Montessori-Ausstattung in Kita und Schule: Was Sie bei der Einrichtung beachten sollten

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BERLIN. Ein Blick in Eltern-Blogs oder Lifestylemagazine könnte den Eindruck erwecken, Montessori-Materialien seien eine Modeerscheinung der 2000er Jahre. Dabei sind die von Maria Montessori begründete Pädagogik und ihre speziell auf die Bedürfnisse von Kindern entwickelten Lernmaterialien bereits über 100 Jahre alt. Nicht nur an Montessori-Einrichtungen kommt sie zum Einsatz. Auch Regelschulen und Kitas öffentlicher Träger setzen sie ein. Wie sich Räume für Kinder nach Montessori am besten gestalten lassen, haben wir Katrin Worrmann, Expertin für Montessori-Materialien beim Traditionsunternehmen Nienhuis, gefragt.   

Experimentieren und Lernen mit allen Sinnen: Sowohl abstrakte mathematische als auch sprachliche Regeln lassen sich mit altersgerechten Montessori-Materialien im wahrsten Sinne des Wortes begreiflich machen. Foto: Shutterstock

Agentur für Bildungsjournalismus: Die Ausstattung und Einrichtung von Räumen spielt in der Montessori-Pädagogik eine wichtige Rolle. Wieso?

Katrin Worrmann: In der Montessori-Pädagogik verstehen sich die Pädagog*innen als Teil eines größeren Rahmens, der „Vorbereiteten Umgebung“. Man könnte das auch als eine Art Lernarrangement bezeichnen, bei dem eine Lernlandschaft gestaltet wird, die Räume mit passenden, lernfördernden Materialien und Angeboten ausgestattet werden und die Pädagog*innen sich super vorbereiten. Dann kommen die Kinder und Jugendlichen dazu, reagieren auf die Angebote, bringen eigene Bedürfnisse und Ideen mit und werden durch den gestalteten Raum, die spezifischen ausgewählten Materialien und die Pädagog*innen auf ihren Lernwegen unterstützt.

Agentur für Bildungsjournalismus: Lernmaterialien und Möbel sind auf bestimmte Altersgruppen zugeschnitten, dabei sollen die Kinder aber möglichst selbständig auch in der Welt der Erwachsenen hantieren. Ist das kein Widerspruch?

Katrin Worrmann: Nein, es liegen nur einfach viele Jahre dazwischen, in denen sie älter werden und wachsen. Das Problem sind ja nicht die Kinder. Das Problem besteht darin, dass es überhaupt so ist, dass Kinder in einer „Welt der Erwachsenen“ leben müssen. Man hört eigentlich schon, wenn man es ausspricht, dass es nicht passen kann. Wir müssen eine Welt für Kinder und Erwachsene einrichten. In Kinderhaus und Schule finden die Kinder die Gelegenheit, sich auf Gegenwart und Zukunft vorzubereiten, sind viel in der Natur – und die gehört zum Glück niemandem, aber wenn, dann ihnen mehr – zu ihren Bedingungen. Gleichzeitig erlernen sie Zukunfts- und Kulturwissen. In dieser optimalen „Vorbereiteten Umgebung“ dürfen sie einfach sein, wie sie sind, die Umgebung kommt ihnen zur Abwechslung mal entgegen und nicht umgekehrt.

Agentur für Bildungsjournalismus: Während die Möbel recht schlicht und in der Regel aus naturbelassenem Holz gefertigt werden, findet man bei den Montessori-Materialien eine bunte Farbpalette. Welche Rolle spielt die Farbgebung?

Jetzt kostenloses Ticket erhalten und Nienhuis besuchen!

Die didacta ist Deutschlands größte öffentliche Bildungsmesse und findet in diesem Jahr in Stuttgart statt. Ob (angehende) Pädagog*innen, Schulleitungen und Einrichtungsträger oder Schüler*innen, Eltern und Großeltern: Wir heißen Sie herzlich an unserem Stand willkommen. Sie finden uns in Halle 7 Stand 7D81, direkt gehgenüber vom Bundesverband Montessori Deutschland.

