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Mehr Jugendliche ohne Schulabschluss – und wie eine Lehrerin sich dagegen stemmt („Wir sind hier nicht die Resterampe“)

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BERLIN. Die Zahl der Jugendlichen, die ohne Abschluss die Schule verlassen, ist auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. 62.000 Schülerinnen und Schüler haben 2023/2024 in Deutschland ohne Hauptschul- oder vergleichbares Zeugnis die Schule verlassen – das sind 7,8 Prozent aller Abgängerinnen und Abgänger. Doch es gibt auch Gegenbeispiele: Jugendliche, die die Wende gerade noch geschafft haben. Wie kann das gelingen?

Auf der Kippe (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Weißer Anzug, breite Schultern, stolzer Blick: So steht Gabriel an diesem Tag auf der Bühne seiner Schule. Er ist Klassenbester – und das in einer Klasse, in der zunächst niemand mehr an einen Schulabschluss geglaubt hatte. Sein Vater hatte ihm versprochen: Wenn er Klassenbester wird, bekommt er den weißen Anzug. Gabriel hat Wort gehalten, und der Vater auch. Dass er diesen Weg einmal gehen würde, war lange ungewiss.

Denn Gabriel war (so berichtet es der SWR) drauf und dran, ohne Abschluss dazustehen. Aggressionen, familiäre Probleme, Drogen – die Liste der Hindernisse ist lang. „In der siebten, achten Klasse habe ich halt immer kurzsichtig gedacht. Ich habe nicht an die Konsequenzen meiner Taten gedacht“, erzählt er. Damals sei er „ziemlich reizbar“ gewesen, auch mal gegenüber Lehrkräften. „Das Familiendasein hat sich eben so ausgewirkt, dass ich die Konzentration auf mich selber verloren habe.“ Ein klassischer Abbrecher? Gabriel sagt heute: Nein. Irgendwann hat es „klick“ gemacht.

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Wie viele Jugendliche sind betroffen?

Sein Schicksal steht exemplarisch für ein wachsendes Problem in Deutschland. Nach Daten des Statistischen Bundesamts haben im Schuljahr 2023/2024 rund 62.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen – so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp 56.000. Damit liegt die Quote bei 7,8 Prozent, im Vergleich zu 5,5 Prozent im Jahr 2013/2014.

Im historischen Vergleich zeigt sich: Es ist kein kurzfristiges Phänomen. Bereits 2006 waren es mehr als 75.000 Jugendliche, die ohne Abschluss blieben – damals entsprach das einem Anteil von acht Prozent. Danach gingen die Zahlen einige Jahre zurück, bis die Entwicklung sich umkehrte. Seit 2013 steigt der Anteil wieder an, mit Ausnahme der Corona-Jahre, in denen statistische Sondereffekte eine Rolle spielten.

Was diese Zahlen bedeuten, formulierte Sahra Wagenknecht, Vorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), drastisch: „Jedes Jahr ein großes Fußballstadion mit Schülern ohne Schulabschluss – das ist ein Armutszeugnis für das Bildungssystem und hausgemachter Fachkräftemangel, wenn solche Potenziale verschenkt werden.“ Sie fordert einen Bildungsgipfel im Kanzleramt.

Wie konnte Gabriel trotz allem erfolgreich sein?

Dass die Statistik keine Schicksalsfrage sein muss, beweist Gabriel. Er hat die Kurve gekriegt – in der sogenannten KoA-Klasse („Keine/r ohne Abschluss“) an der Realschule Plus in Idar-Oberstein. Dieses Projekt in Rheinland-Pfalz ist für Jugendliche gedacht, die schon einmal gescheitert sind. Hier sitzen nur 15 Schülerinnen und Schüler, betreut von zwei Lehrkräften, in Räumen mit Sport- und Ruheecke.

Der Ansatz: kleine Lerngruppen, enge Betreuung, enge Verzahnung mit der Praxis. Gabriel absolvierte zwei Tage pro Woche ein Praktikum – unter anderem bei der Grünpflege einer Stadtverwaltung. „Ich hatte schon Bock auf das Schuljahr und ich wusste auch, dass ich es durchziehe“, sagt er rückblickend. Sein Plan: eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer, später vielleicht ein eigener Betrieb. Für ihn war entscheidend: „Der Schulabschluss ist für mich selbst. Sobald man das gecheckt hat, dass es für sich selbst und nicht für jemand anderen ist, dann macht man das automatisch alles besser.“

Welche Ursachen sehen Experten für das Problem?

