Die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren wird die Schulbehörden in Niedersachsen im Sommer vor einen noch ungelösten Kraftakt stellen. Auf einen Schlag gibt es 20.000 Schüler zusätzlich, wofür bis dahin die Rekordzahl von 2400 bis 2500 Lehrer eingestellt werden soll, wie Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag in Hannover ankündigte. Zwar werden etliche im Moment an andere Schulen abgeordnete Gymnasiallehrer dann an die Gymnasien zurückkehren. Dadurch entstehen aber Lücken etwa an Oberschulen, um deren Schließung das Ministerium im Moment noch intensiv bemüht ist.
Land will Einstellungspraxis von Lehrern ändern
«Eine verpflichtende Mehrarbeit schließen wir aus», betonte Tonne, eine freiwillige Verpflichtung von Lehrern zu vorübergehender Mehrarbeit aber sei eine denkbare Lösung. Auch will das Land seine Einstellungspraxis ändern. Bisher pochten frisch ausgebildete Pädagogen mit Berufsziel Gymnasiallehrer noch bei den Schulbehörden um diese besser bezahlten Stellen, weil das Land händeringend auf Einstellungen angewiesen ist. «Wenn die Stellen unbesetzt geblieben wären, wäre niemandem geholfen», sagte Tonne. Wenn die Versorgung der Gymnasien demnächst aber gewährleistet sei, müssten die Pädagogen auch mit anderen Stellen etwa an Oberschulen vorlieb nehmen.
Zum Start des zweiten Halbjahrs an diesem Mittwoch gelang es den Behörden bisher, 1164 der rund 1350 ausgeschriebenen Stellen zu besetzen. Weitere Einstellungen in den kommenden Wochen werden erwartet. «Für mich zeigt die Zahl in die richtige Richtung», meinte Tonne. Die Zahl der Neueinstellungen liege damit um rund 400 über der der zumeist wegen Pensionierung ausscheidenden Lehrer, was die Unterrichtsversorgung verbessere. Unbefriedigend sei die Bewerberlage aber noch an den Oberschulen. Teils werde angehenden Lehrern im Moment noch eine Gymnasialstelle angeboten, wenn sie zuvor drei Jahre an einer Oberschule unterrichten.
Zahl der Abordnungen von Lehrern ist gestiegen
Keine Entwarnung konnte der Kultusminister zumindest vorläufig beim Streitthema Abordnungen geben. Die Zahl der Lehrer, die vorübergehend zum Unterricht an andere Schultypen abgeordnet wird, stieg im zweiten Halbjahr auf 2818, nachdem im ersten Halbjahr noch 2309 Lehrer betroffen waren. Ein Grund sei, dass mit Blick auf die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren bereits eingestellte Gymnasiallehrer zunächst an anderen Schulen eingesetzt werden, wo der Bedarf momentan noch höher ist, erklärte der Minister. dpa