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Feller nennt als Ursache für die Abi-Panne: „IT-System nicht optimal dimensioniert“ – Server zu klein

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DÜSSELDORF. Die Ursache der Technikpanne beim Herunterladen der Abitur-Klausuren in Nordrhein-Westfalen war nach Darstellung von Schulministerin Dorothee Feller (CDU) eine «nicht optimale Dimensionierung» des Systems des IT-Dienstleisters. Die Schuld dafür, die Schulen stundenlang nicht informiert zu haben, schob sie auf ihre Pressestelle – die habe die Medien telefonisch auf dem Laufenden halten sollen, das aber versäumt. Eine Wiederholung der Situation schloss Feller aus: «Wir haben jetzt einen Plan C und D», sagte sie.

Überladen! (Symbolbild) Illustration: Shutterstock

Bei einem Update des Download-Servers des Dienstleisters im Mai 2022 seien Einstellungen vorgenommen worden, so Feller, die dazu geführt hätten, dass das System eine hohe Anzahl gleichzeitiger Zugriffe beim Zentralabitur nicht mehr habe bewältigen können, sagte Feller am Freitag in einer Sondersitzung des Schulausschusses des Düsseldorfer Landtags. «Ein solcher Vorgang darf sich in Zukunft nicht noch einmal wiederholen.» Die Panne werde noch vollständig aufgeklärt. Feller entschuldigte sich erneut bei allen Betroffenen für den damit verbundenen Ärger, die Enttäuschung und Aufregung.

«Das war für uns alle ein bitterer Moment und eine herbe Enttäuschung»

Auch ein «Plan B», die Klausur-Aufgaben vom Server des Schulministeriums herunterladen zu lassen, sei am Dienstagabend gescheitert, erklärte Feller. Während des Hochladens der Aufgaben sei bereits eine Mail mit dem Zugangscode an die Schulen gegangen. So hätten dann gleichzeitig zahlreiche Schulen mit dem Herunterladen begonnen, während die Klausuraufgaben noch auf den Server hochgeladen worden seien. Das habe der Server des Ministeriums nicht verkraftet. Die Klausuren hätten verschoben werden müssen. «Das war für uns alle ein bitterer Moment und eine herbe Enttäuschung», sagte Feller.

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Das Schulministerium hat nach Fellers Darstellung nun aber Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um eine Abitur-Panne wie in dieser Woche künftig auszuschließen. Es gebe nun zwei einsatzbereite Auffanglösungen zur Verteilung der Prüfungsaufgaben, berichtete Feller. Beide Lösungen seien technisch sowohl unabhängig voneinander als auch unabhängig vom IT-Dienstleister in Arnsberg, der seit 2018 jährlich 52 Downloads für das Land bewerkstelligt habe – und das bis zum vergangenen Dienstag bei hohen Sicherheitsstandards ohne ein einziges gravierendes Problem. Die Behauptung, der Dienstleister sei kurz vor dem Abitur 2023 gewechselt worden, sei falsch, betonte Feller.

Ziel sei es nun, alle Abiturprüfungen bis zum 22. Mai störungsfrei und sicher durchzuführen, sagte Feller. Nach Informationen des Schulministeriums seien die von Mittwoch auf diesen Freitag verschobenen Abiturklausuren in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik gut gestartet.

Die Schulministerin räumte Kommunikationsfehler während der schweren technischen Panne beim Abitur-Start ein. Vorwürfe, sie sei am vergangenen Dienstag «abgetaucht» wies Feller aber zurück. Ihre Pressestelle hätte auf telefonischem Wege die Medien informieren und auf dem Laufenden halten sollen, sagte Feller. Dass das nicht geschehen sei, tue ihr leid.

«Es hat sich noch am Abend eine greifbare Lösung abgezeichnet, die uns kurzfristig in den Händen zerronnen ist»

«Wir waren nicht abgetaucht», betonte Feller. Sie sei am Dienstag gegen 14.00 Uhr informiert worden, habe alle Termine abgesagt, und es seien mehrere Mails an die Schulen geschrieben worden. Da an Alternativlösungen gearbeitet worden sei, «konnten wir nichts anderes tun, als immer zu vertrösten», sagte Feller. Im Laufe des Nachmittags sei das Problem aber «immer größer geworden und gewachsen». Ab etwa 17.30 Uhr sei ihr Zimmer durchgehend das «Kommunikationszentrum» gewesen. «Wir haben uns den Abwägungsprozess nicht einfach gemacht», sagte Feller mit Blick auf die Entscheidung, die Klausuren zu verschieben. Es habe sich noch am Abend eine «greifbare Lösung» abgezeichnet, «die uns kurzfristig in den Händen zerronnen ist».

Die SPD-Opposition warf Feller vor, bei der Bewältigung der Panne ihrem hohen Amt nicht gerecht zu werden. Sie habe während der stundenlangen Technikpanne weder die Schulen, die Öffentlichkeit noch die Parlamentarier mitgenommen. «Sie sind nicht mehr Regierungspräsidentin», kritisierte der Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Jochen Ott, mit Blick auf das frühere Amt der Juristin (in Münster). «Sie argumentieren aus der Binnenlogik einer Verwaltungschefin», hielt er der Schulministerin vor.

Für Empörung bei der Opposition sorgte eine Äußerung von Schulstaatssekretär Urban Mauer, der im Ausschuss unterstrich: «Wir sind nicht gekommen, um uns zu rechtfertigen.» Das Schulministerium wolle seine Motive erklären, «warum wir im Verwaltungshandeln so gehandelt haben wie wir es gemacht haben».

Ott hielt dem Regierungsbeamten vor: «Sie haben sich zu rechtfertigen vor dem Volk.» Deswegen sei der Staatssekretär im Schulausschuss des Landtags. «Das zeigt, dass Sie Ihre Rolle nicht verstanden haben.» Der aus Sicht der SPD emotionslose Umgang mit dem Abitur-Chaos sei «ein Problem, weil die Leute das Gefühl haben, dass Sie nicht wahrnehmen, was sich abgespielt hat.»

Am Dienstag hatte das Herunterladen der ursprünglich für den Folgetag vorgesehenen Aufgaben nach Angaben des Ministeriums nur bei etwa jeder dritten von 900 Schulen geklappt. Rund 30.000 Abiturientinnen und Abiturienten, die ihre Klausuren in sechs vorwiegend naturwissenschaftlichen und technischen Prüfungsfächern schreiben sollten – darunter Informatik -, waren betroffen.  Wegen der Panne hatte das Schulministerium die Klausuren in  von Mittwoch auf Freitag verlegen müssen. News4teachers / mit Material der dpa

Steckt hinter der Abi-Panne ein grundsätzliches Problem – nämlich die Unfähigkeit der Kultusministerien, die Digitalisierung zu managen?

 

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