Warum aber gelingt es so vielen Jugendlichen nicht wie Gabriel? Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, verweist auf fehlende Sprachkenntnisse, mangelnde Zugehörigkeitsgefühle oder schlicht fehlende Motivation. „Und dann gibt es diejenigen, die nicht die nötige Motivation haben, weil unsere Gesellschaft ihnen ja auch andere Optionen bietet“, so Düll. Dazu gehöre, dass man auch ohne Abschluss Geld verdienen könne – wenn auch nur als Hilfskraft.

Der Bildungsforscher Prof. Kai Maaz vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation sieht die Verantwortung nicht allein bei den Schülerinnen und Schülern. „Ausgetragen werden darf das nicht auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen“, mahnt er. Lernen baue auf Gelerntem auf, fehlende Basiskompetenzen ließen sich später kaum aufholen. Maaz fordert eine frühere Förderung, noch vor dem Schuleintritt. Außerdem brauche es spezifische Angebote für Jugendliche, die erst spät nach Deutschland gekommen sind und im Schulsystem keine Chance mehr hatten, Fuß zu fassen.

Welche Folgen hat die Entwicklung für die Gesellschaft?

Die Zahlen lassen aufhorchen – nicht nur wegen der individuellen Schicksale. Experten warnen vor massiven gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen. Laut Statistiken ist etwa ein Drittel der Langzeitarbeitslosen ohne Schulabschluss. Ein weiteres Drittel hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. In Zeiten, in denen über Fachkräftemangel geklagt wird, verschärft das Problem die Lage zusätzlich.

Für Wagenknecht ist das „hausgemachter Fachkräftemangel“. Doch auch andere Bildungspolitikerinnen und -politiker betonen, dass es nicht bei Schuldzuweisungen bleiben darf. Ohne gezielte Programme für gefährdete Jugendliche – wie in Rheinland-Pfalz – werde sich die Spirale weiterdrehen.

Was macht Lehrerin Julia Molter anders?

Genau hier setzt die Arbeit von Julia Molter an. Die 38-jährige Lehrerin und Konrektorin übernahm vor zwei Jahren die KoA-Klasse in Idar-Oberstein. Wie eine konventionelle Lehrkraft wirkt sie nicht: Sie trägt Tattoos, macht Pole-Dance, geht schießen – und hat zwei französische Bulldoggen, die sie regelmäßig mit in die Schule nimmt. Eine davon ist ein Therapiehund. „Meine Hündin ist ein ganz großer Gamechanger, weil da meistens der Zugang zu den Schülerinnen und Schülern besser gelegt ist“, erzählt sie. Manche kämen nur wegen des Hundes in die Schule – und blieben dann auch für den Unterricht.

Julia Molter betont gegenüber dem Sender SWR3: „Wir sind hier nicht die Resterampe.“ Ihre Schülerinnen und Schüler seien „Härtefälle“: psychische Belastungen, Drogen, Straffälligkeit, schwierige Familien. „Die bräuchten einfach jemand, der da ist, der nebendran ist, der ihnen hilft, zurück ins Geschehen zu kommen. Mehr bräuchten sie nicht.“

Wie sieht der Unterricht in Julias Klasse konkret aus?

Für Lehrkräfte interessant: Julia Molter kann ihren Unterricht viel freier gestalten, weil ihre Schülerinnen und Schüler die Regelschule bereits durchlaufen haben. Sie nutzt diese Freiheit, um praxisnahe Projekte einzubauen. Mal kümmert sich die Klasse um den Schulgarten, mal probiert sie sich in Musikprojekten aus. Der Unterricht ist dadurch lebensnah, projektorientiert und orientiert sich an den Interessen der Jugendlichen.

Hinzu kommt die besondere Struktur der KoA-Klasse: kleine Gruppen, Doppelbesetzung durch zwei Lehrkräfte, drei Tage Unterricht und zwei Tage Jahrespraktikum in Betrieben. Die Jugendlichen können so nicht nur schulisches Lernen nachholen, sondern auch direkt Erfahrungen im Berufsleben sammeln – und im besten Fall nahtlos in eine Ausbildung wechseln.

Die Gestaltung der Klassenräume trägt zur Atmosphäre bei: Neben Arbeitsplätzen gibt es eine Sport- und eine Ruheecke, die Rückzug und Bewegung ermöglichen. Gerade für junge Menschen mit Belastungen oder Konzentrationsproblemen ist das ein entscheidender Faktor.

Julia Molter betont die Bedeutung von Geradlinigkeit und Strenge im angepassten Rahmen. Viele Jugendliche hätten zuvor das Gefühl gehabt, dass niemand klare Grenzen setzt. Mit Verbindlichkeit und gleichzeitig Verständnis schafft sie eine Struktur, in der Lernen wieder möglich wird.

