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Letzter Schultag: 24 Schulen in Niedersachsen schließen endgültig

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HANNOVER. Am letzten Schultag vor den Sommerferien ertönt der Gong an 24 Schulen in Niedersachsen zum letzten Mal, die Schulen schließen am 21. Juli für immer. Betroffen sind auch mehrere Förderschulen und Grundschulen, wie das Regionale Landesamt für Schule und Bildung mitteilt. Der Mangel an Schülerinnen und Schülern auf dem Land ist dabei nur ein Auslöser, auch strukturelle und finanzielle Aspekte spielen eine Rolle – und dank der Inklusion werden für Kinder mit einer Behinderung nach und nach weniger Förderschulen benötigt. Kritiker beklagen, dass die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zu wenig beachtet werden.

In 24 von rund 3.000 Schulen in Niedersachsen geht es nach den Sommerferien nicht weiter. Sie schließen für immer. Foto: Shutterstock

Auf dem Schulhof der Grundschule Wildemann im Oberharz ist es wie ausgestorben. Am 21. Juli schließt die Schule in dem ehemaligen Bergwerksort mit kaum noch 800 Einwohnerinnen und Einwohnern endgültig. Zuletzt besuchten die Schule nur noch 15 Kinder; es gab eine Lehrkraft und eine Direktorin. Anfang des letzten Schuljahres kurz vor Ende der Sommerferien war niemand mehr da, der die Kinder unterrichten konnte, denn Lehrkraft und Schulleitung fielen aus. Deshalb wurden schon seit Beginn des aktuellen Schuljahres die Schülerinnen und Schüler in die Grundschule Clausthal integriert.

Tatjana Gewecke hatte die Leitung der Schule in Wildemann vorübergehend mit übernommen. Sie ist Direktorin der Grundschule Clausthal, die rund fünf Kilometer von der Grundschule Wildemann entfernt ist. „Zum Teil bestanden manche Klassen nur noch aus ein bis zwei Schülern“, sagt die Direktorin. Die Schülerzahlen seien so stark rückläufig gewesen, dass für die nächsten Schuljahre nicht gesichert war, ob ausreichend Klassen zusammenkommen. Der Wegzug mancher Familien habe die Situation noch verschärft. Dies gab den Ausschlag zur endgültigen Schließung. „Die Kinder haben sich in diesem Jahr wunderbar eingelebt und sind froh, dass sie hier verbleiben können“, sagt Gewecke.

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Schulschließung: nur mit Genehmigung der Schulbehörde

Die Errichtung, Aufhebung und Organisation von öffentlichen Schulen regelt das Niedersächsische Schulgesetz. Demnach sind die Städte als Schulträger verpflichtet, Schulen zu errichten, zu erweitern, einzuschränken, zusammenzulegen, zu teilen oder aufzuheben, wenn die Entwicklung der Schülerzahlen dies erfordert. Dafür bedürfen die Schulträger der Genehmigung der Schulbehörde. Rund 17 Schulen werden nach Angaben des Regionalen Landesamts zum neuen Schuljahr aber auch neu eröffnet.

Anders als in Wildemann kann sich die Altstädter Grundschule in Celle nicht über zu wenig Schülerinnen und Schüler beklagen. Trotzdem öffnet auch sie am 21. Juli zum letzten Mal ihre Schultore. Die Schule wurde an den Landkreis verkauft, der dort eine Sprachheilschule einrichten möchte. „Wir müssen nächste Woche das Gebäude räumen. Das ist schade, es wird wenig auf die Kinder geguckt“, sagt die Schulleitung, die namentlich nicht genannt werden möchte. Die Kinder hätten keine Lobby, weil die Eltern nicht die Möglichkeit hätten, ihren Unmut loszuwerden.

Kritik an den Schulschließungen kommt vom Landeselternverband

Der Landeselternverband Niedersachsen kritisiert Schließungen von Schulen. „Schülerinnen und Schüler werden aus ihrem Umfeld herausgerissen“, sagt der Elternratsvorsitzende Michael Guder. Man müsse schauen, welche Maßnahmen ergriffen werden könnten, um derartige Schulschließungen zu verhindern. „Die Betriebswirtschaft kann kein ausschlaggebendes Argument sein.“

Grundschulen sind nach Angaben des Landeselternrats im Gegensatz zu anderen Schulformen in der Regel unkomplizierter zu schließen, weil Schulträger die Entscheidung allein treffen können. Bei Grundschulkindern könne man nicht davon ausgehen, dass sie selbst Protest organisieren. Hier müssten Eltern alle Möglichkeiten nutzen, dagegen vorzugehen, so Guder. Gerade die Pandemie verstärke die Belastung der Schülerinnen und Schüler. Zudem würden Zusammenführungen von Schulen zu vollen Klassen führen, gerade für Lehrkräfte werde das schwierig.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beklagt unabhängig von den Schulschließungen einen Mangel an Lehrkräften. In jeder Schulgröße müsse es möglich sein, fachliche Vertretungen im Unterricht auf Dauer sicherzustellen. Dies stelle eine enorme Herausforderung dar, besonders in den dünn besiedelten Gebieten Niedersachsens. Die Landesregierung müsse dem Fachkräftemangel endlich entgegentreten, sagt GEW-Landeschefin Laura Pooth.

In Niedersachsen gibt es nach Angaben des Kultusministeriums rund 3.000 allgemeinbildende und berufsbildende Schulen mit insgesamt 1,2 Millionen Schülerinnen und Schülern. „Gute Einstellungsquoten und stabil gute Unterrichtsversorgung haben allerhöchste Priorität in Niedersachsen“, sagte ein Ministeriumssprecher. Im Jahr 2020 konnten 3.242 Lehrkräfte eingestellt werden, gleichzeitig schieden allerdings 2.352 aus. Demy Becker/dpa

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