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Corona-Statistiker rechnet mit starkem Anstieg der Infektionen – im April sind wir wohl wieder da, wo wir im Dezember standen

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SAARBRÜCKEN. Die dritte Welle könnte wieder heftig werden: In der ersten Aprilhälfte sind Inzidenzen von um 200 zu erwarten, sagt ein Experte für Corona-Prognosen. Noch zeigten Impfungen kaum Effekte. Dafür dürften sich die Lockerungsschritte wie Kita- und Schulöffnungen auswirken.

Das Coronavirus hält weiterhin Deutschland in Atem. Foto: Shutterstock

Die dritte Welle der Corona-Pandemie wird nach Berechnungen des Saarbrücker Pharmazie-Professors Thorsten Lehr ähnlich stark ausfallen wie die zweite. «Ich gehe schon davon aus, dass wir wieder so Zustände wie vor Weihnachten bekommen werden», sagte der Experte für Corona-Prognosen in Saarbrücken. Er rechnete damit, dass in der erste Aprilhälfte wieder Sieben-Tage-Inzidenzen um 200 erreicht werden könnten.

Zwei Entwicklungen seien für den erneuten Anstieg der Corona-Zahlen verantwortlich. Zum einen sei die britische Mutante, die wohl um die 35 Prozent ansteckender sei, in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. «Sie wird auch hier die Oberhand gewinnen und weiter ansteigen bis in den 90-plus-Bereich», sagte Lehr nach Analyse der jüngsten Zahlen des «Covid-Simulators» an der Universität des Saarlandes.

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Am Montag bringt mit Sachsen-Anhalt das erste Bundesland alle Jahrgänge zurück in die Klassenräume

Zum anderen sehe er seit Mitte Februar wieder mehr Kontakte, die zu höheren Zahlen geführt hätten. «Ich befürchte, das hat ein bisschen was mit einer Lockdown-Müdigkeit zu tun. Und auch vielleicht mit einem Wiederanlaufen des normalen Lebens in gewissen Bereichen.» Ebenso im Bildungsbereich: In fast allen Bundesländern wurden Kitas und Schulen für den Präsenzbetrieb geöffnet. Am Montag bringt mit Sachsen-Anhalt das erste Bundesland alle Jahrgänge zurück in die Klassenräume – bei einem Inzidenzwert von 85. Andere Länder wollen folgen: Rheinland-Pfalz etwa hat gestern angekündigt, ab dem 8. März die fünften und sechsten Klassen zurück in die Schulen zu bringen, alle anderen Klassen ab 15. März.

Die meisten Bundesländer wollen dabei schrittweise vorgehen und setzen zunächst auf Wechselunterricht, um die Abstandsregel in den Klassenräumen einhalten zu können. «Auch wenn die Lockerungen moderat sind, werden sie sich auswirken», meint Lehr. Er geht davon aus, dass es nach dem 7. März rund 20 Prozent mehr Kontakte gebe. «Und dann werden wir sehen, dass die Kombination aus Lockerungen mit der Mutante, die dann voll da ist, zu einem relativ starken Anstieg führt.» Ohne jeglichen Lockerungsschritt würde Anfang April die 100er-Inzidenz erreicht. Die vor ein paar Wochen noch angestrebte Inzidenz von 35 sei inzwischen in weite Ferne gerückt.

Auch das Robert-Koch-Institut hatte in dieser Woche gewarnt: Die neuen Corona-Varianten, insbesondere die in Großbritannien entdeckte Mutante B.1.1.7 stellten «neue Herausforderungen dar». Die leichtere Übertragbarkeit scheine auf alle Altersgruppen zuzutreffen. «Das könnte bei einer Ausbreitung ansteckungsfähigerer Varianten bedeuten, dass Schulen einen größeren Beitrag zum Infektionsgeschehen spielen könnten», so heißt es. Empfohlen wird, dies bei Öffnungsüberlegungen zu beachten. Seit Wochen wird in Deutschland ein Anstieg des Anteils der Mutante B.1.1.7 an den positiven Corona-Proben in Deutschland beobachtet.

Schnelltests könnten den Schulbetrieb sicherer machen – kommen aber wahrscheinlich zu spät

Die Wirkung der Impfungen sei momentan noch kaum zu sehen, sagt Lehr. Das liege daran, dass über 95 Prozent noch nicht geimpft seien. Effekte sehe man erst, wenn man 30 Prozent der Bevölkerung geimpft habe. «Bei einem optimistischen Szenario würde ich erwarten, dass wir das vielleicht im Juni geschafft haben.» Den Anstieg der Zahlen ausbremsen könnte man möglicherweise über mehr Tests. «Über gezielte Schnelltests, die großflächig eingesetzt werden, um infektiöse Mitbürger aus dem Verkehr zu ziehen», sagte Lehr. So haben Kultusminister angekündigt, großflächig Schüler testen zu wollen, um mehr Sicherheit in den Schulbetrieb zu bringen. Er habe aber Zweifel, so Lehr, «dass die Umsetzung rechtzeitig passiert. Also rechtzeitig für eine Lockerung.» Und Öffnungsschritte kämen höchstwahrscheinlich: «Weil die Gesellschaft drängt.»

Der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes hat mit seinem Forscherteam einen «Covid-Simulator» entwickelt, der das Infektionsgeschehen in Deutschland berechnet und Prognosen liefert: für ganz Deutschland, die einzelnen Bundesländer bis hin auf Landkreisebene. Er kann auch online genutzt werden. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum “Covid-Simulator”.

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