Zentral ist für die Lehrerin die Beziehungsarbeit. Ihre Bulldogge ist dabei oft Türöffner. Doch auch sie selbst geht bewusst auf die Jugendlichen zu, nimmt ihre Biografien ernst und zeigt, dass sie an jeden Einzelnen glaubt. „Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn einem etappenweise ein normaler Schulalltag schwer fällt.“ Ihre Haltung: Es geht nicht darum, vergangene Fehler abzustrafen, sondern Chancen neu zu eröffnen.

Worum geht es am Ende geht: Chancengerechtigkeit

Julia Molter macht klar, worum es ihr im Kern geht: Chancengerechtigkeit. Sie sagt: „Nicht jeder hat die gleichen Chancen. Sei es gesundheitlich, sei es sozial, sei es familiär, wie auch immer. Und nicht jeder hat die gleichen Voraussetzungen und Bildung muss da irgendwie einen anderen Weg einschlagen, damit man eben erst mal gleiche Voraussetzungen schaffen kann. Und da muss man eben auf diese verschiedenen Bedürfnisse auch eingehen können und gleiche Chancen generieren können.“ News4teachers / mit Material der dpa

Zahl der Schulabbrecher halbieren! Kultusministerinnen von CDU, SPD und Grünen definieren Bildungsziele bis 2035

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AvL
3 Tage zuvor

Immer mehr Schüler und Schülerinnen verlassen in Deutschen die Schule ohne einen Schulabschluss. Dies ist indirekt die Folge einer nicht strukturierten Vermittlung des Lesen bis zum Ende der ersten Klasse. Das Erlernen des Lesen wird dabei häufig als Elternaufgabe auf diese abgeschoben, ohne dass diese in Teilen ausreiched Zeit oder gar über unzureichende oder gar keine Lesekompetenz verfügen. In der Folge wurden durch die Zunahme der Methode einer selbstgesteuerten Leselernvermittlung durch die Schüler die Ergebnisse immer schlechter, siehe Iglu-Lesestudien in der zeitlichen Abfolge der Jahre. Ein Viertel der Kinder erreichte 2021 beim Lesen nicht den international festgelegten Mindeststandard, der für das weitere erfolgreiche Lernen nötig wäre. Das geht aus der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU 2021) hervor, die am 16. Mai 2023 veröffentlicht wurde. Die internationale IGLU-Studie bestätigt damit die Befunde des nationalen IQB-Bildungstrends 2021. Entsprechend erreichen nachfolgend Kinder der Neunten Klassen nicht die erforderlichen Standard, um einen Schulabschluss zuerlangen. Bundesweit 32,5 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Fach Deutsch erreichen nicht den Mindeststandard im Lesen für den MSA, 16 Prozent mehr als sieben Jahre zuvor. Das geht aus dem IQB-Bildungstrend 2022 zu den sprachlichen Kompetenzen hervor. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern.
https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/iqb-bildungstrend-die-wichtigsten-ergebnisse/#die-wichtigsten-ergebnisse-zum-iqb-bildungstrend-2022

ed840
3 Tage zuvor
Antwortet  AvL

Diese großen Unterschiede gibt es auch bei den Quoten junger Meschen, die ohne Schulabschluss und Berufsausbildung bleiben.

Nurmalso
2 Tage zuvor
Antwortet  AvL

Selbst wenn in den Grundschulen das Lesen nicht oder nicht ausreichend vermittelt würde, wo bleibt dann die Verantwortung der Lehrkräfte der weiterführenden Schulen? 10 Schuljahre durchlaufen Schülerinnen und Schüler das Bildungssystem!!! Erst die Basiskompetenz, dann die Lektüre

Lera
2 Tage zuvor
Antwortet  Nurmalso

… genau, sie durchlaufen es, und laufen, und laufen… leider lesen/schreiben/rechnen sie nicht (gut), aber egal, lass sie laufen.

Denn das allerschlimmste, absolute Oh-Oh-No-Go wäre es natürlich;

den Schüler nicht weiterlaufen zu lassen. (Ist das da hinten der Abgrund? … Egal!)

