Rund 30 Prozent aller Lehrkräfte sollen an psychischen Problemen leiden und einige davon im Laufe ihrer Karriere sogar an einem Burnout erkranken. So weit muss es aber nicht kommen, denn mit den richtigen Präventivmaßnahmen in Form von Übungen zur Stressbewältigung, dem Aufbau einer guten Work-Life-Balance und einer insgesamt gesunden Lebensweise können ernstere Probleme in vielen Fällen abgewehrt werden.
Strategien zur Stressbewältigung
Lehrer sind tagtäglich starken Stressfaktoren ausgesetzt, die mitverantwortlich für die Entstehung eines Burnout-Syndroms und somit auch eine Ursache für einen längeren Ausfall auf der Arbeit sein können. Berufliche Überlastung, fehlende Wertschätzung durch Schüler und deren Eltern oder sogar Beleidigungen können die Psyche strapazieren und einen dauerhaften Stresszustand auslösen, der die Leistungsfähigkeit einschränkt, Schlafprobleme verursacht und sogar zu körperlichen Symptomen wie Magen-Darm-Beschwerden oder Bluthochdruck führen kann.
Bluthochdruck als Folge von Stress in der Schule
Durch eine andauernde innere Anspannung kann der Blutdruck deutlich über den Normalwert steigen, was wiederum die Gefäße stark belastet und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Gefäßverkalkung ansteigen lässt. Ein zu hoher Blutdruck liegt immer dann vor, wenn der systolische Wert während des Pumpens des Herzens über 139 und der diastolische Wert während der folgenden Entspannungsphase über 89 liegt. Optimalerweise sollten die Werte sogar unter 130/85 mmHg sein, denn alles, was sich darüber befindet, gilt bereits als hochnormal und sollte durch eine entsprechende Lebensstiländerung und eine Ernährungsumstellung bekämpft werden.
Symptome wie Magendarm-Beschwerden oder Bluthochdruck können auf einen Burnout hindeuten, sind aber auf jeden Fall erste Warnsignale, die von den Betroffenen unbedingt ernst genommen werden sollten. Es ist also besonders wichtig, dass Lehrkräfte ihre Resilienz stärken und sich verschiedene Stressbewältigungsstrategien aneignen, um den Blutdruck zu senken, dem Alltag besser gewachsen zu sein, und die Freude am Lehrerberuf wiederzufinden.
Tipp 1: Sich über die Sinnhaftigkeit des eigenen Berufs bewusst werden
Burnouts entstehen nicht nur durch Überforderung, sondern auch dadurch, dass die Menschen keinen Sinn mehr in ihrem Tun sehen und das Gefühl haben, dass ihre Arbeit ohnehin nichts verändert. Dabei ist der Lehrerberuf unheimlich sinnstiftend, denn er macht es möglich, die Zukunft aktiv mitzugestalten und das Leben so vieler junger Menschen sowie die gesamte Gesellschaft positiv zu beeinflussen. Um resilienter zu werden und besser gegen Stress gewappnet zu sein, kann es helfen, sich darüber bewusst zu werden, warum man ursprünglich den Lehrerberuf angestrebt hat und welche gesellschaftlichen, sozialen und pädagogischen Ziele damit erreicht werden können.
Tipp 2: Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem ziehen
Da Lehrer einen Teil ihrer Arbeit zu Hause durchführen und dort den Unterricht vorbereiten, Klassenarbeiten korrigieren oder Aufsätze lesen, verschwimmt die Grenze zwischen Privatleben und Beruf rasch. Aus diesem Grund sollten klare Regeln aufgestellt werden und auch zu Hause feste Arbeitszeiten gelten, damit abends nach einer bestimmten Uhrzeit die Arbeit in den Hintergrund rückt. Stattdessen wird dann Zeit mit der Familie, mit Freunden oder auch alleine verbracht. Außerdem kann es helfen, ein eigenes Arbeitszimmer einzurichten und auch nur dort Dinge zu erledigen, die in Verbindung mit der Schule stehen, sodass anschließend einfach die Tür geschlossen und der berufliche Stress darin zurückgelassen werden kann.
Tipp 3: Realistische Ziele setzen
Viele Lehrer engagieren sich sehr für ihre Schüler und möchten ihnen bei zahlreichen Problemen helfen, vergessen dabei aber ihr eigenes Wohlbefinden und füllen ihren Terminkalender mit so viel Arbeit, dass sie schnell die Kraft verlieren. Auch wenn manche Projekte sehr erfüllend sein und viel Spaß machen können, sollten Lehrer darauf achten, dass sie nicht auf zu vielen Hochzeiten tanzen und nicht immer zu allem „ja“ sagen. Stattdessen sollten sich Lehrkräfte genau überlegen, wo sie sich engagieren und so ihre Energie gezielt für ausgewählte Aktionen einsetzen, anstatt sich in alle möglichen Aufgaben zu stürzen.
Tipp 4: Sport treiben und gesund ernähren
Um möglichst stressresistent zu sein, sollten Lehrkräfte nicht nur ihre mentale, sondern auch die körperliche Gesundheit durch eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung fördern. Regelmäßiger Sport ist nicht nur gut für den Blutdruck und das Herzkreislauf-System, er fördert auch die schlanke Linie, baut Stress ab und hilft vielen Menschen sogar dabei, abends besser einzuschlafen. Um einen positiven Effekt zu verspüren, genügt es meist schon, moderates Ausdauertraining in den Alltag einzubauen und zum Beispiel mehr zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.
Tipp 5: Pausen wahrnehmen und bewusst entspannen
Anstatt in den Pausen zwischen den Unterrichtsstunden noch schnell etwas vorzubereiten, sollten sich Lehrer diese paar Minuten für sich nehmen und versuchen, den Kopf freizubekommen. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft, eine Atemübung am eigenen Platz im Lehrerzimmer oder eine kurze Meditation reichen oft schon aus, damit Körper und Geist entspannen und neue Energie getankt werden kann.
Tipp 6: Den Stress einfach niederschreiben
Wer abends nach einem langen Tag in der Schule nach Hause kommt und den Kopf noch voller Gedanken hat, sollte diese einfach in einem Tagebuch niederschreiben, sodass er sie besser verarbeiten und sich leichter davon trennen kann. Gleichzeitig dürfen natürlich auch positive Erlebnisse festgehalten werden, sodass sich Lehrer am Ende des Tages noch einmal darüber bewusst werden können, was an ihrem Beruf so toll ist und warum sie ihn gerne ausführen. Das gibt im besten Fall einen echten Motivationsschub für den nächsten Tag und sorgt außerdem für mehr Klarheit im Kopf sowie für ein besseres Verständnis für die eigene Situation.
Eine Meldung von Ulrika König.
