Ohne ein solches Netzwerk mit mehreren Institutionen werde die Struktur gefestigt, in der die Abgehängten in einer Parallelwelt leben. «All das muss ständig funktionieren und nicht nur dann mal abgerufen werden, wenn mal ein Notfall ist», betonte Gauck. Es müsse gleichzeitig weiter dafür gesorgt werden, dass Menschen einen zweiten oder dritten Anlauf unternehmen können.
Es treibe ihn die Sorge um, dass im fortschrittlichen Denken zu viel getan wird und Realitäten nicht wahrgenommen werden, betonte Gauck mit Blick auf Schüler, die zu manchen Leistungen gar nicht fähig sind. Auch dafür sei es wichtig, dass der Rücklauf an die Institutionen im Netzwerk der Hilfeleistenden funktioniert.
Gleichzeitig sei zu beobachten, dass sich Eltern von einem Teil ihrer grundlegenden Aufgaben zurückziehen und Dinge an die Lehrer übertragen, die eigentlich zuhause erledigt werden müssten. «Wir spüren, dass die Schulen in unserer Zeit eine Rolle einnehmen, als seien sie ein Reparaturbetrieb einer ganzen Gesellschaft.» Das sei eine Dauereinladung zur Überforderung, sagte Gauck. Die Lehrer müssten wissen, dass sie nicht für alles zuständig sind.
Gauck, der vor der Wende als Pfarrer in Rostock gearbeitet hatte, sprach direkt die Fähigkeit der Pädagogen an, sich um ausgegrenzte Kinder zu kümmern. Es mache zwar viel Freude, sich mit begabten Kindern zu unterhalten und sie zu fördern, aber dabei werde manchmal das «geschundene Ich eines kleinen Lebewesens» übersehen. Die betroffenen Kinder könnten Schritt für Schritt und durch Zuspruch und Lob gefördert werden. «Es ist unglaublich, was eine engagierte Frau und ein engagierter Mann an Stelle von nicht engagierten Eltern leisten können. Das ist eine Herzensangelegenheit. Deshalb gehört nicht nur Verstand, sondern auch Herz ins Zentrum dieses Berufes.»
Die Konferenz des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) richtet sich an Lehrer aus Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen. News4teachers
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