AvL
2 Tage zuvor
Antwortet  Lera

…….und dann können die noch nicht einmal einfache Kochrezepte lesen, oder Einkaufsmerkzettel schreiben, es sein denn, jemand aus dem privaten Umfeld nimmt sich ein Herz und hilft diesen Menschen flüssig lesen zu lernen, damit diese am Leben teilnehmen können, sich weiterbilden können.

nurmalso
2 Tage zuvor
Antwortet  Nurmalso

That’s not me!!
Bitte neuen Nick auswählen…
nurmalso, the original one

Nurmalso
2 Tage zuvor
Antwortet  nurmalso

Sorry, habe den Nick auch schon länger, melde mich nur selten. Habe übrigens das Gleiche letzte Woche von Ihnen gedacht. Aber kein Problem, suche mir einen anderen Nick

nurmalso
2 Tage zuvor
Antwortet  Nurmalso

Das ist aber mal eine freundliche Antwort. Danke.

nurMalso
1 Tag zuvor
Antwortet  nurmalso

???

Ich_bin_neu_hier
2 Tage zuvor
Antwortet  Nurmalso

“…wo bleibt dann die Verantwortung der Lehrkräfte der weiterführenden Schulen?”

Diese Verantwortung konzentriert sich zunächst auf die möglichst erfolgreiche Vermittlung der vorgesehenen Inhalte des eigenen Lehrplans. Die erfolgreiche Vermittlung von Basiskompetenzen (“Lesenlernen” usw.) in der Primarstufe wird dort schlicht vorausgesetzt, weshalb auch kaum oder gar keine Ressourcen bereitgestellt werden, um das später nachzuholen – es wäre auch extrem schwierig, das so spät noch zu nachzuholen. Deshalb konzentrieren sich ja gerade wissenschaftliche Forderungen auf eine Förderung schon im Vorschulalter: Das dürfte nach jetzigen Stand die einzige Möglichkeit sein, dem Problem beizukommen.

Selbstverständlich dürfen Sie gerne anderer Meinung sein. Ich hätte da nur eine Bitte: Weisen Sie bitte zunächst nach, dass eine entsprechende Förderung durch die weiterführenden Schulen a) mit den vorhandenen Ressourcen sinnvoll durchführbar und b) hinreichend Erfolg versprechend ist – bevor Sie ein allgemeines Versagen und eine nicht wahrgenomme Verantwortung feststellen. Danke.

Spoiler: Das können weiterführende Schulen in der aktuellen Konstellation und mit den derzeit vorhandenen Mitteln nicht leisten und sehr vermutlich gar nicht leisten – die entsprechende Förderung (und die dafür benötigten Ressourcen) sollten auf das Vorschulalter und den Primärbereich konzentriert werden, da sie dort effizienter eingesetzt sind und mehr (bzw. überhaupt etwas) bewirken.

Nurmalso
2 Tage zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

… und wie soll die Vermittlung der „eigenen Lehrpläne erfolgen, wenn die Basiskompetenz Lesen fehlt? Lässt man also betreffende Schülerinnen und Schüler ein paar Jahre blöd rumsitzen?… bis sie als Schulverweigerer auffällig werden?

Rüdiger Vehrenkamp
2 Tage zuvor
Antwortet  Nurmalso

Das ist doch politisch genau so gewollt. Das Sitzenbleiben ist doch fast nicht mehr möglich. Hier hätten Schüler die Möglichkeit, entsprechende Lücken zu füllen und zu wiederholen. Stattdessen rücken sie in weiterführenden Schulen auf anderer Niveaustufe in die nächste Klasse auf.

In Hauptschulen hatte man viel mehr Spielraum, Basics nachzuholen. Aber seit Jahren wird gepredigt, es sei ganz toll, wenn alle Niveaus in einer Klasse sitzen und von einer einzigen Lehrkraft „individuell gefördert werden“. Es war doch klar, dass das nicht funktionieren kann.

447
2 Tage zuvor
Antwortet  Nurmalso

“Verantwortung” ?

Verantwortung habe ich für Dinge, über die ich KONTROLLE ausüben kann.

Anwendungsbeispiel:
Egal wie nass die Straße ist und wie müde ich selbst bin – es ist meine Verantwortung, mein Auto (über das ich die KONTROLLE ausübe) verkehrssicher zu führen.

Auf den Unfug in Ihrer Unterstellung bezogen:

Da ich KEINERLEI Kontrolle über das effektive Verhalten von Schülern habe (lesen Sie mal Schulrecht), bin ich auch nicht für deren äufig aktive Bildungsverweigerung verantwortlich.

Ziemlich genau zwei Meter von mir entfernt stehen zwei fetter Bücher zum Selberschreiben – grob eine DINA4-Seite pro Schultag Notizen (und das sind nur die krassesten Fälle, die ich zur Eigensicherung handschriftlich mache, damit sie nicht “verloren gehen” können im Ernstfall).

Wofür ich VERANTWORTLICH bin, ist richtigen, lehrplankonformen Unterricht anzubieten – und auf SuS einzugehen bzw. die “Holpflicht” in Sek I zu dokumentieren.

