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Was bleibt vom Distanzunterricht nach Corona? Viele gute Erfahrungen (wenn die Politik es zulässt)! Leser diskutieren

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DÜSSELDORF. Was passiert nach Corona mit den Schulen – wenn Präsenzunterricht wieder vollständig möglich sein wird? Wie werden sich die Erfahrungen auswirken, die Lehrkräfte (und Schüler) in den Monaten des Distanzunterrichts gemacht haben? News4teachers hat dazu mit einer Umfrage eine Diskussion angestoßen und bemerkenswerte Antworten bekommen, die dem üblichen Chor – „Präsenzunterricht ist unersetzlich“ – deutlich widersprechen. Trotzdem zeigen sich viele Leserinnen und Leser skeptisch, ob positive Erkenntnisse nachhaltige Wirkung entfalten werden. Oder ob einfach alles nur wieder wie früher wird.

Distanzunterricht ist offenbar besser als sein Ruf. Foto: Shutterstock

„Der Präsenzunterricht ist unersetzlich“, meint Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Ähnlich äußert sich die (Noch-)Kultusministerin von Baden-Württemberg, Susanne Eisenmann (CDU): „Nichts ist so gut wie Präsenzunterricht“. Beim Distanzunterricht habe das Lernen trotz aller Bemühungen nicht die übliche Qualität haben – sagt Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD).

Aber stimmt das überhaupt? Aus der Praxis kommen andere – deutlich differenziertere – Töne. „Ich sehe viele positive Punkte im Homeschooling“, sagt etwa Theodor Lindner, Leiter des Bettina-von-Armin-Gymnasiums im nordrhein-westfälischen Dormagen laut einem aktuellen Bericht der „Rheinischen Post“. „Zum einen fördert der aktuelle Umstand die Digitale Kompetenz der Schüler. Außerdem erhalten die Kinder viel mehr individuelles Feedback. Ich denke nicht, dass die Kinder durch den Online-Unterricht weniger lernen.“ Er räumt allerdings ein, dass es seinem Kollegium bei manchen Schülern große Mühe bereite, sie aus der Ferne zu erreichen. Ein Problem sieht der Direktor deshalb weniger im fachlichen, mehr in der „sozialen Distanz“.

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Wie sind die Erfahrungen mit dem Distanzunterricht? Was wird davon bleiben? Wir haben von Leserinnen und Lesern von News4teachers ein Stimmungsbild erbeten – und geteilte Meinungen aufgenommen, was die Zukunft des Online-Unterrichtens betrifft. (Hier geht es zu den Ergebnissen der Umfrage.) Genauso spannend wie die Umfrage-Resultate sind die Wortmeldungen, die uns über Facebook und im Leserforum von News4teachers erreicht haben. Einblicke in eine spannende Debatte:

Was bleibt vom Distanzunterricht nach Corona? Lehrkräfte meinen:

„Ich werde auf jeden Fall dabei bleiben die Hausaufgaben digital einzufordern  man kann sich so auf jeden Fall das abschreiben der Hausaufgaben sparen und man kann sie auch nicht vergessen.“

„Das hängt ja insbesondere vom Vorantreiben der Ausstattung der Schulen ab! Ich würde sehr gerne einiges übernehmen und sogar ausbauen, bin aber von der medialen Ausstattung in der Schule abhängig. WLAN wäre ja mal schön…“

„Ich sehe da viele Möglichkeiten, z.B. bei Klausurvorbereitung, Wiederholungsangeboten, besserem Vertretungsunterricht bei geplanter Abwesenheit des Lehrenden, Hausaufgaben usw. Ich habe aber ehrlich gesagt auch etwas Angst vor den Anspruchshaltungen, die da entstehen können, was z.B. Kinder angeht, die krank oder beurlaubt waren. Ich sehe mich nicht in der Lage, für diese dann bei normalem Unterrichtspensum im Präsenzunterricht, auch noch Distanzlernangebote in der Form zu machen, an die sich jetzt viele Eltern und SuS gewöhnt haben. Nur befürchte ich, dass dies massiv eingefordert werden und dann auch durch entsprechende Regelungen der Kultusministerien verpflichtend gemacht wird.“ (Die direkte Antwort darauf: „Das Klassenbuch könnte einfach digitalisiert werden, so dass kranke Kinder verfolgen können, was im Unterricht passiert ist.“)

