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„Tribunal gegen Lehrer“: Einhellige Kritik an Plasbergs Talkrunde zu Schulen

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BERLIN. Selten waren die Reaktionen so einhellig, selten wurde Moderator Frank Plasberg so deutlich Parteilichkeit vorgeworfen: In der Sendung „Hart aber fair“ diskutierten der Gastgeber und seine Gäste über das Thema „Kinder und Schule zuletzt: Scheitern Schulen an Corona?“ Die Frage schien allerdings nur rhetorischer Natur zu sein. Plasberg, so attestieren ihm zahlreiche Medienbeobachter, hatte die Antwort schon vorab parat. Könnte es daran liegen, dass der Journalist als Anwalt in eigener Sache auftrat? Plasberg ist Vater eines Grundschulkindes. Einen aktiven Lehrer suche man in der Runde hingegen vergebens. Wir haben Reaktionen gesammelt.  

Befangen? “Hart aber fair”-Moderator Frank Plasberg. Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Berliner Morgenpost: „Es wurde vor allem ein Tribunal gegen die Lehrer. Das lag allein am Gastgeber: Immer wieder attackierte Frank Plasberg mit harten Fragen Udo Beckmann von der Lehrergewerkschaft VBE. So stellte er etwa dessen Aussage infrage, wonach die Lehrer ‘am Limit’ arbeiten würden. Auch kritisierte Plasberg, dass viele Lehrkräfte den Brückentag zu Himmelfahrt nahmen – anstatt als Symbol dennoch zu unterrichten. Das hatte einen populistischen Hauch, korrespondierte aber mit dem Gefühl vieler Eltern, wonach die Corona-Zeit für manche Lehrer eine Gelegenheit sei, sich auszuklinken.“

“Auf das Versagen der Lehrer zugespitzt”

Watson: „Eigentlich sollte es bei ‚Hart aber fair‘ um das Thema ‚Kinder und Eltern zuletzt – scheitern Schulen an Corona?‘ gehen. Aber Moderator Frank Plasberg spitzt das Thema (…) dann doch sehr stark auf das Versagen der Lehrer zu. Gleich am Anfang haut Plasberg einen raus: Engagierte Lehrer seien ‚Exoten im Übungsblattzeitalter‘. Während es Selbstständige wie Restaurantbetreiber eilig gehabt hätten, endlich wieder zu arbeiten, habe er ‚bei den Lehrern nicht den Eindruck, dass sie es so eilig haben, den Präsenzunterricht wieder stattfinden zu lassen‘, ätzt Plasberg. ‚Macht es einen Unterschied, ob man Beamter ist, oder um seinen Arbeitsplatz fürchten muss?‘ Das fragt der gut verdienende Freiberufler mit festem Sendeplatz. Er will das alles aber ‚nicht als Lehrer-Bashing verstanden‘ wissen. Nur: Was ist es dann?“

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Focus: „Es entwickelte sich (..) eine recht angespannte, bald schon ziemlich verfahrene Debatte, die kurz davor war, in einem unschönen Lehrer-Bashing auszuarten – vor allem weil keine Lehrer anwesend waren. Nie gut fürs Klima eines solchen TV-Talks, wenn die Adressaten der vorgebrachten Kritik fehlen.“

Welt: „Schade nur, dass Plasberg – auch wenn die Frauenquote in dieser Sendung vorbildlich war – ebenfalls und erneut die alten Rollenbilder tradiert: Die Frage, welche Note ihnen ihre Kinder für den heimischen Unterricht geben würden, stellt er Collien Ulmen-Fernandes und Franziska Giffey, nicht aber dem fünffachen Vater und Vorsitzenden des Bundeselternrates, Stephan Wassmuth.“

“Immer wieder das Stichwort ‘Brückentag'”

Merkur: „Die Frage, was die Schulen in der aktuellen Situation brauchen, wurde schnell von den Sticheleien des Moderators übertönt. Wohl im Bemühen um eine kontroverse Diskussion, brachte Frank Plasberg immer wieder das Stichwort ‚Brückentag‘ ins Spiel. Die Empörung darüber, dass viele Lehrkräfte den vergangenen Brückentag nach Himmelfahrt frei machten, anstatt weiter zu unterrichten, nahm Plasberg mehrmals zum Anlass, seine Gäste zu unterbrechen. Eingespielte Erfahrungsberichte verschiedener Eltern in der Krise verdeutlichten, wie schlecht der Online-Unterricht in Teilen funktioniert. Die Erkenntnis, dass die Qualität des Unterrichts stark vom Engagement der einzelnen Lehrpersonen abhängt, führte dann jedoch zu einer zum Scheitern verurteilten Diskussion um die Frage des Beamtentums und vermeintlich ungerechten Privilegien von Lehrkräften.“

Der Westen: „Schon der Titel der Sendung versprach Zündstoff. Scheitern denn nun die Schulen an Corona, oder ist es die Politik, die es nicht schafft, den Lehrern, Schulen und Eltern ordentlich zur Seite zu springen? Für Frank Plasberg schien das Problem schon zu Beginn der Sendung klar. Die Schulen und ihre Lehrkräfte würden es versäumen, sich anständig um die Kinder zu kümmern. Anders lässt sich wohl seine provokante Frage nach dem Brückentag am vergangenen Freitag an den Bundesvorsitzenden des Verbands Erziehung und Bildung, Udo Beckmann nicht erklären.“ News4teachers

Hier – in der Mediathek der ARD – lässt sich die komplette Sendung anschauen.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Wie die „Bild“-Zeitung in der Coronakrise Stimmung gegen Lehrer macht – „Der neue Vorwurf ist ein alter: Freizeit geht vor!“

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