Benötigen Sie noch eine Eintrittskarte? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an k.worrman@nienhuis.de, um ein kostenfreies Tagesticket zu erhalten (nur solange der Vorrat reicht.).

Wir freuen uns auf Sie! 

Katrin Worrmann: Die Möbel sind nur der Hintergrund für die Materialien, die – so wünschte es sich Maria Montessori – aus dem Regal geradezu rufen sollen. Sie sollen attraktiv sein und ästhetisch gestaltet, übrigens durchaus nicht immer bunt, sondern oft leuchtend monochrom. Bei vielen Materialien helfen die Farben dabei, abstrakte Themen zu veranschaulichen. Die farbigen Perlen helfen zum Beispiel dabei, die Multiplikationsreihen zu visualisieren. Orientierung schaffen auch die unterschiedlichen Farben für die Wortartensymbole. Das schwarze Dreieck steht zum Beispiel für das Nomen, das kleine blaue Dreieck für den Artikel. Die große runde rote Kugel stellt das Verb dar, die kleine orangefarbene das Adverb und so weiter.

Maria Montessori hat sich übrigens immer daran orientiert, was Kinder beim Entschlüsseln der Welt um sie herum unterstützt. Ein Material ist also nie ganz „fertig“, sondern wird von Kindern auf seine Nützlichkeit geprüft. Erst wenn Kinder mit einem Material offensichtlich erfolgreich in einer Auseinandersetzung mit ihrer Wirklichkeit gehen können, wenn sie sich mit Hilfe des Materials frei gewählt engagieren und ins konzentrierte Arbeiten kommen, sind Material- und Farbgebung zumindest vorerst abgeschlossen.

Agentur für Bildungsjournalismus: Wie sähe ein typischer Montessori-Raum aus?

Katrin Worrmann: Nehmen wir einmal einen Kinderhaus-Raum als Beispiel: Wir nennen die Kita übrigens „Kinderhaus“ nach dem ersten „Casa dei Bambini“, das 1907 in einem Vorort von Rom eröffnet wurde. Eine typische Kinderhaus-Einrichtung könnte man sich so vorstellen, dass einige der vielen, den Raum auch strukturierenden, Regale nur halbhoch sind, damit die Kinder sich nicht in einem Labyrinth befinden, sondern mit dem Kopf über die Regale im Rauminneren hinaus sehen können. Es gibt Arbeitstische, auch Gruppentische, Freiflächen für die, die auf Teppichen auf dem Boden arbeiten, oft einen großen, runden Teppich als Treffpunkt für einen Morgenkreis oder als Gruppenarbeitsfläche am Boden. In den Regalen stehen die vielen Materialien.

Spielerisch die Welt entdecken: Die Arbeit mit der großen Weltkarte gibt Kindern viel Platz zum eigenständigen Lernen. Foto: Nienhuis.

Ergänzen muss man in seiner Vorstellung dann noch Pflanzen, vielleicht ein Aquarium, hoffentlich eine Freifläche gleich außerhalb des Innenraumes, so dass im Freien gearbeitet werden kann. Man würde eine Staffelei erwarten, vielleicht einen Sand-Tisch oder Wasser-Experimentier-Tisch, Platz für physikalische Versuche und künstlerische Arbeit. Im Kinderhaus finden sich oft Tische im Raum, an denen die Kinder sich in Schüsseln ausgedehnt die Hände waschen oder auch Geschirr abwaschen können.
Leseecken, Funktionsecken fürs Schreiben und allgemein für Sprache, für Mathematik würde man ebenso erwarten wir Orte, an denen sie Platz haben für Aktivitäten rund um Lebensmittel und Essensvorbereitungen – wenn das nicht in einem angrenzenden Raum passiert.

Agentur für Bildungsjournalismus: Was muss ich für welche Altersgruppe bei der Einrichtung eines Raums beachten?