„Mit Sicherheit müssen bestimmt Methoden, der Einsatz von mehr oder weniger Technik, usw. auf die Lerngruppe zugeschnitten werden, aber mein Unterrichtsmaterial, alle Aufgaben, Prüfungsreader, usw. werden demnächst definitiv online zur Verfügung stehen. Schon alleine, um Müll und Kopierkosten, ein Mail hin und her bei verpassten Unterricht zu sparen und Struktur, Leitfaden und Organisation deutlich voran zu bringen. Ich habe mich so sehr verliebt in Teamsarbeit.“

„Ich unterrichte in Mathe mit dem digitalen Unterrichtsassistenten, zum Glück kann ich den auch im Präsenzunterricht einsetzen, meine Schule ist super ausgestattet mit C-Touch-Boards und ausreichend Ipads. Auch wir Lehrer*innen haben Dienst-Ipads erhalten. Teams werde ich weiterhin verwenden und ich hoffe doch, dass nach der Pandemie sämtliche Teamsitzungen/Konferenzen etc. weiterhin digital sind, dann muss ich auch nicht unnötig durch die Gegend fahren. 😉“

„Das Schrille ist, dass der Distanzunterricht v. a. in schlecht (Kreide, Tafel, OHP und sonst nix….) ausgestatteten Schulen eine Medienvielfalt eröffnet hat, die sicher nicht nur ich vermissen werde, wennn wir wieder in Präsenz sind. Besonders werde ich die Filme vermissen. In Präsenz ist das ein Riesenaufwand… (Internet zu langsam, also Film downloaden, dann Beamer organisieren…).“

„Ich würde ja gerne so digital weiter arbeiten wie im Distanzlernen aber wir haben noch immer keine Schülertablets, die wir vor 2 Jahren mit dem Mediennutzungskonzept beantragt haben. Zur Zeit habe ich 10 Leihtablets von einem Altenheim – die haben nämlich 20 !!! Tablets vom Land gestellt bekommen (ungefragt) aber sie haben gar nicht die Kapazitäten 20 Tablets gleichzeitig zu bedienen … sie waren also noch originalverpackt.“

„Nach Corona wird der sogenannte Datenschutz wieder zur möglichen Profilierungsbühne für Politiker und die Möglichkeiten für Distanzunterricht wieder eingestampft werden.“

„@News4teachers. Wir Lehrkräfte wissen es nicht, weil nicht wir entscheiden sondern irgend eine Person die unabhängig von ihrer Qualifikation zum KM-Präsident *Inn ernannt wird und diese Person dann willkürlich und in der Regel ohne Praxiserfahrung über die weitere Entwicklung entscheidet.. Im Grundsatz ist der online Unterricht in weiterführenden Schulen sehr zielführend oder gar zielführender, kreativer und effektiver, wenn SuS und Lehrkraft gemeinsam arbeiten!!“

„Sehr viele IPads, die im Unterricht nur eingeschränkt genutzt werden können, da wir in der Schule kein WLAN haben. Meine Schule ist ein Neubau, Einweihung von sieben Jahren!, da war aber auch noch nicht klar, dass sich das Internet durchsetzen würde! (Ironie aus)“

„Fakt scheint doch zu sein, dass die Kultusminister der Meinung sind, dass Lernen auf Distanz kein adäquater Ersatz – vielleicht noch nicht einmal im Ansatz eine sinnvolle Ergänzung – zum Präsenzunterricht sein kann, denn ansonsten hätten sie sich nicht so vehement gegen den Distanzunterricht und für den Präsenzunterricht ausgesprochen – also werden die doch nun einen Dreck tun, um die gemachten Erfahrungen zu positivieren, sinnvolle Empfehlungen für die Zukunft daraus zu entwickeln oder die sich als eindeutig positiv und praktikabel erwiesenen Effekte vorantreiben.“

Auch Eltern haben sich zu Wort gemeldet:

„Meine Erfahrung mit dem Distanzunterricht als beobachtende Mutter sind durchweg positiv. Sowohl die Schule als auch die Schüler(innen) sind allerdings technisch sehr gut ausgestattet und die Lehrer(innen) sind sehr engagiert. Lediglich einige ältere Lehrer(innen) tun sich etwas schwer, improvisieren aber durchaus erfolgreich und/oder finden sich da auch immer mehr rein. Allerdings befürchte ich, dass so manche Schule im digitalen Denken weiter ist als das Kultusministerium.“

„Ohne Nachbereitung und kritischer Analyse des gelaufenen Distanzunterrichtes 2020/2021 wird eher aus Bequemlichkeit alles so bleiben wie gehabt.“ News4teachers

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