Das mache ich natürlich.

Nurmalso
2 Tage zuvor
Antwortet  447

Dann schreiben Sie weiter

447
1 Tag zuvor
Antwortet  Nurmalso

Aber sicher, darauf können Sie sich verlassen.

AvL
2 Tage zuvor
Antwortet  Nurmalso

Nur mal so zur Erläuterung der Problematik: Diese Kinder, die bis zum Ende der dritten Klasse nicht gelernt haben automatisiert, also flüssig zu lesen, die bleiben dann in der gesamten weiteren Schullaufbahn hinter den gleichaltrigen Schülern und Schülerinnen zurück, denn es gelingt ihnen nicht sich Wissensinhalte im gleichen Umfang und in der gleichen Inhaltstiefe anzueignen wie die gleichaltrigen, guten Leser. In den nachfolgenden Schuljahren wird der Abstand zu den guten Lesern immer größer. Der sogenannte Matthäus-Effekt, siehe Keith Stanovich, schlägt über diesen Lebensabschnitt der Schullaufbahn voll und nachhaltig durch, wenn es nicht gelingt flüssiges Lesen bis zum Ende der ersten Klasse zu vermitteln.

AvL
2 Tage zuvor
Antwortet  Nurmalso

Alte Volksweisheit: Was Hänschen nicht lernte lernt Hans nimmer mehr.

unverzagte
2 Tage zuvor
Antwortet  AvL

Hans aus einem weisen Volk verhindert mit diesem Irrtum lediglich seinen Lernerfolg .

Schröder
1 Tag zuvor
Antwortet  AvL

Kaum ein Kind liest gern Bücher wenn es Filmchen schauen kann!

AvL
3 Tage zuvor

“in Deutschland die Schule” sollte da stehen.

ed840
3 Tage zuvor

Diese KoA-Klasse erscheint mir ähnlich wie das BVJ-Neustart.
Allerdings würden nach meinen Informationen junge Menschen, die einen ESA über eine KoA-Klasse erwerben statistisch als “mit Abschluss” erfasst, die Pendants mit ESA übers BVJ als “ohne Abschluss”, da Schulabschlüsse im beruflichen Schulwesen in den gängigen Statistiken außen vor bleiben.

Hans Malz
2 Tage zuvor

So was Ähnliches hatten wir in NRW früher auch (BUS Klassen). War aber zu teuer und wurde deshalb abgeschafft … tja.

Ich war damals einer, der ziemlich stark dagegen protestiert hat, aber was weiß ich schon. Bin gespannt, wann Frau Feller das lobend erwähnt und das für NRW fordert.

dickebank
2 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

Apropos Bus, die zahl der Fahrzeuge, die bei der TÜV-Prüfung durchfallen wächst ja auch.
Liegt das evtl. daran, dass sich das Flottenalter allmählich dem Zeitraum für die Vollzeitschulpflicht annähert?

Hans Malz
2 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Also mein Alter ist ohne Mängel drüber und der ist nicht mehr schulfplichtig. Alles eine Frage der Pflege.

dickebank
2 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

Sach datt ma den Erziehungsunbefähigten.

dickebank
1 Tag zuvor
Antwortet  Hans Malz

Und, hat der die Erstzulassung als BuS oder doch als (Tr)Abi erhalten. Bleibt die Frage, ob er noch Kindergeld erhält:)

Andrea Gorecki
2 Tage zuvor

Die Beschreibung dieser besonderen Klasse klingt ziemlich genau wie das, was früher in der Hauptschule gemacht wurde.

DerechteNorden
2 Tage zuvor
Antwortet  Andrea Gorecki

Welches “Früher”?
Mein Bruder hat den Hauptschulabschluss ganz normal gemacht.
Auch früher gab es schon so etwas wie Jugendaufbauwerk usw. für Kids, die keinen Abschluss geschafft hatten. Hauptschulen waren auch damals schon kein Garant für das Erlangen eines Abschlusses.
Man braucht dafür also gar keine Hauptschulen bzw. ein dreigliedriges Schulsystem, das Kids räumlich voneinander trennt.

Hans Malz
2 Tage zuvor
Antwortet  Andrea Gorecki

Aber die ist doch Pfui Bah.

dickebank
1 Tag zuvor
Antwortet  Hans Malz

Genau, ein ESA an einem GY ist viel, viel wertvoller.

