MÜNCHEN. „Das haben wir schon immer so gemacht“ – dieser Satz prägt viele Schulen. Doch genau diese Haltung sei Teil des Problems, sagt der Psychologe und ehemalige Lehrer Dr. Benedikt Wisniewski. In seinem Buch „Weniger macht Schule“, in dem er sich mit dem Thema De-Implementierung beschäftigt, zeigt er auf, wie durch das bewusste Streichen unwirksamer Praktiken mehr Raum für das wirklich Wichtige entsteht. Ein Interview über den Mut, weniger zu machen.
News4teachers: Sie haben ein Buch mit dem Titel „Weniger macht Schule“ veröffentlicht. Was steckt hinter diesem Titel?
Benedikt Wisniewski: Der Titel spielt auf ein „Weniger“ im Sinne von De-Implementierung an. Das ist erstmal ein sperriges Wort, ich weiß. Aber im Kern bedeutet De-Implementierung: bewusst Dinge wegzulassen oder zu reduzieren – und zwar solche Praktiken, die sich als ineffektiv oder sogar schädlich erwiesen haben. Es ist also ein Gegenentwurf zu der weit verbreiteten „Mehr-ist-besser“-Logik, die unser Schulsystem schon seit Jahrzehnten prägt. Die Grundidee ist: Schule wird nicht automatisch besser, wenn man immer noch mehr Maßnahmen, Konzepte oder Vorgaben hinzufügt. Stattdessen plädieren meine Co-Autorin Barbara Gottschling und ich in unserem Buch dafür, durch Reduktion wieder Freiräume für wirklich wirksame, wichtige pädagogische Arbeit zu schaffen. Etwas, was nicht zuletzt auch der Gesundheit der Lehrkräfte zugute käme. Ein zentraler Punkt, gerade in Zeiten des Lehrermangels.
News4teachers: Sie sagen also, wer Schule verbessern will, muss den Mut haben, loszulassen?
Wisniewski: Ja. Wir plädieren bewusst für ein Umdenken. Man könnte dieses Denken in einem kurzen Satz zusammenfassen: Besser weniger – aber weniger besser.
News4teachers: Der Begriff der De-Implementierung war für mich neu. Es ist kein Schlagwort, das die bildungspolitischen Debatten derzeit bestimmt. Ist es ein Begriff, den Sie entwickelt haben?
Wisniewski: In der Medizin gibt es den Begriff schon seit über zehn Jahren, aber im Bildungsbereich ist er tatsächlich recht neu. Eingeführt wurde er dort vor ein paar Jahren von Peter DeWitt und John Hattie. Noch ist er aber an manchen Stellen unbekannt, auch wenn das Thema gerade ziemlich an Fahrt aufnimmt.
News4teachers: Wie erkennt man denn, was man de-implementieren, also weglassen kann? Gibt es Beispiele oder Schritte, an denen sich Schulen orientieren können?
Wisniewski: Es gibt eine Ressource im Bildungsbereich, die eigentlich unerschöpflich ist und ständig wächst – im Gegensatz zur Ressourcenknappheit in allen anderen Bereichen: Und zwar das Wissen darüber, wie und warum bestimmte Praktiken wirken. Wir haben heute, im Jahr 2025, eine enorme Menge an wissenschaftlicher Evidenz zur Wirksamkeit verschiedenster Praktiken. Trotzdem wird im System Schule vieles gemacht, weil man es „immer schon so gemacht hat“ – nicht, weil es gute Gründe dafür gibt. Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele, auch aus unserem Buch: Sprachenlehrkräfte korrigieren jedes Jahr mit einem Auwand von vielen Millionen Arbeitsstunden Übungsaufsätze, obwohl die Forschung zeigt, dass Schülerinnen und Schüler diese Korrekturen nicht als lernwirksames Feedback nutzen. Im Gegenteil: Korrekturen verhindern sogar Lernerfolge eher als sie zu befördern. Oder ein zweites Beispiel: Die Vorbereitung des Unterrichts. Jede Unterrichtsstunde wird nach wie vor durch jede Lehrkraft einzeln und neu vorbereitet – obwohl sich empirisch keinerlei Vorteile dieses Vorgehens zeigen lassen. Und so weiter und so weiter. Es gibt unzählige Beispiele.
