DÜSSELDORF. Die Pandemie in Deutschland scheint ihrem Ende zuzugehen – Rufe nach einem Ende sämtlicher Schutzmaßnahmen werden lauter. In den Kitas und Schulen herrscht schon lange wieder „Normalbetrieb“, angeblich jedenfalls. Allenfalls das „Lüftungskonzept“ der KMK, also die Vorgabe, alle 20 Minuten die Fenster im Klassenraum zu öffnen, ist formal noch in Kraft. News4teachers-Leser und Lehrer „Schattenläufer“ zieht seine persönliche Corona-Bilanz, die wir an dieser Stelle als Gastkommentar veröffentlichen.
Schattenläufer 27.12.2022 um 8:37 Uhr
Wenn es denn vorbei ist, dann mal ‘ne Zusammenfassung aus meiner Sicht.
In der ganzen Coronazeit war ich fast durchgehend in der Schule, auch in den Phasen des Distanzunterrichts: ein bis zwei Tage Präsenz pro Woche bei Abschlussklassen und so.
Ich bin dreimal geimpft. Ich hatte bisher kein Corona. Ich hatte bis kurz vor den Weihnachtsferien auch keinen anderen Infekt.
Wie kann das sein? An den Schutzmaßnahmen meines Dienstherren lag es auf jeden Fall nicht. Ein bisschen Larifari und fromme Lügen von sicheren Schulen. War wohl eher Glück und die eigene Masken-Disziplin von mir und meiner Familie.
Dafür habe ich in den zwei Jahren jede Menge Vertretungen weit über das normale Maß hinaus gemacht. Ich habe verzweifelt versucht, alle vom Ministerium geforderten Klassenarbeiten zu schreiben, während ich vor halb leeren Klassen stand. Kurz, die letzten drei Jahre haben sich wie sechs Jahre angefühlt.
In unserem Kollegium waren mindestens 80 Prozent der Kollegen erkrankt. Manche zwei bis dreimal. Viele waren auch länger weg oder anschließend noch für Monate nicht belastbar.
“Warum sollte man Motivation für einen Dienstherren aufbringen, der nicht bereit ist, auch nur das Geringste für seine Mitarbeiter zu tun?”
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass viele Kollegen sich durch Corona bleibend verändert haben. Das komplette Schulklima ist von einem Gefühl der Überlastung geprägt. Viele schleichen nur noch durch die Gänge wie Schatten und schleppen sich dann wieder heim.
Was habe ich aus Corona gelernt?
Unser Dienstherr ist nicht bereit, uns zu schützen. Alles was das Verwahrungssystem gefährdet oder Geld kostet, ist ausgeschlossen. Auch Menschenleben spielen in diesem Vorgehen keine Rolle. Wir wurden schamlos verarscht und belogen, um den politischen Willen durchzusetzen. Corona hat die Schwächen des Bildungswesens gnadenlos aufgedeckt – und den Charakter der KMK auch.
Für mich selbst bleibt ein Gefühl der Überlastung und der Verlust jeglicher Illusionen bezüglich meines Dienstherren. Vorher hab ich nie darüber nachgedacht. Seit Corona kann ich jedem sagen, wie lange ich noch bis zur Pensionierung brauche. Geliefert wie bestellt. Warum sollte man Motivation für einen Dienstherren aufbringen, der nicht bereit ist, auch nur das Geringste für seine Mitarbeiter zu tun? News4teachers
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