POTSDAM. Angesichts des Lehrkräftemangels will Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) mit neuen Maßnahmen den Unterricht in den Schulen sichern. Eigentlich würden im kommenden Schuljahr rund 1800 neue Lehrkräfte gebraucht, sagte Ernst am Mittwoch. Doch weil so viele ausgebildete Pädagogen nicht zu finden sind, sollen die vorhandenen möglichst weniger in Teilzeit unterrichten. Besonders umstritten dürfte allerdings eine andere Maßnahme sein.
Für das laufende Schuljahr war die unbefristete Neueinstellung von gut 1300 Lehrern notwendig, im kommenden Schuljahr sind es auch wegen knapp 6000 Schülern aus der Ukraine noch 500 mehr. «Da bundesweit Lehrermangel herrscht, werden diese nicht einfach auf dem Arbeitsmarkt zu finden sein», sagte die Ministerin. Schon für dieses Jahr konnte der Bedarf nur mit 30 Prozent Seiteneinsteigern gedeckt werden.
Die Ministerin will daher mit den Lehrergewerkschaften auch darüber verhandeln, mit welchen Anreizen Lehrkräfte motiviert werden können, später in den Ruhestand zu gehen oder langfristige Arbeitszeitkonten anzulegen. Derzeit gehen nach Angaben des Ministeriums 70 Prozent der Lehrkräfte bereits mit 63 Jahren in Pension. Auch die Teilzeitarbeit, die in Brandenburg von 27 Prozent der Lehrkräfte genutzt wird, soll möglichst reduziert werden. Eine generelle Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung soll es aber nicht geben – ebenso wenig wie eine generelle Erhöhung der Klassenfrequenzen.
«Es ist nicht die Rückkehr zu tageweisem Online-Unterricht geplant» – Hybridunterricht aber schon
Stattdessen sollen ältere Schüler sich mehr Unterrichtsinhalte selbstständig erarbeiten oder im Hybrid-Unterricht lernen. Dies solle aber nur für einzelne Stunden gelten, betonte die Ministerin. «Es ist nicht die Rückkehr zu tageweisem Online-Unterricht geplant», stellte sie klar. In der Zeit der Corona-Pandemie habe sich aber gezeigt, dass sich ältere Schüler bestimmte Inhalte gut selbstständig aneignen könnten.
Das Ministerium will außerdem die bestehenden Rahmenbedingungen für Unterricht und Klassengrößen so weit ausreizen, dass 200 Stellen nicht mit Lehrkräften, sondern mit Assistenzen für Verwaltungsarbeiten oder mit Schulsozialarbeitern besetzt werden. Lehrkräfte sollen gezielt nur für den Unterricht eingesetzt und von anderen Aufgaben entlastet werden. Allerdings werden an diesen Schulen dann auch die Klassen etwas mehr Schüler haben.
Umstritten ist vor allem folgender Plan: Seiteneinsteiger mit einem Bachelorabschluss in nur einem Fach sollen als «Bildungsamtfrau /-mann» verbeamtet werden können. Dazu laufe bereits das parlamentarische Verfahren zur Umsetzung, hieß es. Der Deutsche Philologenverband und die Hochschulrektorenkonferenz hatten gegen diese Absenkung der Standards protestiert (News4teachers berichtete). Sie forderten die KMK auf, die von ihr selbst festgelegten Mindestanforderungen nicht aufzugeben und keine Entwertung des Masterabschlusses und des Zweifächerstudiums für das schulische Lehramt zuzulassen. Bislang vergeblich. News4teachers / mit Material der dpa
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Hürden gesenkt: Bundesland will Seiteneinsteiger schon mit Bachelor-Abschluss verbeamten