SCHWERIN. Der Hygiene-Erlass des Bildungsministeriums in Mecklenburg-Vorpommern sieht keine Handdesinfektionsmittel auf den Schultoiletten vor. Das ruft Kritik hervor. Für Schulbusse werden Begleiter gefordert.
Der Hygieneplan des Bildungsministeriums für die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern steht in der Kritik. So sollen die Schulen nicht mit Handdesinfektionsmitteln für die Schultoiletten versorgt werden, wie der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Michael Blanck, am Montag in Schwerin sagte. «Das hat uns überrascht. Das sieht in anderen Bundesländern anders aus.»
Das Bildungsministerium hält – nach Konsultation mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales sowie Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Rostock – eine Hände-Desinfektion in der Schule nicht für notwendig. Die Experten hätten erklärt, dass die Gefahren die Vorteile überwiegen würden, sagte Ministeriumssprecher Henning Lipski. «Am wichtigsten ist, die Hände regelmäßig und gründlich mit Seife zu waschen.»
Trinken Schüler Desinfektionsmittel?
Der Rostocker Tropenmediziner Emil Reisinger erläuterte, die Gefahr von Desinfektionsmitteln in Schulen bestehe darin, dass es sich um vergällten Alkohol handele. Es sei nicht auszuschließen, dass Kinder davon trinken könnten und dann eine Alkohol- und Benzolvergiftung erleiden. Professor Reisinger gehört zu den Beratern der Landesregierung. Er sagte, er habe vom Bereitstellen von Desinfektionsmitteln in der Schule zur Hände-Desinfektion abgeraten.
Der Hygieneplan des Ministeriums sieht unter anderem vor, dass die Pausen der einzelnen Klassen versetzt stattfinden sollen und dass Lehrer den Zugang zur Toilette kontrollieren. So soll vermieden werden, dass sich zu viele Schüler in den Toilettenräumen aufhalten. Vorgeschrieben sind Spender mit Flüssigseife und Einmalhandtücher. Blanck wundert sich: «Wenn Ladengeschäfte Handdesinfektionsmittel für ihre Kunden bereitstellen, muss das ja einen Sinn haben», sagte er.
Auch von der Opposition im Landtag kam Kritik. Die AfD warf Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) Fahrlässigkeit vor. «In der jetzigen Lage müssen Desinfektionsmittel gerade auch in Schulen zur Grundausstattung gehören», forderte der schulpolitische Sprecher der größten Oppositionsfraktion, Jens-Holger Schneider. Martin müsse die jetzige Regelung dringend überprüfen.
Erwachsene Begleiter in den Schulbussen gefordert
Für die Schulbusse forderte der VBE-Vorsitzende Blanck Begleitpersonen. Sie müssten darauf achten, dass die Schüler den geforderten Mindestabstand zueinander einhalten. Das könne man dem Busfahrer nicht aufbürden, der auf den Verkehr achten müsse.
Dieser Forderung schloss sich die Linke im Landtag an. «Es kann nicht Aufgabe des Busfahrers oder der Busfahrerin sein, darauf zu achten, dass sich alle Gäste an die Vorschriften, zum Beispiel an das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes halten», sagte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg. Lehrer sollten die Aufgabe aber nicht noch zusätzlich übernehmen. Oldenburg forderte die Landesregierung auf, die Schulwegbegleitung auf den gesamten Personennahverkehr auszudehnen. dpa
Erstmal bekam jeder Schüler ein „Hygiene-Startpaket“ überreicht – samt Schutzmaske