Katrin Worrmann: Ganz grundsätzlich richtet sich alles nach der Körpergröße und den körperlichen Gegebenheiten der Kinder, für die der Raum vorbereitet wird. Dann natürlich nach ihren Interessen und Möglichkeiten. Die Kinder spielen und arbeiten sowohl im Kinderhaus als auch in der Montessori-Grundschule in jahrgangsgemischten Gruppen, es muss also an viele verschiedene Kinder gedacht werden. Wenn Kinder im Rollstuhl oder mit anderen Hilfsmitteln in einer Lerngruppe sind, verändert das die Vorbereitete Umgebung ebenso, wie wenn Kinder Beeinträchtigungen beim Sehen oder Hören haben. Und so weiter.

Agentur für Bildungsjournalismus: Sollten Eltern das auch im Kinderzimmer so machen oder ist das unnötig?

Katrin Worrmann: Natürlich, das sollten sie. Darum heißt es ja Kinderzimmer, es muss zu ihren Kindern passen und mit ihnen mitwachsen. Die Montessori-Materialien müssen Eltern nicht anschaffen, das sind Materialien für die Hände vieler Kinder über viele Jahre. Meist ist so ein Material darauf spezialisiert, einen bestimmten Lernschritt deutlich zu machen und zu unterstützen, wenn der dann getan ist, würde das Material vielleicht im Kinderzimmer rumstehen, während in einer pädagogischen Einrichtung ja sofort wieder Kinder nachrücken, die es spannend finden. Es gibt ein paar Materialien, die auch zu Hause unterstützen können, aber das sind individuelle Entscheidungen, das kann man nicht verallgemeinern.

Agentur für Bildungsjournalismus: Was würden Sie Eltern raten, die sich für Montessori-Pädagogik interessieren?

Katrin Worrmann: Ich würde interessierten Eltern raten, sich ein wenig mit der Pädagogik vertraut zu machen. Infos für Familien gibt es zum Beispiel auf den Seiten des Bundesverbandes Montessori Deutschland. Dort und über die Seiten der Landesverbände lassen sich auch Adressen von Montessori–Kinderhäusern und -Schulen finden. Viele Einrichtungen bieten auch Workshops oder sogenannte Elternschulen im Vorfeld der Anmeldung an. Dort lernen die Väter und Mütter aus erster Hand mehr darüber, wie die Einrichtung die Pädagogik umsetzt und wie die Materialien die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen.

Agentur für Bildungsjournalismus: Was würden Sie Lehrkräften und Erzieher*innen raten, die mehr Montessori in ihren Klassen- oder Kinderhaus-Raum bringen wollen? Womit sollten sie anfangen?

Katrin Worrmann: „Mehr Montessori“ verstehe ich so, dass sie tatsächlich anfangen wollen, nach Montessori zu arbeiten, gern auch mit ihrer eigenen Handschrift. Dann würde ich ihnen entweder raten, mit der Ausbildung zu beginnen, die zum Montessori-Diplom führt, oder dazu, sich zwischenzeitlich von erfahrenen Kolleg*innen Rat zu holen, die das bereits getan haben und schon selbstbewusst, feinfühlig und mit Spaß nach den Ideen Maria Montessoris arbeiten.

Mit dem Montessori-Schachbrett können sich Grundschulkinder das Thema Multiplikation erarbeiten. Foto: Nienhuis.

Übrigens arbeiten viele staatliche Regelschulen bereits mit Ideen und Materialien der Montessori-Pädagogik. Unser „Goldenes Perlenmaterials“ zum Erlernen des Dezimalsystems ist weit verbreitet, einige Mathebücher beziehen sich auf unser Schachbrett der Multiplikation und Maria Montessoris Wortartensymbole werden für den Grammatikunterricht immer beliebter.

Agentur für Bildungsjournalismus: Was ist Ihr persönliches „Must-Have“ oder Lieblingseinrichtungsgegenstand á la Montessori?