News4teachers: „Das haben wir schon immer so gemacht“ ist also ein Argument, das gerne genutzt wird. Gleichzeitig sehen sich Schulen ja mit immer neuen Aufgaben und Veränderungen konfrontiert.
Wisniewski: Ja, es gibt diese zwei Gegenpole: Auf der einen Seite „Das war schon immer so“ und auf der anderen Seite diese unsägliche „Schule neu denken“-Rhetorik. Beide Positionen bringen uns nicht weiter. Die eine beruft sich auf Tradition, die andere auf vermeintlich visionäre Schlagworte. Aber beide verhindern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage: Was ist wirklich sinnvoll? Wofür gibt es gute Evidenz
News4teachers: Welchen Rat geben Sie also Schulen?
Wisniewski: Es gibt wie gesagt diesen riesigen Schatz an Forschung, auf den Schulpraktiker zurückgreifen können und der auch immer zugänglicher wird. Das ist die eine Möglichkeit. Gleichzeitig kann auch jede Schule selbst systematisch eigene Maßnahmen evaluieren. Das gibt es leider noch viel zu selten, aber es findet durchaus statt. Ich bin gerade mit einem Schulleiter im Gespräch, der systematisch evaluiert, ob sich der Tag der offenen Tür an seiner Schule wirklich lohnt. Er erhebt Daten: Wie viele Besucher melden ihre Kinder auf Grund der Veranstaltung später tatsächlich an? Wie empfinden die Gäste die Veranstaltung? Und was sagt das Kollegium zum Aufwand-Nutzen-Verhältnis? Auf dieser Basis kann er dann eine fundierte Entscheidung treffen – jenseits vom eigenen Bauchgefühl.
“Diese tief verwurzelten Vorstellungen und Strukturen geben natürlich Stabilität, aber sie führen gleichzeitig zu einer Reformträgheit.”
News4teachers: Sie würden also sagen, es ist sinnvoll, dass jede Schule ihren eigenen „Ballast“ identifiziert und nicht nur darauf schaut, welche Themen insgesamt für überflüssige Mehrarbeit im Schulsystem sorgen?
Wisniewski: Ich denke, beides ist wichtig. Es gibt natürlich Themen wie die Korrekturpraxis, die überall relevant sind und worüber jede Schule sich Gedanken machen kann. Aber daneben gibt es auch sehr spezifische Routinen, die nur in bestimmten Schulen oder Schulformen vorkommen. Ich denke, es lohnt sich, beides im Blick zu haben.
News4teachers: Wie viel Spielraum haben Schulen eigentlich dabei? Können sie einfach Dinge weglassen – oder sind ihnen da nicht schnell die Hände gebunden?
Wisniewski: Es gibt viele Dinge, die formal vorgeschrieben oder auch institutionell verankert sind. Aber wir zeigen in unserem Buch, dass auf der Mikro- und Meso-Ebene, also bei einzelnen Lehrkräften und auf der Ebene der Schulleitung, schon erhebliche Gestaltungsspielräume bestehen. Ich habe darüber in meinem Podcast auch mal mit John Hattie gesprochen. Er meinte, dass 90 Prozent der Tätigkeiten von Schulleiterinnen und Schulleitern sowie von Lehrkräften selbst auferlegt sind. Der Wert erscheint mir zwar sehr hoch, aber es stimmt definitiv, dass man sehr viel selbst in der Hand hat und auch verändern könnte. Unser Schulsystem ist ein System, das der einzelnen Lehrkraft ein hohes Maß an Autonomie zugesteht. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sich die meisten Beschränkungen von Freiräumen in Bezug auf De-Implementierung nicht durch äußere Vorgaben und Vorschriften, sondern vielmehr aus inneren Widerständen und eingefahrenen Denkmustern ergeben.
News4teachers: Das müssen Sie erklären. Woran liegt es also, dass trotz vorhandener Freiräume das Weglassen und Verändern so schwierig ist?