Rüdiger Vehrenkamp
2 Tage zuvor

“Julia Molter betont die Bedeutung von Geradlinigkeit und Strenge im angepassten Rahmen. Viele Jugendliche hätten zuvor das Gefühl gehabt, dass niemand klare Grenzen setzt. Mit Verbindlichkeit und gleichzeitig Verständnis schafft sie eine Struktur, in der Lernen wieder möglich wird.”

Was Frau Molter hier leistet und anspricht, soll andernorts doch dauerhaft abgeschafft werden: Offene Unterrichtsformen in Lernateliers ohne Grenzen, wo Schüler Inhalte und Klausuraufgaben mitbestimmen und nach Lust und Laune ihren Interessen nachgehen, werden doch als die Gamechanger im deutschen Bildungssystem gesehen.

Ich kenne das Klientel, um das es hier geht, denn mit solchen Kindern und Jugendlichen arbeiten wir am meisten zusammen. Um ihnen den richtigen Weg aufzuzeigen, muss dieser stringent und mit wenig Spielraum vorgezeichnet werden. Wahrscheinlich würden davon noch mehr Kinder profitieren, auch wenn der aktuelle Zeitgeist alles abschaffen möchte, was solche Grenzen setzt, werden sie doch als ewig gestrig und autoritär wahrgenommen. Es macht (auch laut Hattie) am meisten aus, WER die Kinder auf diese Wege weist. Das können Lehrkräfte und Sozialarbeiter sein. Ich glaube nicht, dass wir mehr Bildungsgewinner produzieren, wenn Lehrer nur noch Coaches sind und jeder Schüler an seinem iPad von der KI generierte Aufgaben beackert.

Rüdiger Vehrenkamp
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Mit Hattie meinte ich eben diese spezielle Lehrer-Schüler-Beziehung.

Und Sie haben recht mit ihrer Definition des Autoritativbegriffes. Danke für die Richtigstellung.

Xenonstop
2 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Mit Verlaub – eine “Individualisierung” von Aufgabenstellungen oder Lehrinhalten kann und sollte nicht das Ziel von Schule sein.
Bei einer mehrfachen Differenzierung (z. B. unterschiedliche Anforderungsniveaus) bin ich gerne bei Ihnen.
Individualisierungsangebote gibt es im Jahr 2025 im privaten Bereich zuhauf und dort dürfen diese auch gerne bleiben.

447
1 Tag zuvor
Antwortet  Xenonstop

Taschenrechner-Time mit 447:

Wenn das “individualisieren” (!!!) einer Aufgabe 3 Minuten dauert (und das ist schon wahnhaft kurz angesetzt) und in einem Klassenraum 24 bis 28 SuS sitzen und die Stunde 45 Minuten dauert…

Alese20
2 Tage zuvor

Warum muss es denn immer schwarz oder weiß sein? Kinder sind unerschiedlich und brauchen unterschiedliche Dinge. Die Einen mehr Freiheit, um sich zu entfalten und gut lernen zu können, die Anderen mehr Führung und Vorgaben, um überhaupt klar zu kommen. Können denn nicht beide Konzepte koexistieren und die Kids werden der passende Form zugeordnet? Ich finde, es sollten beide Konzeptformen für alle Kids zugänglich sein. Das ist heute leider nicht der Fall.

potschemutschka
1 Tag zuvor
Antwortet  Alese20

Wer entscheidet, nach welchen Kriterien, wie die Kids der passenden Schulform zugeordnet werden? Widerspricht das nicht dem Prinzip der Inklusion? Würde das nicht die Schaffung von “Spezialschule/ -Klassen bedeuten? Werden die Kinder vor der Einschulung getestet, um die passende Schulform zu finden?

Alese20
1 Tag zuvor
Antwortet  potschemutschka

Wie wäre es, wenn das Teil der Empfehlung der Grundschule wäre. Und sollte schon die Grundschule so arbeiten vielleicht Eltern mit Kita zusammen. Das muss kein Bürokratiemonster werden. Wenn es nicht klappt, wechselt man.

Inklusion kann auch innerhalb des jeweiligen Konzepts stattfinden. Autisten wären mit SOL vermutlich auch besser dran. Das wäre ja keine Selektion, sondern an den Lerntyp angepasste Zuordnung.
Warum sollte das eine Spezialschule sein?

potschemutschka
1 Tag zuvor
Antwortet  Alese20

Empfehlung der GS vs. Elternwille – das erinnert an die Diskussionen zur Gym-Empfehlung. Und wann und wie oft kann man wechseln? Wer entscheidet darüber? Gäbe es dann jeweils Parallelklassen mit verschiedener Ausrichtung an einer Schule und die Fachlehrer passen ihren Unterricht jeweils entsprechend an? Naja, warum nicht. Vielleicht findet sich eine Schule, die das mal ausprobiert.