Katrin Worrmann: Ich mag zum Beispiel den Bauernhof. Er ist im Kinderhaus zunächst ein Spielmaterial und Anlass für den mündlichen Spracherwerb. Später wird er zum lesematerial über kleine Leseaufträge allein oder in kleinen Gruppen. Zu Beginn der Grundschule wird er zum Grammatikmaterial, vor allem für die Wortarten. Für Tiere können sich die meisten Kinder begeistern, sie kommen darüber gut ins Spielen und Arbeiten. Indirekt ist er bereits eine kleine Vorbereitung auf die Jugendschule, die Schulfarm, die in immer mehr Montessori-Oberschulen nach der Grundschule auf die Kinder wartet. Auch die Kontinentenkiste, mit der sich Kinder in Kita und Grundschule eigenständig ein Basisverständnis für Geographie erschließen können oder die neuen Materialien fürs Englischlernen gehören zu meinen Favoriten.

Unsere Englisch-Kommoden zum Beispiel, unterstützen die Kinder in der Freiarbeit und leiten sie darin an, unter Zuhilfenahme von Montessori-Materialien, digitalen Medien und teilweise in Zusammenarbeit mit anderen Kindern in die englische Sprache einzutauchen.

Auch Sprachen lassen sich mit Montessori-Materialien erlernen. Neu bei Nienhuis sind die Englischkommoden mit verschiedenen herausnehmbaren Schubladen. Foto: Nienhuis.

Agentur für Bildungsjournalismus: Wo kann man Materialien und Möbel selbst einmal in die Hand nehmen und ausprobieren?

Katrin Worrmann: Da müsste man entweder zu einem unserer Stände kommen bei Messen wie der didacta oder bei den „Nienhuis-Tagen“, zu denen wir jedes Jahr im Berliner Raum einladen; oder man besucht die Ausbildungsinstitute, die mit allen Materialien ausgestattet sind. Naheliegender ist es jedoch, bei einem Montessori-Kinderhaus oder einer Montessori-Grundschule auf den nächsten Tag der offenen Tür zu warten. Im Zweifelsfall schreiben Sie mir und fragen nach. Wenn ich kann, gebe ich gern Tipps. Das Interview führte Sonja Mankowsky, Agentur für Bildungsjournalismus.

Materiallisten und Tipps zur Einrichtung des Klassenzimmers und zur Vorbereiteten Umgebung finden Sie auch auf der Website von Nienhuis.

Nienhuis Montessori
Katrin Worrmann. Foto: privat

Katrin Worrmann ist seit über zehn Jahren für Vertrieb und Beratung bei Nienhuis zuständig. Das Unternehmen wurde 1929 von Albert Nienhuis, einem niederländischen Zimmermann gegründet, der in enger Zusammenarbeit mit Maria Montessori Lernmittel herstellte, die ihrer pädagogischen Vision entsprachen.

Nienhuis Montessori ist heute weltweit führender Anbieter von Montessori-Materialien und vereint Handwerkskunst mit technischer Finesse. Die daraus entstehenden Produkte ermöglichen es Kindern auch im 21. Jahrhundert so gut wie zu Albert Nienhuis‘ Zeiten, ihre Welt eigenständig zu erkunden. Nienhuis nutzt nur beste Materialien, verarbeitet sie mit Sorgfalt, Hingabe, dem Blick fürs Detail – und einer tiefen Verbundenheit mit der Pädagogik Maria Montessoris. Seit Jahrzehnten bereits ist Nienhuis Montessori offiziell von der Association Montessori Internationale anerkannt.

Weitere Informationen über Nienhuis Montessori finden Sie hier: https://www.nienhuis.com/de/de/

Dies ist eine Pressemitteilung von Nienhuis Montessori.

 

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Carsten60
1 Jahr zuvor

Von der angeblich alternativlosen Digitalisierung (die StäWiKo empfahl sie ab der Kita) ist gar nicht die Rede. Könnte es sein, dass die in Kita und Grundschule entbehrlich ist zugunsten der Dinge, die man „in die Hand“ nehmen kann? Das könnte ja auch Ressourcen sparen. Und selber basteln kann eigentlich nie schaden, solange man sich nicht in die Finger schneidet.