Wisniewski: Diese Frage erfordert eine sehr komplexe Antwort. Ein hilfreiches Konzept zur Erklärung ist das der „Grammar of Schooling“ von Tyack und Tobin. Die „Grammar of Schooling“ beschreibt fest etablierte Routinen und Denkweisen, die im Prinzip wie eine Grammatik funktionieren und selten hinterfragt werden. Es sind einfach Regeln, an die man sich hält und Vorstellungen davon, wie Schule zu sein hat. Diese tief verwurzelten Vorstellungen und Strukturen geben natürlich Stabilität, aber sie führen gleichzeitig zu einer Reformträgheit.
Darüber hinaus gibt es aus psychologischer Sicht ganz verschiedene Mechanismen, die gerade Veränderungen etablierter Tätigkeiten sehr, sehr schwer machen. Ich gebe Ihnen zwei Beispiele: Es gibt die „Sunk-Cost-Fallacy“. Das ist eine Tendenz, an offensichtlich nicht zielführenden Praktiken festzuhalten, einfach nur deswegen, weil bereits viel Zeit, Energie oder Ressourcen investiert wurden. Ein anderes Beispiel ist der „Status-quo-Bias“, also die Neigung, den bestehenden Zustand gegenüber möglichen Veränderungen immer zu bevorzugen, weil er vertraut ist. Wer etwas abschafft, verlässt immer bekannte Pfade und das Verlassen bekannter Pfade geht mit Unsicherheiten und Angst einher. Es kann außerdem negative Emotionen auslösen, etwa Scham oder Schuldgefühle. Man fragt sich: Was denken die Kollegen?
News4teachers: Haben Sie ein Beispiel dafür?
Wisniewski: Wenn ich mich beispielsweise dazu entscheide, meine Korrekturen zu reduzieren, hätten die meisten wahrscheinlich Angst vor negativen Kommentaren von Kolleginnen und Kollegen. Es entsteht die Sorge, dass man selbst weniger engagiert wirkt. Solche emotionalen Prozesse lassen sich kaum abstellen. Außerdem kommt noch etwas sehr schulspezifisches hinzu, das wiederum Veränderungen verhindert: die Verantwortungsdiffusion. Das heißt, dass im Schulsystem oft gar nicht klar ist, wer die Verantwortung trägt. Lehrkräfte wissen schlicht nicht, ob sie überhaupt die Befugnis haben, einfach etwas wegzulassen. Gleichzeitig erlegen sie sich selbst Zwänge auf, die formal gar nicht existieren. In der Summe bedeutet das: De-Implementierung kann schnell scheitern. Nicht unbedingt, weil der Wille fehlt, sondern weil die Hürden so vielfältig sind. Und über allem schwebt diese tief verankerte Vorstellung: Mehr ist besser.
News4teachers: Vieles davon ist aber doch nicht nur ein Problem von Lehrkräften. Wenn ich darüber nachdenke, gibt es das in meinem Beruf auch die Angst, etwas wegzulassen und im Zweifel dadurch weniger engagiert zu wirken.
Wisniewski: Ja, aber der Lehrerberuf ist in dieser Hinsicht trotzdem speziell. Einfach aus dem Grund, dass es im Lehrerinnen- und Lehrerberuf keine objektiv feststellbaren Qualitätsmerkmale der Arbeit gibt. Wenn ich das mit der Arbeit eines Chirurgen vergleiche, der weiß, wie viele seiner Operationen geglückt sind. Eine Rechtsanwältin weiß, wie viele Prozesse sie gewonnen oder verloren hat. Bei Lehrkräften ist so etwas wie Arbeitsleistung oder Arbeitserfolg sehr schwer festzustellen. Eigentlich fast unmöglich. Und deswegen hat sich Quantität sozusagen als ein Ersatzkritierium für Qualität etabliert, nach dem Motto: „Only a busy teacher is a good teacher.“
News4teachers: Also gilt der Aufwand quasi als Qualitätsmerkmal?
Wisniewski: Ganz genau.
News4teachers: Richtet sich Ihr Buch vor allem an Lehrkräfte? Oder wen hatten Sie im Kopf, als Sie es geschrieben hatten?
Wisniewski: Das Buch richtet sich grundsätzlich an alle Menschen im Schulsystem – denn Veränderungen betreffen immer mehrere Ebenen. Das gilt auch für die De-Implementierung. Wir haben in erster Linie aus unserer Erfahrung aus Supervision und Coaching heraus an Lehrerinnen und Lehrer gedacht. Und zwar an diejenigen, die nicht lernen wollen, besser mit Stress umzugehen, indem sie etwa Yoga-Kurse oder Achtsamkeitstrainings absolvieren, sondern die, die schlicht weniger Stress haben möchten.
