand weiter. Der VBE-Landeschef kritisiert zudem, dass es nach wie vor hohe Besoldungsunterschiede zwischen den verschiedenen Schularten gibt: „Es braucht die gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit. Wir fordern, alle Lehrkräfte nach A13 zu besolden. Um die hierfür nötigen Voraussetzungen zu schaffen, gilt es auch, das zehnsemestrige Studium für die Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen einzuführen.“ Agentur für Bildungsjournalismus

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

GEW und VBE fordern gemeinsam zum Weltlehrertag: Lehrerberuf attraktiver machen – “A13 für alle”!

Anzeige
Die mobile Version verlassen