DerechteNorden
2 Tage zuvor

Interessant finde ich die im Text genannte Ursache, dass es ja auch ohne Abschluss ginge.
„Und dann gibt es diejenigen, die nicht die nötige Motivation haben, weil unsere Gesellschaft ihnen ja auch andere Optionen bietet“, so Düll. Dazu gehöre, dass man auch ohne Abschluss Geld verdienen könne – wenn auch nur als Hilfskraft.”
Influenzer*in, Security bei Onkel X, im Laden von Mama und Papa, Tätigkeiten im Familienverband, (nur für Mädchen) Kinder kriegen …

Ganz wichtig sind immer die Eltern. Schule selbst kann nur Angebote machen.

Ich_bin_neu_hier
2 Tage zuvor

“Wie eine konventionelle Lehrkraft wirkt sie nicht: Sie trägt Tattoos, macht Pole-Dance, geht schießen – und hat zwei französische Bulldoggen…”

Wenn dies Voraussetzungen sein sollten, bei dieser Schülerklientel erfolgreich zu sein, bin ich definitiv raus – und die Mehrheit der übrigen Lehrkräfte vermutlich auch.

Ich_bin_neu_hier
2 Tage zuvor

„Und dann gibt es diejenigen, die nicht die nötige Motivation haben, weil unsere Gesellschaft ihnen ja auch andere Optionen bietet“ – Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands

“…und Bildung muss da irgendwie einen anderen Weg einschlagen, damit man eben erst mal gleiche Voraussetzungen schaffen kann.” – Julia Molter, Lehrerin

Mal überlegen: Welche Betrachtungsweise ist wohl Erfolg versprechender und geeigneter, zu einer Lösung des Problems beizutragen?

447
2 Tage zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Sie stellen eine Frage, die nur mit einer Quantenantwort beantwortet werden kann.

Diese lautet gleichzeitig:
Offiziell und in qualitativ guten Medien und Bildungswissenschaftsreports ist die Antwort, dass der psychische Druck durch Noten und autoritäre Lehrer sowie veraltete, nicht “””zeitgemäße””” Methoden (Frontalunterricht!!!1!1, den zwar keiner mehr macht, aber egal) die rein passiv-verantwortungslosen Schüler zusammen mit dem üblen Leistungsdruck der kapitalistischen Gesellschaft zu Opfern macht, denen ihre Bildungsbiographie “zerstört wurde”, die “im Stich gelassen wurden” (wichtig, da immer das Passiv verwenden !)
Daher braucht es Abschaffung von Noten und Fremdbestimmtheit durch Schüler-Eltern- und Bürgerräte, um mit offenen Lernlandschaften und “Gelingensnachweisen” diesen Druck, Stress und diese autoritären Strukturen abzubauen.

In nicht-offiziellen Situationen weiß man häufig nach kurzem Austausch, dass es entweder die (völlig versagenden bzw. oft ihr Kind aktiv schädigenden) Eltern oder aber – und das ist der häufigste Fall- eine Kombination aus Dummheit (die meist noch behebbar wäre) plus Frechheit (nicht auf Lehrer hören, in garnix, also auch nicht in Beratungsfragen) und schlicht persönliches Desinteresse an und aktive, bewusste Entscheidung gegen jeder Form produktiv-relevanten Lernens ist.

Welcher Teil der Quantenantwort sich im sensorisch für Menschen erfassbaren Realraum manifestiert hängt von Ort und Zeit der Fragestellung ab.

Realist
2 Tage zuvor
Antwortet  447

Offiziell und in qualitativ guten Medien und Bildungswissenschaftsreports…”

“In nicht-offiziellen Situationen…”

Kennen wir doch auch von außerhalb der Schule…

Früher hieß es prägnant: “Wessen Brot ich ess’, dessen Lied ich sing'”

Gelbe Tulpe
2 Tage zuvor

SOL, Lesen durch Schreiben und Ganztag werden die Schulabbrecherquote noch erhöhen. Mehr Chaos und Erschöpfung und weniger freie Lernzeit erhöhen kaum die Motivation von Schülern.

Alese20
2 Tage zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Das hängt doch wohl stark vom jeweiligen Kind ab. Meine Tochter würde bei SOL total aufblühen. Das ist während der Homeschoolingzeit sehr aufgefallen.
Wenn Sie auch heute im eigenen Tempo (nicht so oft warten müssen) in einem ruhigen Lernraum arbeiten könnte, wäre sie produktiver und weniger durch den Lärm gestresst. Wenn es dann noch selbstgewählte Gelingensnachweise anstellen von festgelegten Arbeitsterminen gäbe, wäre ihr Glück komplett. Dann würde die Angst wegfallen, dass sie ausgerechnet an diesem Tag -warum auch immer – nicht performt, nicht gegeben.