News4teachers: Wenn ich jetzt Lehrerin wäre und denken würde: De-Implementierung ist ein Thema, das mich anspricht. Wie und wo fange ich an?
Wisniewski: Ich würde empfehlen, zunächst die eigene Arbeitszeit zu analysieren, für vier Wochen zum Beispiel genau zu erfassen: Was mache ich wann, wie lange? Denn da spielt oft eine gefühlte Wahrheit mit. Lehrkräfte und Arbeitszeit – das ist wirklich ein spezielles Thema. Und erst, wenn ich einen realistischen Überblick habe, würde ich im nächsten Schritt hinterfragen: Was von dem, was viel Zeit frisst, ist eigentlich sinnvoll? Da kann man dann gerne auf Forschungsergebnisse zurückgreifen – aber es gibt auch andere Datenquellen, die helfen können.
News4teachers: Gehen wir noch mal zu dem Beispiel Korrekturaufwand. Wenn ich jetzt als Einzelperson feststelle, das frisst total viel Zeit, könnte ich an diesem Punkt überhaupt etwas verändern? Oder müsste das ein gemeinsamer Prozess im Kollegium sein?
Wisniewski: Bei dem spezifischen Thema der Korrekturen ist es tatsächlich sehr schwer, allein etwas zu verändern. Da ist es sicherlich sinnvoll, solche Themen im Kollegium oder in bestimmten Gremien abzustimmen. Denn wenn ich alleine losgehe und sage „Ich reduziere das jetzt, weil es keinen Sinn ergibt“, stößt man schnell an institutionelle Grenzen. Oder wie ich es vorhin beschrieben habe, empfindet man dann Scham oder Schuld, weil man es anders macht als der Rest.
News4teachers: Also lieber gemeinsam starten – oder zumindest mit kleinen Schritten beginnen?
Wisniewski: Absolut. Sich zusammenzutun ist immer eine gute Idee. Zusammenarbeit schafft mehr Spielräume, um Sinnloses zu reduzieren.
News4teachers: Gab es denn Rückmeldungen zum Buch aus der Praxis, haben Sie Feedback bekommen?
Wisniewski: Ja, sehr viel – mehr, als wir erwartet hätten. Auch der Verlag war überrascht. Viele Leserinnen und Leser sagten: „Endlich beschreibt mal jemand systematisch, was wir schon lange fühlen.“ Das war ein häufiges Feedback. Aber sobald es um konkrete Praktiken geht – wie Korrekturen, Differenzierung oder auch die Dekoration von Klassenzimmern – kommt oft ein deutliches „Ja, aber…“. Viele stimmen uns im Prinzip zu: Weniger ist mehr. Aber sobald es an Dinge geht, die das eigene Selbstverständnis als Lehrkraft berühren, wird es emotional. Das ist auch gut so. Deshalb haben wir dem Thema Widerstand ein ganzes Kapitel gewidmet. Denn nur durch Kritik entsteht echte Reflexion. Manche werfen uns vor, wir würden die Wirksamkeit von Maßnahmen verabsolutieren und nicht messbare Ziele von Schule ignorieren. Das ist aber aus meiner Sicht ein Missverständnis – denn das Ziel ist ja gerade, mehr Raum für das Wesentliche zu schaffen. Ganz gleich, ob es messbar ist oder nicht.
News4teachers: Sie haben gerade die Dekoration von Klassenzimmern angesprochen – können Sie das kurz erläutern?
