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Kita-Reform in Zeiten des Fachkräftemangels: Mehr Verlässlichkeit – weniger Qualität?

KIEL. Mit der in Schleswig-Holstein anstehenden Kita-Reform will Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) die Verlässlichkeit der Betreuung verbessern – anscheinend auch auf Kosten der Qualität. „Es geht um die Frage: Welche Regeln haben wir uns selbst auferlegt, die teilweise die Verlässlichkeit der Betreuung schwieriger machen?“, so Touré. „Wenn wir theoretische Qualitätsstandards haben, die aber in der Realität zu Schließungen oder einem eingeschränkten Kita-Betrieb führen, ist niemandem geholfen.“

Mehr Flexibilität im Bereich der Kitastandards soll in Schleswig-Holstein die Verlässlichkeit der Betreuung stärken. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Sozialministerin Aminata Touré will mit der anstehenden Kita-Reform für mehr Verlässlichkeit für Eltern in Schleswig-Holstein sorgen. „Wir haben den Elternbeitragsdeckel eingeführt, was zu einer hohen Entlastung geführt hat. Mein oberstes Ziel ist, dass Eltern sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder gut und in vollem Umfang betreut werden, und nicht weitere Beitragssenkungen in Zeiten knapper Kassen“, so die Grünen-Politikerin. „Die Betreuungsquote ist zwar besser geworden, aber wir sind noch lange nicht an dem Punkt einer hundertprozentigen Verlässlichkeit.“ Dies sei für Eltern derzeit das Hauptthema.

Zwar gebe es Kommunen, die Eltern bei Ausfall der Kinderbetreuung automatisch einen Teil des Geldes zurückerstatten wie beispielsweise Flensburg, „aber mein Kind ist ja trotzdem zu Hause“, sagt Touré. Am Ende sei Eltern damit nicht geholfen, weil sie im Falle eines Kita-Ausfalls trotzdem nicht arbeiten gehen könnten. Touré will das System überarbeiten. „Es geht um die Frage: Welche Regeln haben wir uns selbst auferlegt, die teilweise die Verlässlichkeit der Betreuung schwieriger machen?“

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Auch Änderungen am Finanzierungssystem geplant

Erste Details ihrer Pläne will Touré Mitte Februar vorstellen. Dann soll auch der Abschlussbericht zur Evaluation des bestehenden Kita-Regelwerks vorliegen. „Wir haben gesetzlich festgehalten, dass die Kitamittel bis Ende 2025 dynamisch anwachsen von aktuell knapp 700 auf etwa 731 Millionen Euro im kommenden Jahr“, sagt Touré. „Zum Vergleich: 2011 waren wir bei 70 Millionen Euro.“ Neben der Verlässlichkeit sei zweitens ein transparentes sowie für Kommunen, Land und Eltern verlässliches Finanzierungssystem notwendig. „Damit werden bestimmt nicht alle Seiten zu 100 Prozent zufrieden sein.“

Touré will zudem die Kitastandards anpassen. „Wenn wir theoretische Qualitätsstandards haben, die aber in der Realität zu Schließungen oder einem eingeschränkten Kita-Betrieb führen, ist niemandem geholfen“, so die Ministerin. Sie wolle Vorgaben nicht streichen, sondern mehr Flexibilität ermöglichen und Bürokratie abbauen. „Wenn Fachkräfte mehr mit Bürokratie als mit ihrer eigentlichen Aufgabe beschäftigt sind, ist das in Zeiten des Fachkräftemangels ein Problem.“

Im Koalitionsvertrag hatte sich Schwarz-Grün 2022 auf eine weitere Senkung der Elternbeiträge verständigt. „Dabei wollen wir insbesondere weitere Verbesserungen für Familien mit geringen Einkommen und für Familien mit mehreren Kindern vorantreiben“, heißt es darin. „Wir wollen darauf hinwirken, dass die Sozialstaffeln dem überall entsprechen.“

Kita-Reform soll bis Herbst stehen

Touré betont: „Ich teile das politische Ziel der Beitragsfreiheit grundsätzlich.“ Von den 16 Milliarden Euro des Landeshaushalts fielen aber nur 2,3 Millionen Euro in ihren Bereich. „Aber jetzt geht es darum, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ein vernünftiges System zu entwickeln.“ Im Herbst soll die Reform stehen, bis Ende des Jahres dann vom Parlament verabschiedet werden.

Der Bedarf an Kitaplätzen in Schleswig-Holstein kann nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung von Ende November voraussichtlich erst im Jahr 2030 gedeckt werden. Im Ergebnis fehlten dem Bundesland 15.600 Kita-Plätze, um die Bedarfe der Eltern zu decken. Das zeigten die Berechnungen der Bertelsmann Stiftung für das aktuelle „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“. News4teachers / mit Material der dpa

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