Also, das kann man pauschal nicht sagen, dass durch SOL gleich alle schlechter würden.

Gelbe Tulpe
2 Tage zuvor
Antwortet  Alese20

Ich stimme Ihnen bzgl. intelligenter Schüler zu, weniger intelligente lernen bei SOL allerdings weniger als bei Frontalunterricht.

Mika
2 Tage zuvor
Antwortet  Alese20

„ Meine Tochter würde bei SOL total aufblühen.“

Das behaupten 95% der Eltern von ihren Kindern 😉
Passt nur meist nicht zu dem, was die Kinder dann in SOL – Phasen tatsächlich tun.

447
1 Tag zuvor
Antwortet  Alese20

Es ist das gleiche, was ich hier seit dem Fernunterricht zu Corona schreibe:

Je mehr Freiheitsgrade Sie einführen, um so mehr kommt raus “wie” ein Schüler wirklich “ist” (zumindest in dem Moment):
Selbstständigkeits-Selma schaut nebenbei das fünfte Lernvideo und schreitet von clickbait zur Anatomie von Dinosauriern zum Elektronenrastermikroskop und Altersbestimmung von Fossilien fort – Khaos-Kevin von gaming- zu “Deutschrap”- zu Echsenmenschen- und xxx-videos.

Sprich: Die Schere wird noch größer.

Und: Khaos-Kevin konnte Selbstständigkeits-Selma oder Mathematik-Malte nicht mehr durch primitive Gossenschläue und/oder Körpereinsatz in den Pausen dominieren.

Distanzunterricht hat das nur im Zeitraffer gezeigt.

Alese20
1 Tag zuvor
Antwortet  447

Ersmalt bedeutet SOL ja nicht, du tust, was du willst, sondern nur wie, in welchem Tempo und wann. Alles unter Aufsicht durch Lernbegleitung, die dafür sorgt, dass nicht nur die Lieblingsfächer gemacht werden.
Sollten dabei Überperformer schneller sein – super. Lass ihn/sie doch früher den Abschluss machen. Die Schere spielt dann keine Rolle, weil es ja gar keinen gemeinsamen Unterricht gibt.

447
12 Stunden zuvor
Antwortet  Alese20

Ihr Wort in Gottes Ohr.

Wird aber nicht so kommen, weil:
1. Sich öffentlich sichtbar (das wäre das große Problem daran) so eine grobe 1%-9%-50%-19%-1%-Verteilung (von oben nach unten) bilden würde.
2. Ganz fix wieder “Zustände” wie vor den äusserst gerechtigkeitsschaffenden Dauerreformen einstellen würde.

Anne
2 Tage zuvor

In meinem Bundesland gibt es das “Produktive Lernen” , ist ähnlich angelegt und läuft erfolgreich.

Unfassbar
2 Tage zuvor
Antwortet  Anne

Definieren Sie mal “erfolgreich”.

Es ist ein Unterschied, ob es bei Ihrem eigenen sehr fleißigen und ehrgeizigen Kind funktioniert, es in Ihrem Unterricht funktioniert, es an Ihrer Schule funktioniert, ob es an allen Schulen der Umgebung funktioniert, ob es in Ihrem gesamten Bundesland funktioniert.

ed840
2 Tage zuvor
Antwortet  Anne

In meinem Bundesland verließen im Schuljahr 2023 ca. 6500 Schüler*innen die allgemeinbildenden Schulen ohne ESA.

Die wären anschließend i.d.R. verpflichtet eine Berufsschule zu besuchen und z.B. ein BVJ zu absolvieren. Es gäbe z.B. auch ein BVJ-Neustart für besonders betreuungsintensive Fälle.

Im Jahr 2023 erwarben auch ca. 3800 junge Menschen einen ESA im beruflichen Schulwesen. Die wirken sich aber nicht auf die Quote der “Schulabbrecher” aus, da dort das berufliche Schulwesen keine Rolle spielt.

Salida
1 Tag zuvor

Tatsächlich erlebe ich relativ wenige Jugendliche, die ohne Abschluss gehen, die wir der junge Mann hier Chancen hatte, diese aber nicht genutzt hat. Ich erlebe eher die, die keine Chance hatten, z. B., weil sie beim Zuzug schon relativ alt waren. Wer Ende Klasse 8 nach D kommt, macht selten den Abschluss in der Regelschulzeit. Gerade hier braucht es gezielte Förderung.

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