Wisniewski: Studien zeigen ziemlich deutlich, dass zu viel Dekoration, vor allem mit viel Information – Wortlisten, Regelplakate, Poster – die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigt. Besonders bei Kindern mit ohnehin eingeschränkter Aufmerksamkeit, aber auch bei anderen. Wenn man Kinder fragt, was eigentlich alles im Klassenzimmer hängt, können sie das oft gar nicht sagen, es bleibt schlicht nicht präsent. Und es bringt nachweislich keinen Lerngewinn. Das Gegenargument lautet oft: Aber Schüler sollen sich doch wohlfühlen! Und natürlich, ein Klassenzimmer soll nicht steril oder unfreundlich sein. Aber Räume können auch mit minimalistischer Gestaltung ansprechend sein. Wir wissen übrigens gar nicht genau, was Kinder wirklich als angenehm empfinden, vieles sind Alltagstheorien von Erwachsenen. Was uns wichtig ist: Es geht nicht darum, etwas zu verbieten, sondern um den riesigen Zeitaufwand, den Lehrkräfte – oft Grundschullehrkräfte – in etwas investieren, das keine nachweislich positiven Effekte hat oder – wie in diesem Fall – sogar schadet. Und ja – wenn Sie das veröffentlichen, wird es in den Kommentaren wahrscheinlich wieder emotional.
News4teachers: Spannend, welche Themen emotional aufgeladen sind.
Wisniewski: Es sind vor allem solche, die mit dem Selbstkonzept zu tun haben.
News4teachers: Sie haben ja auch einen eigenen Podcast mit dem Titel „Psychologie fürs Klassenzimmer“. Der läuft jetzt seit 2022. Wie sind Sie auf die Idee gekommen und warum waren Sie überzeugt, dass dies ein Thema ist, das Lehrerinnen und Lehrer interessiert?
Wisniewski: Um ehrlich zu sein: Ich war gar nicht so überzeugt, dass das viele interessieren würde. Mich hat einfach genervt, dass der Bildungsdiskurs so oft von doktrinären Stimmen und Buzzword-Produzenten dominiert wird. Ich wollte diesen Stimmen auch aus einer gewissen Genervtheit heraus etwas entgegensetzen – Forschungsergebnisse statt Schlagworte. Mich hat interessiert: Was ist wirklich belegt? Und was ist nur Gerede? Das war die Motivation. Die Psychologie liefert so viele relevante Erkenntnisse – und trotzdem kommt in der Schulpraxis wenig davon an. Ich habe oft gedacht: Schade, dass ich das nicht wusste, als ich selbst noch Lehrer war.
News4teachers: Was zum Beispiel?
Wisniewski: Zum Beispiel im Bereich Unterrichtsstörungen. Hätte ich damals mehr gewusst über gesicherte Erkenntnisse zur Prävention, wäre für mich als damaligem Berufsanfänger vieles einfacher gewesen. Und ich habe besonders Freude an Studien, die verbreitete pädagogische Annahmen hinterfragen und weit verbreitete Annahmen nicht stützen. Das kommt häufiger vor, als man denkt.
News4teachers: Und warum das Format Podcast?
Wisniewski: Es war einfach praktisch – unkompliziert, niedrigschwellig. Dass es irgendwann so viele Hörerinnen und Hörer werden würden, hat mich selbst überrascht.
News4teachers: Sie haben schon angedeutet, wonach Sie Themen auswählen. Aber haben Sie auch ein Gesamtkonzept oder schauen sich an, welche Themen besonders gut ankommen?
Wisniewski: Das Schöne ist, es ist nach wie vor ein Ein-Mann-Projekt, ich bin völlig frei und kann auch die Themen völlig frei wählen. Manchmal stoße ich zufällig auf Studien, manchmal suche ich gezielt. Oft kommen auch Themenvorschläge von Hörerinnen und Hörern. Wichtig sind für mich zwei Dinge: methodische Qualität und praktische Relevanz für den Schulalltag. Je relevanter, desto besser kommen die Folgen an. Besonders gefragt waren bisher die Episoden zu Unterrichtsqualität, Motivation, Unterrichtsstörungen und – passend zum heutigen Thema – De-Implementierung.
News4teachers: Haben Sie denn schon Ideen für neue Folgen? Wird es eine dritte Staffel geben?
Wisniewski: Ja, ich hoffe auf eine dritte Staffel im Herbst. Aber ich will noch nicht zu viel spoilern. Ich kann vielleicht so viel sagen, dass ich schon ein paar weit verbreitete pädagogische Mythem im Kopf habe, die ich mir genauer ansehen werde. Laura Millmann, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview
Im März 2025 ist sein Buch „Weniger macht Schule: Wie De-Implementierung schulische Freiräume schafft“ erschienen, das er zusammen mit seiner Co-Autorin Barbara Gottschling verfasst hat.
